Zwillingsblut (German Edition)
Universum.
»Scheißkerl!«, murmelte sie, doch in ihrer Stimme klang unverkennbare Erregung mit. »Verdammt lebhafte Fantasie!«
Xylos ahnte, dass Sofia immer noch den Geruch der Hexe in der Nase hatte, ihr Blut immer noch von den fiktiven Berührungen der Königin kochte. »Es hat dich angemacht. Nicht nur die Fantasie, auch die Realität mit mir und den anderen Frauen hat dir gefallen. ICH habe dir gefallen«, behauptete er.
Sofia versuchte gar nicht erst das Offensichtliche zu leugnen, sondern griff ein anderes – das realste – Thema auf. »Du benutzt Frauen als Schafe.«
»Nein, als Lustobjekt und Essen.«
»Gleich viel besser, du Freak!«, kommentierte Sofia sarkastisch. »Brauchst du wirklich so viele Ficksnacks?«
Xylos lachte leise und vergnügt. Diese Unterhaltungen waren wirklich das Beste in den letzten Jahrzehnten. Schließlich fragte er: »Warst du vor deinem Leben nach dem Tod Vegetarier?«
»Nein.« Sofia schüttelte den Kopf.
»Siehst du? Du hattest kein Mitleid mit deinem Essen! Und nichts anderes ist es bei mir auch. Ich esse und genau wie jeder andere Nicht-Vegetarier mag ich verschiedene Sorten.«
»Das sind keine Sorten, das sind Menschen!«
»Ich weiß!«, behauptete der Callboy.
»Außerdem kann man sie auch NACHEINANDER essen!«
»Kommen doch eh in dieselbe Blutbahn!« Er zuckte nonchalant mit den Achseln, als spiele es tatsächlich keine Rolle.
»Wie alt muss man werden, um diese ätzende Einstellung zu bekommen?«
»Ich hatte sie schon immer!«, verkündete Xylos, als sei es etwas, worauf er stolz war.
»Das ist als… als… wenn du einen Menschen degradierst und zu deinem Eigentum machst.« Niemals würde sie den kalten und amüsierten Gesichtsausdruck vergessen, mit dem er sich über die Frauen hergemacht hatte. Erst über die eine, dann über die andere. Es hätte jede Frau sein können – es spielte für Xylos absolut keine Rolle, welche Frau er gerade fickte und von welcher er trank.
»Mehr als Haustiere sind Menschen auch nicht«, meinte er.
»Du meinst Frauen?!« Sofias Tonlage war ausdruckslos und als Xylos ihr nicht widersprach, versuchte sie sich aus seinem Griff zu befreien. Doch mit einem Mal wurden seine Hände zu Klauen, die sie hielten, seine Arme zu Stahlbändern, die sie umschlossen. »Der Tanz ist noch nicht zu Ende!« Seine Stimme war eisig.
»Für mich schon!«, zischte Sofia, doch Xylos reagierte nicht auf ihren Versuch, von ihm fort zu kommen.
Sofia konnte die Wut beinahe körperlich in sich aufsteigen spüren und ihre rechte Hand hatte schon zugeschlagen, bevor ihr Verstand wusste, was ihr Körper tat.
Selbst Xylos hatte den Schlag, der ihn mitten ins Gesicht traf und ihn fast quer durch den Raum warf, nicht kommen sehen. Aber er lachte schon, als er inmitten eines Haufens Vampire zum Stillstand kam. Nicht arrogant, mitfühlend! Nicht unterkühlt, aufbrausend! Dieser Engel war göttlich und so höllisch leicht zu provozieren! Was für einen Spaß er mit ihr haben würde. Irgendwann. Er war unsterblich und konnte warten.
12
Sofia spürte, wie ihr jemand folgte und blickte sich um, obwohl sie längst wusste, wer es war. Edward, groß, elegant und – unberechenbar. Seine Anwesenheit beunruhigte und faszinierte sie gleichermaßen, und ohne ihr Zutun spannten sich ihre Nerven an. Sogar die närrische Sehnsucht, die seine Worte und der Tanz in ihr geweckt hatten, kehrte zurück.
Für Sekunden kämpfte sie nicht nur gegen einen unerklärlichen Fluchttrieb an, sondern auch gegen den Wunsch, zu ihm zu laufen und sich für immer in sein schutzversprechenden Arme zu werfen.
Er kann mich nicht schützen, Noctalyus sagte, Edward sei kaum älter als ich
.
Edward näherte sich dem Engel und seine Wut verflog bei jedem Schritt ein wenig mehr. Das Mondlicht ließ das Blau ihres Kleides fast verschwinden und nur die silbrigen Fäden, die sich eng an ihren Körper schmiegten, strahlen. Das Silber glänzte förmlich mit dem Gold ihrer Haare um die Wette und ließ sie überirdisch erscheinen. Und als sie ihn ansah, vergaß er auch den letzten Rest seiner Wut, weil sie sich nicht an ihr Versprechen gehalten hatte. Ihre Augen waren riesengroß, fast zu groß für ihr Gesicht und glänzten, als kämpfe sie gegen die Tränen. Sie wirkte traurig und allein, während ihr Körper nach ihm zu rufen schien, nach Schutz und Geborgenheit.
Mein verletzlicher Engel, ganz allein unter Feinden!
, dachte er und fühlte sich schäbig, weil es seine Schuld war, dass sie
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