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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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zurück«, sagte er und marschierte durch die Hintertür zu seinem Pick-up, Sarge auf den Fersen. »Na schön, diesmal kannst du mitkommen.« Er öffnete die Fahrertür, und der Hund sprang in die Kabine, wo er es sich sogleich an seinem Lieblingsplatz auf dem Beifahrersitz bequem machte.
    Trace setzte sich ans Steuer, ließ den alten Chevy an und fragte sich, was er wohl in Jocelyn Wallis’ Apartment vorfinden würde.
    »Vermutlich gar nichts«, redete er sich ein, legte den Gang ein und stellte die Scheibenwischer an. Doch das Gefühl, dass ihn etwas Schlimmes erwartete, wollte sich nicht legen. Er starrte durch die Windschutzscheibe hinaus in eine Dämmerung, die tiefste Finsternis vorausahnen ließ.

[home]
    Kapitel 6
    W ieder einmal machte Regan Pescolis Tochter blau.
    »Ich ging davon aus, Sie wüssten, dass Bianca heute nicht in der Schule war.« Die Vertrauenslehrerin, Miss Unsel, saß hinter einem massiven Schreibtisch voller Aktenordner, umgeben von College-Programmen und diversen Verzeichnissen. Das einzige Tageslicht fiel durch ein Fenster hoch oben unter der Decke, und der Raum roch leicht muffig.
    »Ich habe sie vor dem ersten Klingeln hier abgesetzt«, erklärte Pescoli kurz angebunden.
    Miss Unsel mit ihrem dicken schwarzen Zopf, der ihr über eine Schulter fiel, hielt abwehrend die Handflächen in die Höhe. »Sie ist nicht im Klassenzimmer erschienen. Mr. Cohn hat sie als fehlend gemeldet, genau wie alle anderen Lehrer, bei denen sie heute Unterricht gehabt hätte.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass sie den ganzen Tag nicht aufgetaucht ist?«
    »Ja.« Peony Unsel nickte, das Ende ihres Zopfes hüpfte auf den leuchtend bunten Streifen ihres mexikanischen Serape-Schals auf und ab. »Können Sie mir sagen, was da vorgeht?«
    »Genau deshalb bin ich hier. Ich hatte auf eine Erklärung von Ihrer Seite gehofft.«
    Die Vertrauenslehrerin setzte eine breitrandige Brille auf und blickte auf ihren Bildschirm, dann tippte sie etwas ein. »Sie wird in zwei Fächern durchfallen, Spanisch und Algebra, und in den anderen gerade so durchkommen.« Miss Unsel betrachtete Pescoli prüfend über den Rand ihrer Brille hinweg. »Aber sie hat heute zwei wichtige Tests nicht mitgeschrieben, einen in Amerikanischer Geschichte, einen in Englisch.«
    Pescoli wurde mulmig zumute. »Kann sie die nachholen?«
    Die Vertrauenslehrerin nickte. »Wenn sie eine stichhaltige Begründung für ihr Fehlen vorweisen kann und die Lehrer einverstanden sind, sehe ich nichts, was dagegenspricht. Es ist unsere Aufgabe, unseren Schülern zu helfen, erfolgreiche Erwachsene zu werden.« Sie schenkte Pescoli ein beseeltes »Kumbaya«-Lächeln, das diese für nicht ganz echt hielt.
    »Nur noch eine Frage, aus reiner Neugier. War Chris Schultz heute in der Schule?«, fragte sie.
    »Lassen Sie mich mal nachsehen … Es handelt sich hierbei um vertrauliche Informationen.«
    »Chris ist der Freund meiner Tochter.«
    »Ich weiß. Aber –«
    »Ich bin Polizistin.«
    »Auch das weiß ich. Aber es gibt Regeln, die Privatsphäre unserer Schüler betreffend …« Miss Unsel wandte sich wieder ihrem Computer zu, tippte etwas ein und seufzte. Dann blickte sie Pescoli an, sagte aber nichts. Es war auch nicht nötig.
    »Vielen Dank.« Zutiefst besorgt stand Pescoli auf.
    Als sie das Beratungszimmer verließ und durch die Flure ging, die von Schließfächern und Bänken gesäumt waren, musste sie daran denken, wie oft sie selbst die Schule geschwänzt hatte. Sie hatte die Highschool gehasst. Dennoch hatte sie stets darauf geachtet, dass ihre Noten nicht in den Keller fielen, hatte nie ihre Zukunft aufs Spiel gesetzt.
    Doch exakt das tat Bianca.
    Sie warf ihre Zukunft weg.
    Genau wie ihr großer Bruder.
    Draußen vor dem Schulgebäude schlug Pescoli den Kragen gegen den schneidenden Wind hoch und beobachtete die vereinzelten Jugendlichen, die zu ihren Autos schlenderten oder, die Sporttaschen unter dem Arm, in Richtung Turnhalle eilten. Die Dämmerung brach schnell herein. Eine dicke Schneeschicht hatte schon auf den Wegen gelegen, als sie auf den Parkplatz eingebogen war, und noch immer fiel weißer Puder vom Himmel.
    Sie setzte sich hinters Steuer, stellte Motor und Scheibenwischer an, die den Schnee von der Windschutzscheibe fegten, und schickte ihrer Tochter eine SMS .
    WO BIST DU ?
    Keine Antwort.
    Sie wartete.
    »Verdammt noch mal, Bianca!«, platzte sie frustriert heraus, als plötzlich das Telefon in ihrer Hand klingelte. »Pescoli«, bellte sie in der

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