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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
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sind?«
    »Nein.«
    Wütend erhob Adam die Stimme. »Warum? Annabellas Leben ist in Gefahr.«
    »Weißt du, ich glaube, dein Ton gefällt mir nicht«, sagte Zoe, während sie eingehend ihre Haarspitzen untersuchte.
    Auch Custo hätte sie am liebsten geschlagen, aber er ballte die Hände zu Fäusten und zwang sich, freundlich zu sein. »Bitte. Annabella bedeutet mir alles. Sag mir, wohin sie gegangen ist.«
    Zoe seufzte schwer. »Wie spät ist es?«
    »7.14 Uhr«, erwiderte Adam präzise.
    »Ich glaube, das reicht«, sagte Zoe. Sie blickte zu Custo, deutete jedoch auf eine graue Tür. »Sie ist dort drin.«
    Natürlich war die Tür mit einem Code gesichert. Custo kämpfte mit seiner Verzweiflung, während Adam eine Zahlenkombination eingab.
    Die Tür ging auf. Das Licht brannte, der Raum war vollgestellt mit Kisten und Lagermaterial. Keine Spur von Annabella und dem Wolf.
    Vor ihm standen Kathleens Bilder. Sie wirkten zum Leben erwacht, auf allen Gemälden wirkten die Zwielichtlande dynamisch und lebendig. Das größte stellte den dunklen Wald als eine gefährliche Höhle dar, die kraftvoll pulsierte. Wie die Schatten bewegten sich auch die Bäume, hier kam jeder unsichere Reisende vom Weg ab und verschwand.
    Zumindest war sie nicht allein in dem Wald verloren, der Wolf befand sich bei ihr. Bitter, daraufhoffen zu müssen, dass gerade derfür ihre Sicherheit sorgte.
    Abrupt drehte sich Custo zu Adam um. »Die Geister wollen Talias Babys, aber ich konnte nicht herausfinden, wieso. Ich weiß, dass Dr. Powell den Geistern von dem Turm erzählt hat. Du musst Luca warnen.«
    Adams Blick erkaltete, er biss die Zähne zusammen und nickte knapp. »Geh und hol dein Mädchen.«
    Custo griff bereits nach der Magie und durchbrach die Grenze zwischen der sterblichen Welt und dem Jenseits. Beängstigende Euphorie durchströmte seinen Körper, während seine Sinne taub wurden und seine Fähigkeit, die Gedanken anderer zu lesen, erstarb.
    Der Wald war endlos, es gab weder Wege noch Grenzen.
    Wie sollte er sie hier jemals finden?

19
    Annabella stand inmitten des dunklen Waldes. Beim Übergang ins Schattenreich hatte sich ihre Trainingskleidung in das lange Tutu aus Giselle verwandelt. Sie wusste nicht, ob sie selbst das bewirkt hatte oder der Wolf oder eine andere unbekannte Macht aus dem Schattenreich. Wenigstens war sie nicht nackt.
    Der Wolf trieb sie durch die Bäume, wie Hände griffen die Zweige nach ihren Tüllröcken, bis der Stoff in Fetzen an ihren Knöcheln herabhing. Das enge Leibchen war deutlich aufwendiger verziert, als es dem Bauernmädchen aus der Geschichte entsprach. Besetzt mit scharfen Diamanten riss es ihr die Arme auf, während der Wolf sie durch den Wald hetzte. Sie hatte keine Ahnung, wohin.
    Die Blätter um sie herum zitterten, das Rascheln hörte sich an wie Worte. Forschend blickte Annabella über ihre Schulter zurück, was in den dunklen Schatten zwischen den alten Baumstämmen lauerte. Sie konnte die rhythmischen Silben nicht verstehen.
    – gehörtnicht, gehörtnicht, gehörtnicht –
    Die Luft roch intensiv nach Erde und Pflanzen und war von einem fremdartigen Duft durchzogen, der Annabellas Sinne verwirrte und in ihrem Kopf brannte, ihre Erschöpfung und ihren Hunger steigerte und ihre bereits schlechte Stimmung noch verstärkte.
    Sie hasste die Natur. Hasste Erde. Hasste aus ganzer Seele die krabbelnden Tiere, die an solchen Orten lebten. Aber sie würde sich damit abfinden.
    Der Wolf hatte bekommen, was er wollte – sie waren zusammen in den Zwielichtlanden. Mehr würde sie ihm nicht geben. Sie gehörte Custo. Der Wolf war gefangen und nur das zählte. Alle, die ihr etwas bedeuteten, waren in Sicherheit.
    – gehörtnicht, gehörtnicht, gehörtnicht –
    Die flüsternden Stimmen folgten ihnen auf eine Lichtung, eine Wiese, auf der bunte Schmetterlinge schillerten, die nach oben stoben, als sie und der Wolf das Feld betraten.
    In der Mitte stand eine große schlanke Gestalt, die menschlich aussah, aber kein Mensch war. Sie war blass wie das Mondlicht, hatte feine lange Haare, die ihr bis zur Taille reichten, und große schwarze Katzenaugen. Sie bewegte sich majestätisch, wobei ihr Kleid sie seltsam umfloss. Eine Königin. Annabella spürte ihre Eifersucht wie einen falschen Ton, einen schlechten Geruch oder eine unangenehme Berührung.
    »Sie gehört nicht hierher, Jäger«, erklärte die Frau, ihre Stimme klang wie ein Seufzen im Wind.
    Der Wolf nahm die Gestalt eines Mannes an, der am ganzen

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