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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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anschauen können, so beschäftigt war er damit gewesen, an seinem CD -Player oder Handy oder sonst was herumzuspielen, was seine Aufmerksamkeit von der Straße ablenkte.
    Idiot,
dachte sie und sah den Rücklichtern nach, die nach drei Blocks um eine Ecke verschwanden.
    Sie regulierte die Lautstärke ihres iPods und konzentrierte sich wieder aufs Laufen. Das Gefühl, sie brüte etwas aus, wollte nicht verschwinden. Dann war es wohl tatsächlich ein grippaler Infekt.
    Vielleicht war ihre Mattigkeit aber auch nur ihrer Vorliebe für Junkfood zuzuschreiben: Dieses Wochenende hatte sie wirklich über die Stränge geschlagen und Nachos, Pizza und gleich zwei Familienpackungen Eiscreme wahllos in sich hineingestopft, einmal Minzgeschmack mit Schoko-Crisps, einmal Vanille mit roten Beeren.
    Zu dumm.
    Sie war fünfunddreißig und hatte in den letzten Jahren fünf Kilo zugelegt – seit sie an die Evergreen Elementary gewechselt war. Die Viertklässler dort waren schwierig, und erst die Eltern … Nun, sie wollte lieber nicht daran denken. So was von überheblich! Die Hälfte davon tat so, als hätte sie keine Ahnung von ihrem Job, den anderen fünfzig Prozent schien es egal zu sein, was ihre Kinder in der Schule trieben. Sie wollten damit schlichtweg nicht behelligt werden.
    Manchmal fragte sie sich, warum sie immer noch dort unterrichtete.
    Weil du Kinder magst. Weil du das Gefühl hast, etwas zu erreichen. Weil du das regelmäßige Gehalt und die Sozialleistungen schätzt. Und weil es dir gefällt, den Großteil des Sommers und zwei Wochen an Weihnachten freizuhaben!
    Und weshalb musste sie sich das immer wieder vor Augen führen?, fragte sie sich, während sie an einer Lorbeerhecke vorbeilief, die dringend geschnitten gehörte. Bevor sie die Straße überquerte, warf sie einen Blick über die Schulter.
    Sie meinte, den dunklen Pick-up von vorhin wiederzuerkennen, der hinter ihr herkroch, und war mit einem Schlag auf der Hut. Hier draußen am Stadtrand gab es kaum noch Wohngebäude oder Häuser, so dass sie völlig allein war.
    Doch der Pick-up bog in eine Seitenstraße ein, und sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
    Gib acht, dass deine Phantasie nicht mit dir durchgeht!
    Trotzdem waren ihre Nerven angespannter als sonst. Die Dunkelheit brach schneller herein als erwartet, die Winterluft war rein und kalt, die Bäume zitterten, das Knarren ihrer Äste übertönte das Schlagzeug des Black-Eyed-Peas-Songs, der gerade auf ihrem iPod lief.
    Konzentrier dich auf deine Atmung.
    Erneut warf sie einen Blick über die Schulter. Es schneite jetzt heftiger. Dieser Pick-up war nirgendwo zu sehen.
    Gut!
    Sie war bereits außer Atem, wofür sie ihren Zigarettenkonsum verantwortlich machte. Zweimal hatte sie mit dem Rauchen aufgehört, doch nach ihrer Trennung von Trace O’Halleran vor etwas über sechs Monaten hatte sie wieder damit angefangen. Ihr Blut geriet immer noch in Wallung, wenn sie an den sexy Cowboy dachte und daran, welche Hoffnungen sie gehegt hatte, auch wenn sie nur kurze Zeit miteinander ausgegangen waren. Groß war er gewesen, mit breiten Schultern und einem bedächtigen Lächeln, bei dem sich kleine Grübchen zeigten, wenn er sich wirklich amüsierte. Trace war alleinerziehender Vater eines ihrer ehemaligen Schüler; sie hatten sich beim Elternabend kennengelernt, und sie hatte sich in ihn verliebt.
    Was ein Fehler gewesen war. Natürlich. Sie hätte sich nie mit ihm einlassen dürfen. Wenn es um Männer ging, sprang sie immer ins kalte Wasser, ohne nachzudenken. Die Scheidungsunterlagen waren Beweis genug dafür.
    Die romantische Beziehung mit Trace hatte kein gutes Ende genommen, und sie wurde immer noch rot, wenn sie an ihre Versuche dachte, ihn wieder zu verführen, und wie er diese abgeblockt hatte. Anstatt sie zu küssen, hatte er ihr unverblümt erklärt, dass es vorbei sei. »Das war eine ganz schlechte Idee«, hatte er gesagt und war zur Tür hinausgestürmt.
    Man lernt nie aus,
dachte sie zornig, bevor sie nach links und rechts sah und dann hügelan lief, zum anstrengendsten Teil ihrer Route. Aber das war es wert, redete sie sich ein, denn sobald sie erst einmal oben angekommen war, konnte sie über den Kamm am Abhang entlanglaufen und auf den Fluss und die Wasserfälle hinabblicken, den malerischsten Punkt auf der Strecke. In Gedanken war sie immer noch bei Trace. Sie fragte sich, ob es eine Chance gab, ihre Beziehung wieder aufleben zu lassen, jetzt, da sie nicht mehr Elis Lehrerin

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