Zwillingsblut (German Edition)
mit ihr tanzte, gab es keinen Ort der Sicherheit. Nirgendwo konnte sie sich vor seinem Blick oder den gehörten Worten verstecken – und das Letzte, was sie wollte, war kopflos wegzulaufen.
Sie musste sich nur kontrollieren! Sich und ihre aufgewühlten Gefühle. Stattdessen lenkte der Tanz ihre Aufmerksamkeit auf die leichte Berührung seiner Finger, die sie faszinierte, die verhaltene Zärtlichkeit, wenn er sie führte, sich ihre Hände fanden und wieder losließen. Ihre Nerven prickelten, verstärkten ihr Bewusstsein und jede seiner Berührungen wurde ein Versprechen, das sich in den Bewegungen des Tanzes widerspiegelte. Sie fühlte die Versuchung nachzugeben und zu glauben, dass er sie – und zwar nur sie – zu seiner Frau haben wollte. Jede seiner Gesten unterstützte diese Botschaft, ließ die Verlockung anwachsen. Beinahe hätte Sofia erleichtert aufgeatmet, als die Musik endlich endete und sie stehen bleiben konnte. Doch die Versuchung leuchtete ihr noch immer aus seinen Augen entgegen.
»Darf ich um den nächsten Tanz bitten?« Xylos Stimme riss Sofia aus ihrer Verzauberung.
»Nein!«, behauptete Edward entschlossen und versperrte dem Callboy den Weg.
Sofia erstarrte innerlich. Zu oft hatten andere Menschen über Sofia und ihr Leben bestimmt, hatten sie um ihr Leben betrogen und ihr Vertrauen ausgenutzt! Der Protest, welcher in ihr Aufstieg war wie ein Urtrieb um Selbstständigkeit und Freiheit. Ohne das ihre Gedanken den Umweg über den Verstand nahmen, protestierte Sofia: »Ich bin immer noch eine eigenständige Persönlichkeit und treffe meine Entscheidungen selber!«, fauchte Sofia Edward wütend an, als der Schmerz über all die Ungerechtigkeiten in ihrem Leben aus ihr hervorbrachen und für Sekunden den Verstand ausschalteten.
»ICH weiß dass, Mädchen! Und ICH weiß das zu schätzen!«, betonte Xylos, doch Sofia war bereits an ihm vorbeigegangen, ließ ihn und Edward stehen und platzierte sich in einer ruhige Ecke des Raumes.
Edward sah ihr nach, schockiert über den verletzten Ausdruck, den er für Sekunden in ihren Augen gesehen hatte. Einen Schmerz, den sie tief und sorgfältig in ihrem Inneren vergraben hatte, damit ihn niemand sehen konnte … aber er lauerte stets darauf auszubrechen, weil er nie geheilt war.
»Ganz schön arrogant die Kleine!«, kommentierte Xylos und sah der Vampirin hinterher. Sein Gesichtsausdruck spiegelte deutlich seinen Entschluss wieder, ihr zu zeigen, dass sie trotz ihrer Schönheit ein Nichts war.
Edward schüttelte den Kopf. Es sah Xylos ähnlich jeder Frau zu unterstellen, sie sei arrogant oder benutze ihr Äußeres als Waffe. Trotzdem war der Callboy nicht zu unterschätzen! »Was willst du?«
»Du hast Maeve und Morna angelogen«, flüsterte Xylos leise.
Edward musterte ihn verächtlich.
»Du hast nicht gesagt, dass die Kleine noch eine Jungfrau war.« Xylos musterte sein Gegenüber aufmerksam. Wenn sein Verdacht stimmte, hatte er nach Jahrhunderten endlich eine Möglichkeit gefunden, den Magistraten zu erpressen. »Du hast in dieser Nacht gar nicht mit ihr geschlafen, nicht wahr?«
Edward gelang es, seine Überraschung in ein Lachen umzuwandeln. Mit einem anzüglichen Grinsen in Richtung seines Geschöpfs meinte er: »Glaubst du wirklich, ich hätte darauf verzichtet?«
»Und jetzt bist du an einem Nachschlag interessiert?« Xylos beobachtete Edward und ärgerte sich, weil der sich nicht aus der Ruhe bringen ließ. »Es warja auch nichts Halbes und nichts Ganzes in der Gasse, nicht wahr? Was denkst du, ist sie eher zärtlich? Devot? Oder eine reißende Löwin im Bett?« Xylos warf einen Blick Richtung Sofia. »Ich tippe auf devot.«
Sofia beobachtete die beiden und ärgerte sich über sich selber, weil sie geflohen war. Was sprachen sie? Offensichtlich unterhielten sie sich über sie. Aber was? Ärgerlicherweise war der Hörsinn der Vampire nicht halb so gut, wie sie gehofft hatte, oder ihr fehlte die Übung.
Und dieser Joel ist auch verschwunden!
»Ich weiß, dass sie dir gehört, Edward. – Es sei denn, sie verstößt gegen die Regeln.«
»Die sie nicht einmal kennt!«
»Dafür hat sie ja dich!«, meinte Xylos höhnisch und herablassend. So als zweifele er daran, dass sich Edward wirklich etwas aus seinem Geschöpf machte.
Diese Herausforderung konnte Edward nicht ignorieren! »Ja, dafür hat sie mich!« Und er würde dafür sorgen, dass Sofia nichts geschah!
»Aber in einem Jahr wird sie mir gehören. Und zwar egal, ob sie
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