Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Titel: Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
Vom Netzwerk:
kümmern.
    Adam kam am späten Nachmittag und brachte gute Nachrichten. Man hatte eine Vereinbarung über Mickey Pettys Entlassung getroffen. Der Transport war für morgen geplant, dann wurde es interessant. Adam tat, als sei es bloß ein ganz normaler Tag in Segue. Layla fühlte sich jedoch noch immer traumatisiert, auch nachdem sie einen Tag ruhig gearbeitet hatte. Zugleich hatte sie das seltsame Gefühl, hierher zu gehören.
    Der Geistertrakt bestand wie ein Hexenplatz aus einem Erdhügel, auf dem winterlich gelbes Gras wuchs. Ein Soldat in Spezialausrüstung stand vor einer harmlos wirkenden Tür Wache, die in die Seite des Hügels geschnitten war. Man brauchte zwei Schlüsselkarten, um hineinzugelangen, und musste sich einem seltsamen Scan unterziehen, für den Adam ruhig stehenblieb.
    »Früher hatten wir einen Geist unter dem Hauptgebäude eingesperrt«, erklärte er, »aber das hat sich nicht bewährt.«
    Das konnte Layla sich vorstellen.
    »An dem Tag, an dem mein Bruder entkommen ist, haben wir drei Personen verloren, deshalb halten wir die Geister jetzt hier draußen. Im Fall eines Angriffs kann das Gebäude komplett abgeriegelt werden. Damit er als Tumulus funktioniert und wir die Wichte gefangen halten können, müssen wir den Trakt etwas verändern.«
    »Wie wollen Sie sie überhaupt herbekommen?« Das schien ihr unmöglich.
    »Indem ich eine neue Abteilung zusammenstelle, die sich dieses Problems annimmt.« Er sah sie an. »Ich wünschte, ich hätte den gesehen, den Sie gestern entdeckt haben.«
    Mit einem kleinen Fahrstuhl fuhren sie unter die Erde und landeten in einem Kontrollraum. Innerhalb des Hexenhügels hielt man die Monster mit Technik in Schach. Drei Soldaten saßen vor eleganten Bildschirmen, ein vierter wartete am Fahrstuhl.
    »Guten Morgen, Rick.«
    Der Angesprochene nickte. »Sir.«
    Layla hob die Kamera. »Darf ich?«
    »Nur als Beleg«, sagte Adam. »Ich möchte Sicherheit und Personal nicht gefährden.«
    Klar. Layla ließ die Kamera sinken.
    Adam gab Rick ein Zeichen. »Mach ihr auf.«
    Gegenüber der Kontrollstation öffnete sich eine riesige Tür, aus der ihnen heftiger Gestank entgegenschlug. Er raubte Layla beinahe das Bewusstsein.
    »Ja, die stinken ziemlich«, bemerkte Adam.
    Die Geister mussten die Veränderung bemerkt haben, denn plötzlich ertönte ein Chor ohrenbetäubender Schreie, die Layla in den Ohren schmerzten. Mit rasendem Herzen stützte sie sich an der Wand ab. Während ihrer Berichterstattung über den Geisterkrieg hatte sie dieses Schreien zwar häufig gehört, doch nur einmal aus solcher Nähe. Noch nie in ihrem Leben war sie so schnell gerannt.
    »Hier unten befinden sich sechzehn Zellen«, erklärte Adam. »Drei sind momentan mit Geistern belegt. Alle männlich. Ihr Nest befand sich in Baltimore. Die Polizei hat sie festgenommen. Vielleicht erinnern Sie sich an die Aufregung in den Nachrichten?«
    Layla nickte. Dabei waren zwei Cops ums Leben gekommen. Sie holte tief Luft, doch ihr Herz beruhigte sich nicht. Sie wollte dort nicht hineingehen. Hatte sie wirklich in verlassenen Straßen, leerstehenden Gebäuden und einem Lagerhaus am Hafen nach ihnen gesucht? Sie musste verrückt gewesen sein.
    Drei Schritte weiter hielt Adam vor einer dicken Scheibe. In Anbetracht des Insassen ging Layla nicht davon aus, dass das Fenster aus Glas bestand.
    Dahinter befand sich ein Geist. Ursprünglich war Layla nach Segue gekommen, um einen Geist zu sehen und Adam und seine Frau zu beschuldigen, diese Geißel über die Menschheit gebracht zu haben. Nachdem sie das Wesen nun aus der Nähe betrachtete, war sie ganz sicher, dass keine weltliche Krankheit oder Droge es erschaffen haben konnte.
    Auf den ersten Blick wirkte sein Gesicht normal, jugendlich. Dann nahm es jedoch eine geduckte Verteidigungshaltung ein, hakte seinen Kiefer aus, riss den Mund weit auf und ließ grausame Zähne daraus hervorwachsen. Seine normalen Menschenaugen wirkten plötzlich hohl und wahnsinnig, seine Haut schien seltsam fahl und schlaff. Verdammt, dieses Wesen war auf keinen Fall menschlich.
    Eigentlich wusste sie das schon von Talia und aus ihren heutigen Studien, doch jetzt stand die Wahrheit direkt vor ihr.
    Ja, Segue und die Regierung belogen die Öffentlichkeit. Lancierten Falschmeldungen und vertuschten die Wahrheit. Doch, wie Khan bei ihrer ersten Begegnung gesagt hatte, war das manchmal besser. Sollte sie, wissend, dass alles nur erdenklich Mögliche getan wurde, die Wahrheit veröffentlichen?

Weitere Kostenlose Bücher