Zwillinge -Gut durch Schwangerschaft, Geburt und erstes Lebensjahr
Kinder frühestens gegen Ende des neunten Lebensmonats mit Daumen und Zeigefinger wie mit einer Pinzette kleinste Steinchen und Brotkrümel aufheben und einer eingehenden Untersuchung unterziehen. Dies nennt man den Pinzettengriff.
Gezieltes Greifen führt schon mal dazu, dass Zwillinge sich gegenseitig den Schnuller aus dem Mund ziehen und versuchen, ihn in den eigenen Mund zu stecken. Oder, wie es bei meinen Zwillingen einmal vorkam, kurzerhand der eine ein dem anderen aus dem Mund herausragendes Brotstück greift, um es selbst genüsslich aufzuessen!
Jeder in seinem Tempo
Ihre Zwillinge können, müssen sich aber nicht parallel entwickeln. Die Entwicklung der Grobmotorik ist ein reifungsbedingter Prozess, daher ist es nicht verwunderlich, wenn dieser Prozess bei eineiigen Zwillingen weitgehend zeitgleich auftritt. Aber auch für zweieiige Zwillinge gilt das Prinzip der gegenseitigen Anregung. Beginnt ein Zwilling zu robben, wird dem anderen bewusst, dass so etwas überhaupt geht, und er wird dadurch ermuntert, es selbst auszuprobieren. Andererseits lässt sich häufig beobachten, dass sich eine Art Rollenverteilung zwischen den Kindern ergibt. Ein Kind erledigt das grobmotorische Spektrum, während das andere Kind sich eher der Feinmotorik zuwendet. Dies ging in einem Fall auch so weit, dass ein Zwilling, der immer unterwegs war, dem anderen, der in Ruhe irgendwo lag, ein Spielzeug vorbeibrachte. Was den Kindern, die heute um einiges älter sind, nicht geschadet hat. Beide bewegen sich und sind zufrieden in der Welt. Seien Sie also beruhigt, wenn Sie bei Ihren Kindern auch solche Besonderheiten feststellen!
Die Beziehung zur Umwelt und zum Geschwister
Immer mehr wächst das Verständnis für Sprache als Mittel der Kommunikation. Sprachlaute werden imitiert und Sie bemerken, wie Ihre Kinder auf bestimmte Worte wie z. B. ihren eigenen Namen oder auch ein klares „Nein“ reagieren. Einfache Fragen, wie „Wo ist der Ball?“, werden dadurch beantwortet, dass man sich dorthin wendet oder zeigt. Beim Anschauen eines Bilderbuchs werden Ihre Kinder in der nächsten Zeit bereits auf die Dinge deuten können, die Sie gerade nennen.
Erste Silben werden zu Klangketten wie „bababa“ und „gagaga“ zusammengefügt und das Sprechen Ihrer Kinder ähnelt in Melodie, Sprachrhythmus und Redefluss immer mehr einer Sprache, wenn auch einer sehr exotischen. Beide werden sich weiter gerne miteinander„unterhalten“ und merken durchaus, dass Sie als Erwachsene nicht verstehen, um was es nun genau geht! Ab und an wird es Ihnen passieren, dass das wechselseitige Plaudern Ihrer Zwillinge und lautstarkes Lachen plötzlich stoppt, sobald Sie in Erscheinung treten. Aus großen Augen strahlen Ihre Kinder Sie dann an – und schweigen hartnäckig, bis Sie das Zimmer wieder verlassen. Wie gerne hätte man in so einem Moment verstanden, was eigentlich besprochen wurde!
Lautstärke wird variiert. Lautes Schreien wechselt sich mit leisem Flüstern ab und das größte Vergnügen der Kinder ist gesichert, wenn Sie dies imitieren.
Gefühle der Kinder äußern sich verstärkt nach außen durch Mimik. Freude und Ärger, aber auch Angst, Traurigkeit oder Neugier sind deutlich am Gesichtsausdruck zu erkennen. Dazu kommt, dass Babys in dieser Zeit beginnen, die Gefühle anderer einzuschätzen und nachzuahmen. Erste Anzeichen von Mitgefühl zeigen sich, wenn mitgeweint wird, wenn der Bruder oder die Schwester weinen. Man steckt sich sozusagen mit Gefühlen an.
Erstes Fremdeln
Einer der großen Meilensteine in dieser Zeit ist die Unterscheidung, die die Kinder nun zum ersten Mal zwischen bekannten und unbekannten Personen treffen – das Fremdeln oder auch Trennungsangst genannt. Ihre Kinder werden sich Fremden gegenüber vielleicht schüchtern und ängstlich zeigen, besonders wenn sie müde oder aufgeregt sind. Sie verstehen nun, dass es vertraute Menschen gibt und solche, die sie eben nicht kennen. Zum Teil reagieren die Kinder auch auf eine fremde Umgebung ängstlicher als vorher.
Manche Babys haben keine Probleme mit dem Loslassen, andere schon – das hängt vom Charakter ab. Es kann sein, dass eines Ihrer Kinder völlig unbeeindruckt bleibt, wenn es in fremder Umgebung ist, während der Bruder oder die Schwester sich an Sie klammert. Meist allerdings durchleben Zwillinge diese Phase ähnlich, vermutlich stecken sie sich auch in dieser Gefühlslage gegenseitig an. Andererseits bieten sie sich gegenseitig Sicherheit und flüchten
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