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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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elend, und er begleitete Trace auch nicht wie sonst auf seiner nachmittäglichen Runde. Sarge zusammengerollt zu seinen Füßen, schlief er augenblicklich auf dem Sofa ein.
    Trace machte sich Sorgen, da der Junge für gewöhnlich so aktiv war, aber schließlich kämpfte er noch immer mit seiner Erkältung oder einem grippalen Infekt oder was auch immer. Jocelyns Tod trug auch nicht gerade zu seiner Besserung bei, genauso wenig wie der Zwischenfall auf dem Pausenhof. Wenigstens hatte er Leanna seit ein paar Tagen nicht mehr erwähnt.
    Vielleicht war es ganz gut, dass er sich jetzt ausruhte. Er ließ das Kind schlafen, doch Sarge bequemte sich dazu, seinem Herrchen zum Füttern in die Ställe zu folgen. Trace hatte die Tiere tagsüber ins Freie gelassen, doch jetzt, da der Himmel langsam dunkel wurde, versorgte er sie und sperrte sie wieder drinnen ein.
    Als er zum Haus zurückkehrte und ein Abendessen in der Pfanne brutzelte, war Eli wach. Sie aßen in der Küche, doch Eli stocherte nur in seinem Essen und ließ den Apfelsaft stehen, den sein Vater ihm eingegossen hatte.
    Als sie fertig waren, stapelte Trace den Abwasch in der Spüle, dann machten sie sich gemeinsam an die Hausaufgaben, doch sie gaben auf, als Eli, hustend und lustlos, zurück aufs Sofa wollte. Trace maß seine Temperatur, die immer noch bei achtunddreißig lag. Er stellte ihn unter die Dusche, erlaubte, dass er eine Limo trank, und steckte ihn ins Bett. Der Junge widersetzte sich nicht, obwohl die Digitaluhr auf seinem Nachttisch erst neunzehn Uhr fünfzehn anzeigte. Für gewöhnlich hätte Eli ein lautes Protestgeheul angestimmt. Heute Abend dagegen war er sofort eingeschlafen.
    Das war tatsächlich ein Grund zur Sorge, einer von vielen.
    Erst als er wieder unten war, fiel ihm auf, dass das rote Lämpchen an seinem Anrufbeantworter blinkte.
    Er drückte auf »Abhören« und vernahm Kaceys Stimme, die sich nach Elis Befinden erkundigte. »Wie nett«, dachte er laut und spielte die Nachricht ein zweites Mal ab, sowohl um ihre Stimme noch einmal zu hören als auch, damit er sich ihre Nummer einprägen konnte. Er überlegte, ob er sie anrufen sollte, um ein wenig zu plaudern, doch als er den Hörer abnahm, zögerte er.
    Worüber willst du denn reden? Übers Wetter? Über Elis blauen Gips? Über die Frau, mit der du ausgegangen bist, die, die ihr so ähnlich sieht? Über Jocelyns Tod? Oder willst du zugeben, dass du letzte Nacht von ihr geträumt hast und mit einem Steifen aufgewacht bist?
    Er dachte an Leanna. Und an Jocelyn.
    Dann legte er den Hörer auf.
     
    »Acacia! Was um alles in der Welt machst du denn hier?«, rief ihre Mutter und schlug ihre Hand vor die Brust.
    Maribelle hatte die Tür zum Gang geöffnet, und ihr Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass sie absolut nicht damit gerechnet hatte, ihre Tochter vor ihrem Drei-Zimmer-Apartment in der Seniorenresidenz vorzufinden.
    »Ich dachte, wir sollten uns unterhalten.«
    »Und am Telefon war das nicht möglich?«, fragte Maribelle vorsichtig und trat von der Schwelle zurück. Sie bat ihre Tochter in ihr Allerheiligstes, doch Kacey spürte, dass sie nicht willkommen war.
    Nun, was für ein Pech,
dachte sie, als sie über den dicken weichen Teppich zu der in gedämpftem Blau bezogenen Couch vor dem sanft flackernden Gaskamin ging. Nur wenige der Einrichtungsgegenstände erinnerten Kacey an ihre Jugend; die meisten Dinge – Bilder, Stühle, Lampen und Tische – waren neu. Ihre Mutter hatte sie erworben, nachdem sie das Haus verkauft und alles, was die neuen Besitzer nicht übernehmen wollten, bei einem Garagenverkauf verscherbelt hatte.
    »Ich wollte dir dabei gern direkt gegenübersitzen«, erklärte Kacey und spürte, wie ihr Herz ein wenig schneller schlug als sonst; sie hatte Maribelle nie unmittelbar die Stirn geboten, aber das hatten ohnehin nur sehr wenige getan, und dann war da noch das Problem mit ihrem nervösen Magen, der sich sofort in einen steinharten Knoten zu verwandeln schien.
    »Kann ich dir eine Tasse Tee oder ein Glas Wein anbieten? Ich habe einen exquisiten Pinot aufgemacht –«
    »Nein, danke, Mom. Ich möchte nur reden.« Sie wärmte sich am Feuer, während Maribelle, in Jeans und goldenem Pullover, mit besorgtem Gesichtsausdruck auf einer Seite der Couch Platz nahm, auf der ein aufgeschlagenes Taschenbuch lag. Ein halb ausgetrunkenes Glas Wein stand auf dem Sofatisch.
    Kacey zog einen Umschlag aus ihrer Handtasche, öffnete ihn und ließ den Inhalt auf den Tisch

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