Zwielichtlande
versucht, die Knochen der Ärztin einem dieser stinkenden Geister vorzuwerfen und beiden zu geben, was sie wollten.
Dr. Powell presste die Lippen aufeinander und bewahrte ihr Geheimnis für sich.
»Wie hast du Kontakt zu den Geistern aufgenommen?«
Talias Telefon . »Ich habe doch gerade gesagt, dass ich keinen Kontakt mit den Geistern hatte.«
Adam musste Talias Anrufliste durchgehen. »Welchen Vorteil hast du davon?«
Den letzten Becher Unsterblichkeit. Ich will nicht sterben. Bin einmal ganz kurz davor gewesen. »Das habe ich dir bereits gesagt. Ich weigere mich, die Frage noch einmal zu beantworten. Ich verlange einen Anwalt.«
Unsterblichkeit? War das immer noch möglich?
Adam hatte ihm von der Spucke des Dämons erzählt, die lebende Tote schuf, eine Perversion des Heiligen Grals. Anscheinend war immer noch etwas davon übrig, vielleicht hatte man sie vom Boden der Styx , einem Schiff, gekratzt. Jeder war verführbar; wer wollte nicht jung bleiben, für immer leben? Offenbar hatte Spencer Gillian in Segue angeheuert, sie umgarnt. Ihr Erlebnis mit dem Tod hatte ein Übriges getan. Anscheinend hatte sie vergessen, wie grausam das Leben als Geist war.
»Wir sind hier fast fertig«, sagte Custo. »Ich weiß, dass das unangenehm ist, aber ich muss diese Fragen stellen. Das ist Routine. Heute Morgen habe ich gerade eine Einheit Soldaten verhört.«
Sie wand sich auf ihrem Stuhl.
»Was wollen die Geister?«
Dr. Powell musterte ihre Fingernägel – Talias Babys . Die Geister wollen Talias Kinder – , dann sah sie auf, blickte ihn mit unschuldigem Blick an und zuckte die Schultern.
Custo drehte den Kopf zur Seite, damit sie seinen angewiderten Ausdruck nicht sah. Die Frau war eine Bedrohung, schlimmer als die Geister, denn als Mensch musste sie noch einen Funken Menschlichkeit in sich tragen. Talias Babys waren etwas Besonderes, wie Talia selbst, aber Kinder zu rauben, war einfach mehr als widerlich. Und dabei zu helfen, nicht weniger verwerflich. Zumindest war jetzt klar, welche Gefahr Talia und ihren ungeborenen Kinder drohte.
Custo lächelte die Ärztin schief an. »Wann hattest du zum letzten Mal Kontakt mit den Geistern?«
Gestern. Am Turm. Ich musste den Geistern davon berichten . Aber sie sagte: »Ich hatte nie irgendeine Form von Kontakt mit den Geistern.«
Custo wurde ganz ruhig, kalte Angst kroch sein Rückgrat herauf. »Und wieso hast du ihnen dann von dem Turm berichtet?«
Dr. Powell biss die Zähne zusammen, verschränkte die Arme und sah ihn voller Misstrauen an.
Richtig. Letzteres hatte sie nicht ausgesprochen. Jetzt hatte er es vermasselt. Mist.
Custo rieb sich über den Schädel, um seine Durchblutung anzuregen. Er musste nachdenken, einen Weg finden, das wieder einzurenken. Wahrscheinlich musste er auf ganz andere Themen ausweichen und sich von …
Da brach ein Alarm los und hallte ohrenbetäubend laut von den Betonmauern wider.
Custos Konzentration war dahin. Sein Blick zuckte zu dem Beobachtungsfenster, aber von dieser Seite aus konnte er nicht hindurchsehen. Dann suchte er nach Adams Gedanken, um herauszufinden, was geschehen war.
Doch Adam befand sich nicht mehr in dem Beobachtungsraum. Er war außerhalb des Warteraums und dachte intensiv Annabella ist weg. Annabella ist weg.
Custo schoss hoch und stürzte zur Tür. Er schlingerte um die Ecke. Als er den Hauptflur erreichte, rannte er.
Wie hatte ihm entgehen können, dass Annabella verschwunden war? Es hatte keine alarmierenden Schreie gegeben, keine Kampfgeräusche. Das hätte er bemerkt. Hatte man sie überwältigt? Er war zu sehr von dem Verhör abgelenkt gewesen, hatte sich ganz auf eine Sache, auf eine Person konzentriert und womöglich für einen Augenblick den Rest der Welt vergessen. Einen unglücklichen Moment lang.
Er lief an einem Soldaten vorbei, schrie, »Nehmt Dr. Powell fest«, und rannte weiter.
Im Rhythmus mit seinem hämmernden Herzen tönte jeder Schritt Anna, Anna, Anna, Anna .
Custo las Adams Gedanken, damit er auf die Situation vorbereitet war. Er konnte Adam kaum verstehen, der sich ermahnte, dass er keine Frauen schlagen dürfe.
Als Custo einen großen Keller betrat und Adam im Streit mit Zoe vorfand, verstand er den Grund. Der gelbe Aufzug fuhr herunter und brachte eine Einheit Soldaten, die auf den Alarm reagiert hatten.
»Du meinst, der Wolf war bei ihr?«, fragte Adam harsch.
Zoe wickelte eine Haarsträhne um ihren Finger. »Ja.«
»Aber du willst nicht sagen, wohin sie gegangen
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