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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich es eben auf andere Art und Weise herausfinden«, beharrte Kacey. »Und es wäre bestimmt weitaus schlimmer für dich, wenn ich mich auf die Suche nach ihm machen müsste.«
    Maribelle starrte auf ihre Hände. »David soll nichts davon erfahren.«
    David Spencer. Der Möchtegern-Freund ihrer Mutter. »Ich werde ihm nichts verraten«, versprach Kacey. »Doch sollte er auf andere Weise davon hören, werde ich nichts bestreiten. Ich bin nicht bereit, auch nur eine Sekunde länger mit dieser Lüge zu leben.«
    »Du bist zornig«, stellte Maribelle mit einer Stimme fest, die kaum mehr war als ein Flüstern.
    »Zornig und enttäuscht. Du hast mich belogen. Mein ganzes Leben lang!«
    »Das tut mir leid. Ehrlich.« Sie blinzelte gegen die Tränen an. »Damals war das anders. Ich war jung. Leicht zu beeindrucken …«
    »Und verheiratet. Vergiss das nicht.«
    Maribelle zuckte zusammen. »Wir hatten Probleme. Zum einen wurde ich einfach nicht schwanger – nicht dass ich das geplant hätte, nein –, und dein Vater, ähm, Stanley und ich … Unsere Ehe war schon damals ziemlich wackelig. Ich hatte Kurse belegt und lernte einen jungen Mediziner kennen, der …« Ihre Stimme verklang, dann fuhr sie fort. »Nun, er war alles, was Stanley nicht war. Wir, ähm, fingen ein Verhältnis an, und gerade als wir beschlossen, dieses zu beenden, wurdest du gezeugt.« Sie sah Kacey mit tränenglitzernden Augen an. »Ich war so glücklich. Eigentlich hatte ich gedacht, ich wäre unfruchtbar, aber ich habe mich nie deswegen untersuchen lassen und Stanley auch nicht, und dann kamst du – ein Wunderkind!« Sie lächelte unter Tränen und hob die Hände. »Es war ein Segen. Zumindest für mich. Sieh dich nur an! Ich hatte mir so sehr ein Baby gewünscht!«
    Kacey dachte an den hart arbeitenden Vater, bei dem sie aufgewachsen war, an die Großeltern, deren Haus sie geerbt hatte, und alles kam ihr plötzlich verkehrt vor. »Dad wird immer –«
    »Ich weiß.« Maribelle schnappte sich ihr Glas und ging in die Küche, wo der Pinot zum Atmen in der offenen Flasche auf dem glänzenden Granittresen stand, den sie erst im letzten Jahr hatte einbauen lassen. Kacey folgte ihr und blieb auf der anderen Seite der Kücheninsel in der Mitte des Raumes stehen. »Soll ich dir nicht doch ein kleines Gläschen einschenken?«, bot Maribelle an und suchte im Küchenschrank nach einem passenden Glas.
    Kacey schüttelte den Kopf. Sie musste klar denken können. Während Maribelle sich mit leicht zittrigen Händen nachgoss, fragte sie noch einmal: »Also, wer ist er, Mom?« Ihre Mutter stellte die Flasche ab. »Ich finde, es steht mir zu, das zu wissen.«
    Ihre Mutter drehte den Stiel in den Händen und beobachtete die kreisende dunkle Flüssigkeit, dann roch sie kurz daran, bevor sie einen Schluck nahm. »Das denke ich auch«, stimmte sie ihrer Tochter schließlich zu. »Ich habe oft daran gedacht, mit dir darüber zu sprechen, aber ich habe es einfach nicht über mich gebracht.«
    »Du hast lieber gelogen.«
    »Nun, sagen wir, ich habe es vermieden, dir die Wahrheit zu sagen. Mit der Zeit wurde es immer leichter, dir etwas vorzumachen, und immer schwerer, einen Weg zu finden. – Nun, letztendlich habe ich beschlossen, es wäre das Beste, es dabei zu belassen.«
    »Ich muss ihn kennenlernen.«
    Maribelle war schockiert. »Oh, nein! Das ist doch alles längst Vergangenheit, und ich möchte ihn oder seine Frau nicht damit behelligen.«
    »Seine Frau?«, wiederholte Kacey.
    »Ja. Seine Frau. Seit … ich glaube ungefähr fünfundvierzig Jahren«, sagte sie mit mehr als nur einer Spur von Bitterkeit.
    »Ich werde herausfinden, wer er ist, egal, ob du es mir sagst oder nicht.«
    »Na prima!« Maribelle war verärgert, aber sie sah, dass Kacey es todernst meinte. Sie holte tief Luft und stieß hervor: »Sein Name ist Gerald Johnson.« Dann blickte sie erwartungsvoll auf, als würde der Name Kacey etwas sagen. Als ihre Tochter nicht reagierte, fügte sie hinzu: »Er ist ein renommierter Herzchirurg, der an der Entwicklung eines speziellen Stents mitgearbeitet hat, und nein, er weiß nichts von dir. Ich war der Ansicht, es wäre besser, ihm nichts zu sagen. Kurze Zeit später ist er mit seiner Familie nach Missoula gezogen.« Sie zuckte die Achseln. »Das ist allgemein bekannt, du kannst es binnen Sekunden im Internet herausfinden; ich gebe hier also keine großen Geheimnisse preis, aber bitte belästige ihn nicht. Er würde das gar nicht schätzen, genauso

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