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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Auffahrt hinaufrollen.
    Sarge, der noch Sekunden zuvor tief und fest geschlafen hatte, hob seinen struppigen Kopf und bellte laut.
    »Schscht!« Schnellen Schrittes ging Trace durch die Küche zur Hintertür, Sarge auf den Fersen.
    Ed und seine Frau Tilly – ihre Nachbarn – wohnten eine Viertelmeile die Straße hinunter und waren Freunde seines Vaters gewesen. Trace kannte das Paar, das mittlerweile in den Siebzigern war, schon sein ganzes Leben.
    Der Wind nahm zu, brachte die alten Balken zum Ächzen und rüttelte die kahlen Zweige der Bäume im Obstgarten durch. Der Schnee fiel jetzt ununterbrochen, große weiße Flocken wirbelten durch die Luft und bedeckten den Boden. Neben dem Pumpenhaus bremste der alte Pick-up ab.
    Sobald ihr Ehemann den Motor abgestellt hatte, hüpfte Tilly – flink wie eine Dreißigjährige – aus der Fahrerkabine. »Wir haben von Elis Unfall gehört«, sagte sie und marschierte um die Kühlerhaube des alten Dodge herum. Wie immer trug sie eine Baseballkappe auf dem Kopf, an ihrem Arm baumelte ein Esskorb, was ebenfalls nicht ungewöhnlich war. In Krisensituationen pflegte Tilly Zukov ihre Speisekammer zu plündern und den Ofen anzuwerfen.
    »Es wird ihm bald bessergehen.« Da Tilly eine Meisterin im Sich-Sorgen-Machen war, beschloss er, die Ohrenentzündung zu verschweigen. »Wie hast du davon erfahren?«
    »Ich habe eine Nichte, die in der Grundschulküche arbeitet.«
    »Wir leben eben in einer Kleinstadt«, sagte Ed, ein stämmiger Mann mit beträchtlichem Bauchumfang und Armen, dick wie Baumstämme, und schlug die Tür seines Pick-ups hinter sich zu. Er folgte seiner Frau die beiden Stufen hinauf zu der geschützten Veranda hinter dem Haus. »Allmächtiger, ist das kalt!«
    »Ed! Du sollst den Namen unseres Herrn nicht missbrauchen«, wies Tilly ihn zurecht, als sie durch die Küchentür traten. In ihrer karierten Jacke und den verwaschenen Jeans wirkte sie winzig, nur etwa halb so groß wie ihr Mann, doch ganz offensichtlich hatte sie die Hosen an. Ihr dauergewelltes Haar war stahlgrau, auf ihrer kleinen Nase saß eine randlose Brille, durch die sie mit wachen, dunklen Augen in die Welt blickte. Jetzt wandte sie sich an Trace und teilte ihm mit: »Ich bringe euch etwas Eintopf und frisch gebackenes Maisbrot, außerdem ein paar Ranger-Cookies.« Die Knusperkekse mit Cornflakes, Haferflocken und Kokosraspeln mochte Eli am liebsten.
    »Sie hat auch eine Pie mitgebracht«, fügte Ed hinzu. Er nahm seine Truckerkappe ab und entblößte so die kahle Stelle in seinem schlohweißen Schopf, dann öffnete er den Reißverschluss seiner Daunenjacke, worunter er eine Latzhose und ein Flanellhemd trug.
    »Das musste sein!«, beharrte Tilly. »Ich wollte dieses neue Rezept ausprobieren, das ich in der
Better Homes and Gardens
gefunden hatte, in der Weihnachtsausgabe vom letzten Jahr. Es ist eine Kürbistorte mit Sauerrahm.«
    Trace beäugte den Kuchen. »Klingt großartig. Aber das war wirklich nicht nötig.«
    »Natürlich nicht.« Tilly stellte die Kürbistorte in den leeren Kühlschrank. »Es soll ja auch nur ein Test sein, bevor ich sie an Thanksgiving auf den Tisch bringe. Eds Schwester Cara ist ziemlich heikel, was das Essen angeht, also betrachtet euch als meine Versuchskaninchen.«
    »Das alte Rezept war auch nicht verkehrt«, brummte Ed.
    »Das mit dem Kürbispüree aus der Dose? Das hatten wir jetzt seit fünfundvierzig Jahren! Es wird höchste Zeit für etwas Neues!«
    »Es ist Tradition«, widersprach Ed ungerührt.
    Tilly verdrehte die Augen. »Nun sei doch mal ein bisschen originell, Ed.«
    »Cara mag es«, betonte dieser.
    »Ach, sie hat doch keine Ahnung.«
    »Du versuchst nur, sie zu beeindrucken.«
    »Ich wüsste nicht, warum«, gab Tilly zurück. »Hast du jemals ihre Bananencreme-Pie gegessen? Lappige Kruste, überreife Bananen. Grauenhaft! Einfach … grauenhaft!«
    »Dann hör auf, sie weiter übertrumpfen zu wollen, und nimm wieder das verdammte Püreerezept!« Ed stieß einen langen Seufzer aus, dann verzog er das Gesicht zu einem Grinsen, wobei er seine Zähne zeigte, die vom jahrelangen Tabakkauen gelbbraun gefleckt waren. »Ich sage immer: Man soll nicht reparieren, was nicht kaputt ist.«
    »Du hast schon immer viel gesagt, da höre ich gar nicht mehr drauf! Und jetzt lass uns aufhören zu zanken; ich wärme lieber mal den Eintopf auf.«
    »Sie ist ganz schön herrisch, stimmt’s?«, fragte Ed, an Trace gewandt.
    »Und dir gefällt es!« Trotz ihrer harschen

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