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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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hielten das Lenkrad umklammert, als er die Auffahrt nahm und dabei den Verkehr hinter ihm im Auge behielt. Ja, ein grauer Sedan folgte ihm, doch das war nicht das fragliche Fahrzeug … nein, der Wagen, der ihm Sorgen bereitete, war ein schwarzes Sportmodell, vielleicht ein BMW  … und der bog
nicht
auf den Highway.
    Gut.
    Erleichtert atmete er aus und war augenblicklich wieder entspannt. Nach einem letzten Blick in den Rückspiegel konzentrierte er sich wieder auf sein eigentliches Vorhaben, drückte aufs Gas und peilte Acacia an. Sein raffiniertes kleines Gerät teilte ihm mit, dass sie weniger als zwei Meilen vor ihm war.
    Er wollte sie nicht nur einholen, sondern sie auch überholen.
     
    Trace hörte ein Stöhnen und rasselnden Husten aus Elis Zimmer.
    Zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte er die Treppe hinauf, knipste oben das Licht an und stieß die Tür auf. Eli saß auf dem Bett, das Haar war verschwitzt, das Gesicht gerötet, die Augen wirkten eingefallen.
    »He, Kumpel«, sagte er und versuchte, einen munteren Tonfall anzuschlagen. »Eli? Wie geht’s dir?«
    »Mein Hals tut weh. Sehr weh.« Er blinzelte, um richtig wach zu werden, dann fing er an, heftig zu husten.
    »Ich muss noch einmal deine Temperatur messen«, sagte Trace.
    Dazu hatte der Junge keine große Lust, aber schließlich konnte er ihn überreden, sich das Thermometer in den Mund zu stecken. Ein paar Minuten später stellte Trace fest, dass Elis Temperatur auf über vierzig angestiegen war. Das war einfach viel zu hoch.
    Trace löste ein fiebersenkendes Mittel für Kinder in Wasser auf und bestand darauf, dass sein Sohn das ganze Glas leerte, dann trat er hinaus auf den Flur und zog die Tür fast ganz hinter sich zu. Er nahm sein Handy aus der Tasche, wählte Kaceys Mobilnummer, die sie ihm für den Notfall auf Band gesprochen hatte, und spähte durch den Türspalt zu Eli, während er ungeduldig die Rufzeichen zählte.
    Geh dran,
beschwor er sie im Stillen. An den Umgang mit verletzten oder kranken Tieren war er gewöhnt, hatte Kälbchen gerettet, die im Geburtskanal feststeckten, Klauenseuche und Lungenentzündungen bekämpft, seine Lieblingsstute war an einer Kolik eingegangen. Hunde und Katzen waren zur Welt gekommen und wieder gestorben, und er hatte akzeptiert, dass Krankheit und Tod zum Leben dazugehörten.
    Doch jetzt hatte er große Angst.
    Er befürchtete schon, eine Nachricht hinterlassen zu müssen, als sie sich endlich meldete. »Hallo, Trace?«
    Er kam sofort zur Sache. »Ich habe Ihren Anruf bekommen. Elis Temperatur ist gestiegen, er hat jetzt über vierzig Fieber, außerdem lässt ihn sein Husten nicht zum Schlafen kommen.«
    »Bringen Sie ihn in die Poliklinik«, sagte sie mit entschiedener Stimme. »Ich bin unterwegs und kann in einer halben Stunde da sein. Passt das bei Ihnen?«
    »Ja, das schaffe ich.«
    »Gut. Bis gleich.«
    Sie legte auf. Trace verschwendete keine Zeit. Er eilte ins Zimmer seines Sohnes, schnappte dessen Jacke und hüllte ihn in einen Schlafsack. »Auf geht’s, Kumpel. Ich bringe dich zu Dr. Lambert.«
     
    In Gedanken vertieft, fuhr Kacey von Helena zurück nach Grizzly Falls. Es war stockdunkel, die Abendbrotzeit war längst vorbei, doch sie war nicht hungrig. Das Radio lief, ohne dass sie etwas davon mitbekam. Immer wieder spielte sie durch, was ihre Mutter ihr über Gerald Johnson und seine Familie erzählt hatte.
    Als ihr ein Wagen entgegenkam, schaltete sie das Fernlicht aus. Sie hatte kaum auf die anderen Fahrzeuge geachtet, hatte die vertraute Strecke automatisch zurückgelegt und nur über die unergründlichen Tiefen ihrer Vergangenheit nachgedacht. Wer waren Gerald Johnson und seine Frau? Welche Rolle hatte Maribelle in ihrem Leben, in ihrer Ehe gespielt? Wer waren die Kinder der beiden, ihre Blutsverwandten, ihre Halbgeschwister?
    Es hatte beinahe den Anschein, dass Maribelle noch immer halb in Johnson verliebt war, als hätte sie ihre Affäre zu etwas Tragisch-Romantischem verklärt, dem sie voller Wehmut anhing.
    Ganz offenbar machte sie sich etwas vor.
    Und was war mit dem Mann, der ihr ein wirklicher Vater gewesen war? Stanley Collins, ein hart arbeitender Schreiner. Sie fragte sich, wie es für ihn gewesen sein mochte, die Wahrheit zu erfahren, denn sie konnte sich nicht auch nur an den kleinsten Hinweis erinnern, dass seine Liebe zu ihr jemals ins Wanken geraten wäre. Das Gleiche galt für ihre Großeltern. Wenn sich Stanley Collins ihnen je anvertraut hatte, dann hatte sich an

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