Zwillingsbrut
Ohnmacht ab. »Aber Eli?«, brachte er mühsam heraus. »Wo ist Eli?«
»Ich weiß es nicht«, gestand sie leise und zog ihn an sich. Er spürte ihre warme, feuchte Wange an seiner eigenen und gab alles, um bei Bewusstsein zu bleiben. Er musste seinen Sohn finden. Unbedingt!
»Wir werden ihn finden«, versprach sie über den Lärm der eintreffenden Einsatzfahrzeuge hinweg. »Du musst einfach nur durchhalten, hörst du, Trace? Trace! Bleib bei mir …«
Doch er trieb schon davon, hörte wie aus weiter Ferne Stimmen – Männer- und Frauenstimmen –, doch er konnte nicht antworten.
Kacey lebt … sie lebt … aber Eli …
Er liebte sie beide.
»Bleib bei mir, Trace O’Halleran!«, rief sie, doch auch sie war weit, weit weg … »Verdammt noch mal, Trace, ich habe fünfunddreißig Jahre gebraucht, um dich zu finden, da kannst du mir doch nicht einfach wegsterben! Trace, hörst du mich? Bleib bei mir!« Ihre Stimme klang gebrochen. »Komm schon, Trace, ich liebe dich! Ich liebe dich!«
Ich liebe dich auch, Kacey …
Sie würde ihn verlieren!
Trace O’Halleran würde in ihren Armen sterben!
Und die tote Frau neben ihm im Schnee, da war sie sich jetzt sicher, musste Leanna sein, seine Ex-Frau, aller Wahrscheinlichkeit nach eine weitere von Gerald Johnsons Reagenzglas-Töchtern und – Elis Mutter.
»Halt durch!«, befahl sie Trace ein weiteres Mal. Um sie herum heulten Sirenen, rote und blaue Blinklichter zuckten durch die Nacht.
Sie wagte nicht, sich umzudrehen, doch sie hoffte inständig, dass die Sanitäter alles Nötige zu Trace’ Rettung bei sich hatten. Er hatte eine Menge Blut verloren, doch sie würde nicht zulassen, dass er ihr unter den Händen wegstarb. Schnell riss sie ihm die Jeans auf und richtete den Strahl ihrer Taschenlampe auf die Wunde in seinem Bein. Blut sprudelte im Takt mit seinem Herzschlag aus dem Einschussloch; vermutlich war seine Oberschenkelarterie getroffen worden. Sie drückte beide Hände darauf, um die Blutung zu stoppen, als sie eine tiefe Stimme neben dem Haus rufen hörte. »He! Hier rüber!« Schritte ertönten, jemand kam keuchend näher und sagte dann mit fester Stimme: »Wir übernehmen, Madam.« Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter. Hinter ihr stand ein Rettungssanitäter.
»Aber ich bin Ärztin.«
»Ach du liebe Güte, da ist ja noch eine!« Der Sanitäter beugte sich über Leanna.
»Sie ist tot.«
»Hier liegt auch einer!«, rief eine Frau, die offenbar auf Cams Leiche gestoßen war. »Mein Gott, was ist denn hier passiert? Sieht aus wie ein verfluchtes Armageddon!«
»Madam … ich übernehme … jetzt«, sagte der Mann und wandte sich wieder Trace zu.
»Aber ich bin –«
»Ärztin. Ich weiß.« Er ließ sich nicht beirren. »He, Annie«, rief er seiner Kollegin über die Schulter zu. »Ich brauche Hilfe! Ein Schwerverletzter, und die hier steht unter Schock!«
Die O’Halleran-Ranch glich einem Tollhaus.
Kurz bevor Alvarez und Pescoli eingetroffen waren, war die Hölle losgebrochen. Pescoli schlingerte so schnell um die Ecke, dass der Jeep fast den Postkasten am Ende der Auffahrt mitgenommen hätte. Zwei Einsatzfahrzeuge standen neben einem offenen Tor, daneben ein Rettungswagen mit laufendem Motor, bereit, die Verletzten abzutransportieren.
Hinter dem großen Ranchhaus versorgten die Sanitäter Trace O’Halleran und schnallten ihn auf eine Trage, während ein Suchtrupp loszog, um seinen vermissten Sohn aufzuspüren. Cameron Johnson, von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, ein Nachtsichtgerät vor den Augen, war tot – mit zwei Gewehrschüssen niedergestreckt von Kacey Lambert.
Zitternd, eine Decke um die Schultern gewickelt, saß diese bei geöffneter Tür auf dem Beifahrersitz eines der beiden Streifenwagen. Als Alvarez und Pescoli zu ihr traten und ihr einen fragenden Blick zuwarfen, gab sie unumwunden zu, auf Gerald Johnsons Sohn gefeuert zu haben, als dieser sich weigerte, seine Waffe fallen zu lassen. Leichenblass und offensichtlich unter Schock stehend, schwor Kacey, dass Cameron die Frau auf dem Gewissen habe, die noch immer vor ihnen im Schnee lag.
Eine Frau, die ihr zum Verwechseln ähnlich sah.
»Ich glaube, das ist Leanna«, flüsterte Kacey wie betäubt und blickte in Richtung der zusammengekrümmten Gestalt vor dem Pferdestall.
»Tot«, bestätigte einer der Sanitäter und öffnete die Hecktür für Trace, der von zwei muskelbepackten Rettungskräften auf der Trage durch die hohen Schneewehen zum wartenden
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