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Zwienacht (German Edition)

Zwienacht (German Edition)

Titel: Zwienacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber
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irgendwas?
    Richard schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Warum sollte Krüger hinter dem Anruf stecken?
    „Vielleicht, weil er sauer auf mich ist“, sagte Richard laut. Der Klang seiner eigenen Stimme machte die Stille und die Dunkelheit in der Wohnung ein wenig erträglicher. „Weil Münzberg ihn auf offener Straße angegriffen hat und Krüger in mir einen Verbündeten des Dicken sieht. Möglicherweise hat Sandow Recht und Krüger ist tatsächlich nicht ganz dicht.“
    Das Sichtfenster des Telefons am Boden glühte in einem trüben Grün. Er hatte es nicht abgeschaltet. Langsam und auf allen vieren kroch er auf das Telefon zu, streckte zögernd die Hand aus und vernahm, ehe er es sich ans Ohr hielt, das leise Tuten des Besetztzeichens. Er drückte auf den Ausschaltknopf, brachte es zur Ladestation und starrte es eine Weile in der Erwartung an, dass es erneut klingeln würde.
    „Was ist, wenn ich derjenige bin, der hier nicht ganz dicht ist“, sprach er leise in die Dunkelheit. Er hockte sich auf den Boden und schlang die Arme um seine Knie.
    So wartete er auf das Tageslicht.

    „Was ist denn mit Ihnen los?“ Maria Couto dos Santos blickte mit äußerst sorgenvoller Miene zu ihm auf. Resolut schob sie ihn zur Seite und marschierte in seine Küche. Sie setzte sich auf einen Stuhl und faltete die Hände. „Haben Sie sich schon mal im Spiegel betrachtet. Sie sehen aus, als wäre Ihnen letzte Nacht der Tod persönlich begegnet. Ich denke, wir müssen reden.“
    Richard füllte den Wasserkocher auf und schaltete ihn ein. Er räusperte sich. „Ich schlafe seit geraumer Zeit sehr schlecht.“
    „Das sagten Sie bereits den Sanitätern, als die Sie ins Krankenhaus bringen wollten. Fällt man deshalb auf offener Straße einfach um?“
    Das Wasser begann zu brodeln und Richard musste die Stimme erheben, um das Geräusch zu übertönen. „Ich trinke nicht und nehme auch keine Drogen.“ Er versuchte ein Lächeln, unterließ es aber, weil seine Lippe sofort zu schmerzen begann.
    „Ich erkenne einen Trinker, wenn ich ihn sehe.“ Maria lächelte nicht. „Sie haben kein Alkoholproblem.“
    Vielleicht kommt das als Nächstes, überlegte er, während er Instantkaffee in zwei Tassen schüttete.
    „Wie schlimm sind Ihre Schlafstörungen?“ Ihre Stimme klang etwas versöhnlicher.
    Er seufzte. „Wenn ich ehrlich bin ... sehr schlimm.“
    „Wie lange geht das schon so?“
    „Ein paar Wochen.“ Er hob in gespielter Hilflosigkeit die Schultern und rollte mit den Augen. „Aber dadurch gewinne ich Zeit. Mittlerweile erscheint mir ein Tag so lang wie früher zwei ganze Tage.“
    „Das ist nicht lustig.“ Maria musterte ihn mit einem sehr analytischen Blick, wie er fand. „Haben Sie eine Ahnung, was der Grund für die Schlafstörungen ist?“
    „Nein“, log er. Mit einem Klick schaltete sich der Wasserkocher hinter ihm aus und das Brodeln wurde zu einem leisen Blubbern.
    Er goss das heiße Wasser über das Kaffeepulver und reichte Maria eine Tasse.
    „Waren Sie schon bei einem Arzt?“
    Er beobachtete, wie sie drei gehäufte Löffel Zucker in den Kaffee tat.
    „Ja.“ Er zögerte. „Bei Dr. Busch.“
    „Busch, der Psychiater.“
    „Kennen Sie ihn?“, fragte Richard.
    Maria schüttelte den Kopf. „Nein, nicht persönlich. Ich habe nur von ihm gehört.“ Sie holte seinen Autoschlüssel aus der Kitteltasche hervor und legte ihn auf den Tisch. „Wer ist R. K.?“ Die Portugiesin tippte auf den ledernen Schlüsselanhänger.
    „Der Anhänger stammt noch vom Vorbesitzer. Ich habe den Wagen gebraucht gekauft.“ Er hoffte, dass sich die Worte beiläufig genug angehört hatten.
    Wie hatte er den Schlüsselanhänger mit seinen alten Initialen übersehen können? Es musste daran liegen, dass er den Golf seit seiner Ankunft in Döbeln kaum noch benutzte. Den ledernen Schlüsselanhänger mit den silbernen Initialen hatte er vor zwei Jahren beim Kauf des Wagens als Präsent des Autohauses erhalten. Die Portugiesin schien der Sache aber keine weitere Bedeutung beizumessen.
    „Ich mache mir ernsthafte Sorgen um Sie“, sagte sie. „Ist eine physische Erkrankung denn wirklich auszuschließen?“
    „Dr. Busch hat mir einen Termin für eine Hirn-Tomographie in Dresden besorgt.“
    Maria nickte. Richard hoffte, dass das Thema Schlaflosigkeit, verbunden mit Ohnmachtsanfällen in der Döbelner City, damit beendet war.
    Es gibt mittlerweile nämlich ganz andere Probleme. Bei mir rufen Katzen an.
    Maria blickte auf ihre

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