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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Unterricht geschwänzt? Wenn du krank gewesen wärst, hättest du zum Sekretariat gehen und darum bitten können, dass man mich anruft.«
    Bianca verdrehte die Augen. »Du kannst doch nicht immer gleich kommen, schließlich hast du einen Job. Und Chris hat angeboten, mich nach Hause zu bringen.«
    »Du meinst, sein Bruder Gene.«
    »Macht das einen Unterschied?«
    »Ja, einen ganz gewaltigen. Chris hat keinen Führerschein, und es ist ein Wunder, dass sein Bruder seinen nicht abgeben musste.« Sie kniff die Augen zusammen. »Vielleicht hat er gar keinen mehr.«
    Bianca wich ihrem Blick aus und schwieg. Was alles sagte.
    »Komm schon, Bianca, nun sei doch nicht so dumm. Wenn Gene Schultz in einen weiteren Unfall verwickelt wurde oder –«
    »Wurde er nicht, klar?«, blaffte Bianca.
    Pescoli schob ein paar Zeitschriften zur Seite und setzte sich seitlich ans Fußende. »Du darfst nicht einfach die Schule schwänzen.«
    »Jeremy hat ständig blaugemacht.«
    »Tolles Beispiel.« Sie schüttelte den Kopf. »Wie du siehst, sind die Möglichkeiten deines Bruders deswegen sehr eingeschränkt. Mach bitte nicht denselben Fehler.« Als sie sah, dass ihre Worte zu nichts führten, fragte sie: »Also, warum bist du nach Hause gekommen?«
    Bianca seufzte. »Ich war einfach müde.«
    »Das ist keine Entschuldigung –«
    »Und ich habe mich irgendwie seltsam gefühlt. Ich weiß auch nicht. Als würde ich die Grippe kriegen. Kara White und Shannon Anderssen sind beide krank, Monty Elvstead auch, glaube ich, und sie sind alle in meinem Spanischkurs. Deshalb bin ich nach Hause gekommen. Das ist doch keine große Sache!« Sie funkelte ihre Mutter an. »Ich konnte dich nicht anrufen. Du arbeitest doch immer, und ich wollte nicht in diesem Vorzimmer sitzen, wo mich Mrs. Compton, diese verschrobene Konrektorin, die ganze Zeit anstarrt.«
    »Gibt es denn kein Krankenzimmer?«
    »Doch, aber da ist es echt übel! Ich wollte einfach nur nach Hause kommen, mein Gott noch mal. Du tust ja gerade so, als hätte ich gegen irgendein Gesetz verstoßen!«
    »Hast du Fieber gemessen?«
    »Nein, und das werde ich auch nicht tun.«
    »Was hast du dann? Bauchweh? Krämpfe? Halsschmerzen?«
    »Alles, okay?« Sie kroch tiefer unter die Decke. Die Zeitschriften rutschten zu Boden. »Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?«
    »In den nächsten Jahren nicht. Das gehört zu meinen Pflichten.«
    »Im Ernst? Zu deinen
Pflichten?
Meine Güte, Mom, du bist so …« Der Rest der Tirade wurde glücklicherweise von der Bettdecke verschluckt, die sie sich über den Kopf zog. Ein dünner Arm schlängelte sich darunter hervor. Biancas Finger glitten suchend übers Laken, doch bevor sie das Handy ertasten konnten, griff Pescoli danach.
    »Das wirst du nicht brauchen«, sagte sie, steckte das Mobiltelefon ihrer Tochter in die Tasche und sammelte die heruntergefallenen Magazine von dem abgewetzten Flauschteppich.
    Eins davon weckte ihre Aufmerksamkeit. SHELLY BONAVENTURES TOD  – SELBSTMORD stand auf der Titelseite. Unter der fett gedruckten Schlagzeile war das Foto einer hübschen Frau mit einem breiten Lächeln und schalkhaft blitzenden Augen abgebildet. Sie hatte einen ebenmäßigen Teint und unbändige kastanienbraune Locken. Sie sah so aus, als hätte sie alles im Griff.
    Dennoch war Shelly Bonaventure – eine Schauspielerin, so fiel Pescoli jetzt ein, die bei einer von diesen Vampirserien mitgewirkte hatte, nach denen Bianca vor ein paar Jahren süchtig gewesen war – zu einer weiteren Nummer in der Statistik geworden, war einen weiteren, sinnlosen Tod in der Traumfabrik gestorben.
    Offenbar lief es nirgendwo gut.
    Regan Pescoli klemmte sich die Zeitschriften unter den Arm, marschierte aus dem Zimmer und ließ ihre Tochter schmollend zurück.

[home]
    Kapitel 3
    J ocelyn Wallis fühlte sich elend, als sie durch die Jalousien spähte und den finsteren Himmel erblickte. Es schneite nicht – noch nicht, aber ein Sturm war angekündigt, und auf den Straßen und unten auf dem Parkplatz zeigten sich vereinzelt hartgefrorene Schneereste. Die Temperatur lag unter dem Gefrierpunkt, und sie sollte noch weiter fallen.
    Wenn sie joggen wollte, dachte sie, dann müsste sie das jetzt gleich tun, in den nächsten Tagen bekäme sie bestimmt keine Gelegenheit mehr dazu. Außerdem war nächste Woche Thanksgiving; sie würde bei ihrer Tante mit Sicherheit wieder mehr essen, als sie eigentlich wollte, so dass es besser wäre, vorab ein wenig Sport zu treiben. Zudem

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