Zwillingsblut (German Edition)
Wissen in ihren Augen zurückzukehren und den Wahnsinn zu vertreiben.
Immer noch leicht benommen, trunken von dem Blut und dem berauschenden Sex, stand Maeve auf. Das Blut auf ihrer ansonsten makellosen Haut unterstrich die Weiße und betonte ihren Alabasterleib ebenso wie ihre Haare, die nahezu in einem identischen Farbton funkelten. Erst das Blut des Jungen schien sie zu vervollkommnen. Die heidnische Göttin der Todeslust.
Schon früh war den Menschen klar gewesen, dass Geburt und Tod, Lust und Vernichtung Hand in Hand gingen. Ob Maeve so alt war wie die Legenden und Sagen um die großen Göttinnen der Liebe und des Todes vermochte Edward nicht zu schätzen, wusste aber, dass die Vampirkönigin ihnen in nichts nachstand.
Mit einer Bewegung ihrer Hand scheuchte die Königin Xylos dazu, die Leiche wegzuschaffen. Achtlos warf sich der Vampir die leere Hülle des Sterblichen über die Schulter, beachtete nicht, wie ähnliche der Tote ihm sah: Der eine tot, der andere ein Gott unter den Frauen. Anmutig trotz seiner Last verließ Xylos unter den Blicken der Königin den Raum. Erst dann wandte sich Maeve ihrem Gast zu.
»Du schon wieder?!« Sie maß Edward von oben bis unten, bevor sie eine ihrer perfekten, rötlichen Augenbrauen hob. »Sind die 10 Jahre schon wieder um?«
Sie schlenderte betont gelangweilt um ihn herum und Edward widerstand dem Drang der Königin mit dem Blick zu folgen. Ihre tänzelnden Schritte hatten schon viele Unsterbliche um den Verstand gebracht, ebenso der Schwung ihrer Hüfte, die Betonung ihres weiblichen Pos und ihre Leidenschaft.
Doch er roch den Sterblichen an ihr, aus jeder Pore ihres Körpers strömten sein Duft, seine Lust, seine Liebe und sein Tod.
Erbärmlich!
Er bedurfte keiner weiteren Erinnerung an den Einsatz in diesem Spiel.
»Die zehn Jahre sind in der Tat um!« entgegnete er und ließ sie durch seine Betonung und seinen Blick wissen, dass der Ablauf der Frist der einzige Grund war, warum er sie aufsuchte.
»Die Umwandlung?«
»Bereits geschehen.«
»Ahhh!« Ihre kleine rosige Zunge befeuchtete anmutig langsam ihre Lippen, die einladend glänzten. Eine sinnliche Geste, die an ihn verschwendet war. Trotzdem lachte sie leise, als könne sie seinen Widerwillen spüren. Sie liebte es zu spielen – und dieses Spiel besonders.
Darin stand sie ihrer Schwester in nichts nach.
»Hat meine Schwester die Sterbliche kontrolliert?«, erkundigte sie sich und nur jemand, der sie so lange kannte wie Edward, konnte erkennen, dass die Königin besorgt war. – Wie alle zehn Jahre für kurze Zeit.
»Sie ist dabei gewesen«, bestätigte Edward mit einem gleichmütigen Nicken.
»Ja!«, bestätigte auch die Stimme Mornas. Edward gab sich Mühe, seine Überraschung nicht zu zeigen. Die wenigsten Unsterblichen konnten ihn überraschen. Dass es der Hexe trotz seiner Wachsamkeit gelungen war, erstaunte ihn.
Morna kicherte leise. Objektiv ein vergnügtes, auf vielen Ebenen erfreutes Geräusch. Oder eine Herausforderung. Edward widerstand nur mühsam dem spontanen Drang, ihr den Hals umzudrehen.
»Ach Edward, mein schöner, verärgerter Liebling!«, gurrte die Hexe beim Näherkommen. »Du bist immer noch böse auf mich?« Sie machte eine Frage aus ihrer Feststellung und warf ihre langen, roten Haare nach hinten. Sie waren ebenso seidig, wie die ihrer Zwillingsschwester. Ihre hohen Wangenknochen und die leicht schräg stehenden, grünen Augen betonten ein herzförmiges, makelloses Gesicht und ließen Morna jung und unschuldig aussehen.
»Dabei könntest du alles haben!«, flüsterte sie, als verrate sie ihm ein verbotenes Geheimnis. »Immer noch, Edward… Immer noch …« Sie ließ ihre Stimme effektvoll verklingen und schenkte ihm ein verlockendes Lächeln, das mehr als den Himmel versprach.
Stumm verfluchte Edward den Tag, an dem ihre Aufmerksamkeit auf ihn gefallen war. An dem letzten Tag, an dem er noch Hoffnung gehabt hatte.
Als Morna ihre Hand ausstreckte, um ihn zu berühren, bewegte er sich schnell. Nicht schnell genug, denn mit einer spielerischen Bewegung strich sie seinen bloßen Unterarm entlang und hatte ihre Finger in Sicherheit gebracht, bevor er sie wegschlagen konnte. Dieses Mal klang ihr Lachen hochmütig und triumphierend.
»Ach, Edward! Es ist immer wieder eine Freude, dich bei mir zu haben!«, behauptete sie. »Du bist immer noch ebenso schön wie früher, wenn du wütend bist. Weißt du noch damals…?« Ihr Lachen entblößte ihre ebenmäßigen Zähne. Die Zähne
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