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Zwilling verzweifelt gesucht

Zwilling verzweifelt gesucht

Titel: Zwilling verzweifelt gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Obrecht
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nur … und jemand hat uns angerufen und gesagt … “
    „ Raus jetzt, beide! “ Marinello hat ein rotes Gesicht. „ Erst sitzt ihr hier stundenlang, ohne zu konsumieren, und dann meint ihr noch, ihr könnt euch einen Spaß mit mir erlauben! Was glaubt ihr denn, wer ihr seid? “
    „ Aber … “ , stottert Alisia.
    Ich springe jetzt selbst auf, packe Alisia am Arm und ziehe sie aus der Eisdiele.
    Denn mir ist schlagartig klar geworden, was doch eigentlich von vorneherein hätte klar sein müssen: Ich kann gar nicht mehr verstehen, wie wir so dumm sein konnten, das nicht zu sehen. Offenbar waren wir selbst so in unsere eigene Detektivgeschichte verstrickt, dass wir es nicht sehen konnten oder wollten.
    Natürlich hat die Anruferin das Mädchen auf dem Plakat schon des Öfteren in der Eisdiele Marinello gesehen. Denn das Mädchen auf dem Plakat bin ja schließlich ich, und ich bin in der Eisdiele Marinello schon lange Stammgast. Und das bedeutet nichts anderes, als dass ich mir erfolglos selbst aufgelauert habe.

Alisia hat zwar anstandshalber gemault und protestiert, mir aber dennoch am Ende geholfen, die ganzen Plakate wieder einzusammeln. Die Pleite mit der Eisdiele ist ihr peinlich. Zwar hätte ich selbst auch auf die Idee kommen müssen, dass die Anruferin mit ihrer Beobachtung ganz einfach mich gemeint hat, aber Alisia ist das Bond Girl, für Logik ist sie zuständig. Ihr dürfen solche Patzer nicht passieren. Wir brechen diese Sache also lieber vollständig ab, ich habe nämlich keine Lust, mich in den nächsten Wochen ständig selbst zu suchen.
    „ Ist sowieso Quatsch “ , erklärt Alisia, als sie die letzten Reißzwecken aus einer Baumrinde pult. „ Sie kann ja in einer ganz anderen Stadt leben. Oder sogar in einem anderen Land. “
    „ Ich finde sie wahrscheinlich nie “ , vermute ich düster. Nun habe ich meine Schwester endgültig verloren, und dazu noch meine Lieblingseisdiele. Denn ins „ Marinello “ werde ich mich nie wieder wagen, solange ich lebe, das ist doch klar.
    „ Warte mal. “ Alisia tastet ihre Jacke ab. „ Mein Handy klingelt. “
    „ Ich höre nichts. “
    „ Ist ja auch auf stumm gestellt. Aber es vibriert. “
    Ich stopfe das Plakat in den Mülleimer. Ein merkwürdiges Gefühl, sein eigenes Foto in den Mülleimer zu stopfen. Als hätte man beschlossen, von heute an ganz anders auszusehen und sein früheres Ich zu vergessen.
    Alisia hat ihr Handy gefunden. Sie dreht sich von mir weg, wie immer, wenn sie telefoniert. Ich sehe nur ihre Mähne wippen.
    „ Hallo! “
    Sie lauscht.
    „ Bist du sicher? “ , fragt sie dann leise. „ Wie heißt du denn? “ Sie wendet sich zu mir um: „ Was zu schreiben, schnell! “ , zischt sie.
    Ich stehe einen Moment lang reglos da, dann zerre ich das alte Plakat wieder aus dem Mülleimer. Es ist natürlich jetzt zerknickt und schmuddelig, aber die Rückseite kann man noch benutzen. Einen Kugelschreiber habe ich einstecken.
    Alisia gestikuliert, ich drehe mich um und bücke mich, damit sie meinen Rücken als Schreibunterlage benutzen kann.
    „ Mara, ja? Gibst du mir deine Nummer? “
    Ich starre auf das Pflaster. Eine zarte Löwenzahnpflanze wagt sich aus einer Ritze. Gut, dass Frau Rabusch nicht in der Nähe ist. Sie macht jeder Unkrautpflanze den Garaus, egal, wie zart sie aussieht.
    „ Alles klar. Ich sag’s ihr. Bis dann. “
    Alisia nimmt den Zettel von meinem Rücken. Ich richte mich auf und sehe sie fragend an. Ihre Miene strahlt Siegesgewissheit aus.
    „ Das war sie! “
    „ Wer? “
    Alisia schüttelt den Kopf, als hätte sie es mit einer Schwachsinnigen zu tun.
    „ Na, deine Schwester! “
    „ Was? “
    Ich mache einen Schritt auf sie zu, zertrete dabei das zarte Löwenzahnpflänzchen. Schnell ziehe ich den Fuß zurück. In mir zittert alles. Die Straßengeräusche dringen wie durch einen Nebel an meine Ohren.
    „ Warum … warum hast du mir das Telefon nicht gegeben? “
    „ Ich wollte dich erst fragen. “
    Manchmal verstehe ich Alisia nicht, obwohl sie meine beste Freundin ist.
    „ Sie heißt Mara “ , erklärt Alisia, während sie den Kugelschreiber in ihrer Jackentasche verstaut. „ Ihren Nachnamen hat sie nicht gesagt. “
    „ Mara? Aber … “ Ich strecke die Hand aus und Alisia zieht den Kugelschreiber wieder hervor, gibt ihn mir widerstrebend zurück. „ Aber ich dachte … “
    „ Es kann ja sein, dass sie einen anderen Namen bekommen hat. Vielleicht haben ihre Eltern sie umgetauft. Sie könnte ganz

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