Zwillingsbrut
einfach.
Es ging das Gerücht, Kacey Lambert würde bei Trace O’Halleran einziehen, nach so kurzer Zeit, und sie konnte sich nicht mal an einen Mann binden, den sie schon seit über einem Jahr liebte.
Pescoli schloss die Augen und seufzte.
Nein, dachte sie dann und versuchte, sich wieder auf den Fall zu konzentrieren. Abwesend klickte sie sich durch die Berichte auf ihrem Computer.
Sie war sich einfach nicht sicher, wenngleich eine Vaterfigur ihren Kindern nicht schaden würde. Jeremy, der es langsam satthatte, sich zu langweilen und ihr auf die Nerven zu gehen, hatte eingewilligt, ab Januar wieder die Schulbank zu drücken, und Pescoli hielt alle Daumen, dass er seine Meinung nicht wieder änderte. Nach wie vor war er mit Heidi Brewster zusammen, aber die beiden machten jetzt eher ein »großes Geheimnis« daraus, was gut oder auch nicht gut sein mochte, je nachdem, wie man es sah.
Bianca war so weit wiederhergestellt, dass sie in die Schule gehen konnte. In letzter Zeit schien sie sich für einen anderen Jungen zu interessieren, der schon ein paarmal bei ihnen vorbeigekommen war. Er spielte Basketball und sprach Regan mit Ms. Pescoli an, anstatt sie zu ignorieren. Chris hing natürlich auch bei ihnen rum, aber es sah so aus, als würde diese »unsterbliche« Romanze langsam in Vergessenheit geraten.
Was das Weihnachtswichtel-Debakel anbetraf, so hatte Pescoli beschlossen, einfach mitzuspielen und dem stellvertretenden Sheriff eine Flasche Wein mit einer kleinen Weihnachtsmannmütze zu schenken, worüber Joelle mit Sicherheit in Verzückung geraten würde. Sie selbst fand das völlig gaga, aber ihr hatte einfach nichts Besseres einfallen wollen. Der Oregon Pinot Noir war im Angebot gewesen und damit unterhalb des Zehn-Dollar-Limits, außerdem war er in Pescolis Augen so etwas wie ein Friedensangebot. Zumindest hoffte sie das.
Immerhin musste sie für diesen Mistkerl arbeiten.
Es ging also wieder bergauf. Obwohl das nicht auf Alvarez zuzutreffen schien, die von ihrer alljährlichen Weihnachtspanik befallen wurde. Sie fuhr nie über die Feiertage in ihre Heimat Oregon und wollte auch dieses Jahr im Büro verbringen, damit die Leute mit Familie freimachen konnten. Pescoli lud sie zu sich nach Hause ein, aber sie lehnte ab und behauptete, die freie Zeit mit Mrs. Smith, ihrer frisch adoptierten Katze, verbringen zu wollen.
Als Pescoli sich nach dem Grund für ihre totale Weihnachtsverweigerung erkundigen wollte, schnitt ihre Partnerin wie immer sofort ein anderes Thema an.
Die Feiertage waren für Alvarez offenbar ein absolutes Tabu, wenngleich sie nicht so unter Joelle Fishers Weihnachtswahn zu leiden schien wie sie selbst.
Pescoli schaute aus dem Fenster und stellte fest, dass es schon wieder schneite. Wenigstens hatten sich die Winterstürme gelegt, so dass die Arbeit im Department auf ein normales Level zurückgegangen war. Im Fall des psychopathischen Serienmörders Cameron Johnson hatte sich das FBI eingeschaltet und sämtliche Ordner, Notizen und Recherchen aus der Geheimkammer im Keller seines Hauses an sich genommen. Jetzt brüteten die Feds über der Sache.
Anscheinend war Cameron besessen davon gewesen, sämtliche weiblichen Nachkommen von Samenspender Nummer 727 zu eliminieren. In seinen Aufzeichnungen hatten die Beamten Hinweise auf mehr als vierzig Frauen gefunden, die über die ganzen Staaten, bis hinauf nach Neuengland, verstreut lebten.
DNS -Untersuchungen hatten ergeben, dass die toten Frauen aus dieser Gegend genau wie Shelly Bonaventure tatsächlich von Gerald Johnson abstammten, bei den anderen »Unfallopfern« – »Unwissenden«, um mit Cameron Johnson zu sprechen – musste dies noch geklärt werden, solange sie nicht eingeäschert worden waren.
Auch anderes, handfestes Beweismaterial überführte Johnsons Sprössling seiner grauenvollen Taten. Die schwarze Farbe an Kaceys Ford und Elle Alexanders Minivan stimmte mit der des spezialangefertigten Kühlergrills überein, den man in einem alten Schafstall etwa hundert Meter hügelabwärts von Cameron Johnsons Wohnhaus gefunden hatte und der haargenau auf dessen Pick-up passte. Außerdem hatte man gestohlene Nummernschilder sichergestellt, welche eine Identifikation des Fahrzeugs erschwert hatten.
Pescoli lehnte sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück, der ein protestierendes Quietschen von sich gab. Gedämpfte Stimmen drangen durchs Büro zu ihr herüber …
»Kling, Glöckchen, klingelingeling …«
Sie schaute auf die Uhr.
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