Zwilling verzweifelt gesucht
und Fabian die Treppe hoch. Die beiden wollen offenbar ihr genial ausgebautes Zimmer vorführen. Hauptsache, sie lassen mein Zimmer in Ruhe – das war nämlich doch nicht aufgeräumt.
„ Wir haben überall LEDs eingebaut “ , verkündet Fabian eben. „ So was haben Sie noch nie gesehen. “
„ Alles automatisch! “ , ergänzt Finn.
Er öffnet schwungvoll die Tür. Nichts geschieht.
„ Mist “ , sagt Fabian. „ Vorhin ging’s noch. “
Ich seufze. So wird das nie was mit Ruhm und Geld.
Meine Brüder tun mir so leid, dass ich in diesem Moment beschließe, ihnen den Rest der Monsterschokolade zu schenken.
Fabian und Finn sind so nett zu mir, dass ich sie beinahe nicht wiedererkenne. Sie verzeihen mir glatt, dass ich die halbe Monsterschokolade allein aufgefuttert habe, und erklären, dass ihnen ja eigentlich nur hundert Gramm zustehen. Und dann teilen wir uns den Rest, während das Suchprogramm alle erdenklichen Datensammlungen nach Jochen Rabusch durchforstet.
„ An die große Firma und den leitenden Posten glaube ich echt nicht “ , erklärt Fabian nach einer Weile. „ Wenn der wichtig wäre, würden wir ihn finden. Wichtige Leute tauchen im Internet immer auf. “
„ Vielleicht hat er seinen Namen geändert “ , schlage ich vor.
„ Dann haben wir keine Chance “ , erklärt Finn düster. „ Aber das glaube ich nicht. Wer ändert schon seinen Namen? “
„ Agenten “ , schlägt Fabian vor. „ Und Leute, die heiraten. Die Frauen meistens. “
„ Jedenfalls ist er doo f “ , stelle ich fest. „ Man kann doch nicht einfach seine Mutter im Stich lassen. Man muss die doch ab und zu besuchen oder wenigstens anrufen. “
„ Wer weiß, wie fies die zu ihm war “ , brummt Fabian, der im Gegensatz zu mir die nette Seite von Frau Rabusch noch nicht kennt, aber dennoch mit Begeisterung ihre Schokolade mampft.
Dann habe ich eine Idee.
„ Was ist mit den Brüdern? “
„ Welche Brüder? “
Von den sechs Wolfsbrüdern habe ich noch gar nichts erzählt. Meine Brüder hören mir atemlos zu. Das liegt vermutlich daran, dass von Wölfen die Rede ist. Wenn es Dackelbrüder wären oder Hyänenbrüder, dann hätten sie wahrscheinlich nicht so viel Interesse.
„ Die finden wir “ , erklärt Finn. „ Wir müssen nur den Mädchennamen von Frau Rabusch wissen. “
„ Wieso? Hieß die anders? “
„ War sie nicht verheiratet? “
„ Weiß ich nicht. Über einen Mann redet sie nicht. “
„ Finde das raus. “
Für zwei zwölfjährige Jungs ist alles offenbar ganz einfach. Aber wie soll ich das bitte anstellen, so ganz allein?
In diesem Moment erklingt im unteren Stockwerk wildes Geknurre und Gekläffe. Jana oder Jule oder beide schreien wie am Spieß. Wir rasen die Treppe runter.
Mops und Moppel streiten sich. Mops liegt unten und grollt wie ein Tiger, während Moppel über ihm steht, die Zähne gefletscht, Mord in den Augen.
„ Moppel! “ , brülle ich ihn an.
Fabian hat ihn schon am Halsband gepackt und zieht ihn hoch.
„ Mops hat angefangen “ , berichtet Jana schluchzend. „ Er ist einfach auf ihn losgegangen, einfach so. “
„ Warum das denn? “ , frage ich Mops wütend, aber der liegt immer noch auf dem Rücken, und seine Augen quellen ihm fast aus dem Kopf.
Fabian stellt Moppel auf den Boden. Sofort springt Mops auf und geht wieder auf seinen Bruder los.
„ Die drehen ja völlig durch “ , stellt Finn fest. „ Man kann doch nicht so auf seinen Bruder losgehen. “
Er prügelt sich zwar auch öfter mit Fabian, aber das scheint nicht so ernst zu sein. Fabian hebt Moppel wieder hoch und setzt ihn mir auf den Arm.
„ Nimm ihn mit in dein Zimmer “ , kommandiert er. „ Pass auf, dass Mops nicht reinkommt. “
Ich trage Moppel also die Treppe hoch. Er zittert am ganzen Körper. Mops bleibt unten stehen, ein zorniger, fletschender Wolfsbruder.
Apropos Wolfsbrüder …
„ Kein Problem. Wir machen einfach eine Umfrage für die Schule “ , erklärt Alisia.
Da sich in der Sache mit S2 nichts mehr bewegt – der Fall ist für Alisia abgeschlossen –, kann sie sich auf das nächste Thema stürzen: die Suche nach Frau Rabuschs Familie.
Es ist ein bisschen schwierig, sich in meinem Zimmer zu konzentrieren, weil Moppel die ganze Zeit im Kreis um uns herum oder in einer Abkürzung zwischen uns durchläuft, von Zeit zu Zeit an der Tür stehen bleibt, kratzt und kläfft.
„ Wie stellst du dir das vor? “ , frage ich Alisia. „ Sollen wir ihr sagen, dass wir in
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