Zwilling verzweifelt gesucht

der Schule alle nach ihren verschollenen Wolfsbrüdern suchen wollen? “
    „ Quatsch. “ Alisa schüttelt ungeduldig den Kopf. „ Wir machen eine Umfrage dazu, ob Frauen heutzutage ihren Mädchennamen behalten sollen, wenn sie heiraten, oder nicht. “
    Ich sehe Alisia beeindruckt an.
    „ Aber deswegen muss sie uns nicht sagen, wie sie früher hieß “ , wende ich ein. „ Wenn sie anders hieß. “
    „ Das ergibt sich dann. Wir fragen sie bei der Gelegenheit einfach direkt danach. “
    Ich schnappe Moppel am Halsband und halte ihn fest.
    „ Jetzt leg dich doch mal hin. Das hält ja kein Mensch aus. “
    „ Was ist denn mit dem los? “ Alisia drückt sich das stumpfe Bleistiftende in ihre Unterlippe und betrachtet den hechelnden Hund. „ Hat er was? “
    „ Er will kämpfen. Mit Mops. “
    „ Warum? “
    „ Keine Ahnung. Aber die beiden vertragen sich nicht mehr. “
    „ Blöd. “
    Alisia streckt die Hand nach Moppel aus, aber der wirft ihr nur einen angenervten Seitenblick zu und kratzt wieder an der Tür.
    „ Komisch. “ Alisia kratzt sich mit dem Bleistift am Kopf. „ Jedenfalls machen wir Fortschritte. S2 haben wir immerhin gefunden. “
    „ Vielleicht. “
    „ Glaubst du nicht daran? “
    Ich zucke mit den Schultern.
    „ Wenn ihr euch nicht vertragt, ist es auch nicht schlimm “ , erklärt Alisia tröstend. „ Ihr müsst ja nicht dauernd zusammenhängen. Sie wohnt sowieso nicht bei dir. Vielleicht könnt ihr euch ja gar nicht leiden. So was gibt’s. Sieh dir Mops und Moppel an, die sind auch Zwillinge. “
    „ Fünflinge “ , verbessere ich tonlos.
    „ Jedenfalls macht es nichts, wenn ihr euch nicht vertragt. Du kannst sie kennenlernen und trotzdem einfach so weiterleben wie bisher… “ Sie holt kurz Luft. „ Du hast ja immer noch mich. “
    Ich sehe sie an.
    Alisia, die starke, schlaue Alisia, hat Angst vor meiner Zwillingsschwester!
    „ Beste Freundinnen sind sowieso besser “ , erkläre ich. „ Weil man sich die selbst ausgesucht hat. “
    Alisia legt mir den Arm um die Schultern, nur ganz kurz, dann lässt sie mich los und wird wieder sachlich.
    „ Ich bereite die Fragebögen vor, dann geht es los. “
    „ Was geht los? “
    „ Die Umfrage. Wegen der Mädchennamen. “
    „ Aber wir machen doch gar keine Umfrage. “
    „ Aber wir tun so, als würden wir. “
    „ Okay. “
    Moppel springt an der Tür hoch und versucht, die Klinke runterzudrücken. Er bellt. Von unten bellt es zurück. Ich habe keine Ahnung, worüber sich die beiden Hunde gestritten haben. Ich wusste noch nicht einmal, dass sich Hundegeschwister so streiten können. Ich glaube, ich muss einen dieser Hundefachleute aus dem Fernsehen anrufen und fragen, was man tun kann. Vielleicht gibt es irgendeinen Trick, mit dessen Hilfe man die Tiere wieder zusammenbringt, Leckerlis im richtigen Moment oder so. Wenn nicht, haben wir ein echtes Problem.
    Jetzt bellen beide Hunde wie verrückt, einer oben, einer unten. Sie versuchen sich gegenseitig zu übertönen. Finn und Fabian stürzen aus ihrem Zimmer und brüllen die Hunde an, einen oben, einen unten. Die Babys fangen an zu schreien. Jule oder Jana kreischt. Der Krawallator stimmt „ Aber Heidschi Bumbeidschi bum bum “ an.

    Alisia liegt auf dem Bauch und lacht sich kaputt. So kann nur jemand lachen, bei dem es zu Hause immer viel zu still ist.
    „ Vielleicht solltest du Moppel mitnehmen “ , schlage ich vor.
    „ Vergiss es. Meine Mutter kriegt die Krise. Wir dürfen bei uns keinen Hund halten. “
    Ich schnappe Moppel, nehme ihn auf den Arm und halte ihm die Schnauze zu. Alisia wischt sich die Lachtränen aus den Augen, sie schnieft. Ich sehe aus dem Fenster. Ein älterer Mann radelt an unserem Haus vorbei. Er sieht herüber, verdreht den Hals soweit es geht und prallt deswegen fast gegen die grüne Tonne, die etwas zu weit in der Straße steht. Ich seufze. Seit der Fernsehsendung vorgestern Abend glotzen die Leute unser Haus an. Und wenn meine Geschwister im Garten sind, kommen manche sogar an den Zaun und bitten um Autogramme. Offenbar ist am Donnerstag nur in einem kleinen Teil der Stadt der Strom ausgefallen. Es ist unheimlich, weil wir die Sendung selbst nicht gesehen haben und nicht wissen können, was die anderen Leute jetzt von uns wissen.
    Na ja, wenn ich im Garten bin, interessiert das keinen. Die Leute wissen ja gar nicht, dass ich auch hier wohne.
    Und weil das Leben eben nicht nur aus Detektivarbeit besteht – jedenfalls, wenn man kein