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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihrer Vorgeschichte. Es war schwierig, einen zivilen Umgang miteinander zu pflegen, und ihre Bemühungen, Freunde zu werden, waren in Anbetracht der Umstände allesamt gescheitert. Dennoch glaubte Regan fest an das alte Motto, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, der Grund dafür, dass sie auch auf das Sprichwort »Was man sät, das wird man ernten« vertraute. Luke Pescoli war ein attraktiver, charmanter Süßholzraspler, ein Frauenheld und Spieler, und er war absolut überzeugt davon, der Mittelpunkt des Universums zu sein.
    Michelle hatte nicht unbedingt einen Glücksgriff getan.
    Pescoli wollte gerade die Tür zu Biancas Zimmer aufstoßen, als diese mit schlechtgelauntem Gesicht in den Flur gefegt kam. »Das machst du nur, weil du sauer auf mich bist«, warf sie ihrer Mutter mit vorgeschobener Unterlippe und anklagendem Blick vor.
    »Ich tue das, weil ich eine Abmachung mit deinem Vater getroffen habe.«
    »Und mich hat keiner gefragt«, murrte Bianca und stapfte ins Wohnzimmer.
    »Bei diesem Benehmen kannst du froh sein, dass du deine Tür noch hast.«
    Jeremy, der gerade die Treppe von seinem Zimmer im Keller heraufkam, sagte: »Und mich hat ebenfalls keiner gefragt.«
    »Dann könnt ihr zwei euch ja während der ganzen Fahrt zu eurem Vater über diese Ungerechtigkeit beklagen. Oh, Moment, ich habe ja versprochen, etwas zu den Feierlichkeiten beizutragen.« Regan schaute in die Speisekammer und förderte eine uralte Dose Preiselbeersoße zutage, von der sie wusste, dass Luke sie verabscheute. Sie drückte die Dose in Jeremys ausgestreckte Hand und stellte sich vor, wie das eingedickte Zeug auf der Servierplatte schwabbelte. »Da, bitte sehr.«
    Jeremy bemerkte ihren Blick. »Du bist ganz schön boshaft, Mom.«
    »Ich halte lediglich mein Wort.«
    Jeremy steckte die Dose in seinen Rucksack.
    »Wir könnten doch einfach hierbleiben«, schlug Bianca vor, die gerade damit beschäftigt war, eine SMS zu lesen.
    »Nein. Ich muss arbeiten. Auf diese Weise bekomme ich über Weihnachten Urlaub, dann kann ich euch beide quälen.«
    »Sehr komisch«, sagte Bianca, schlüpfte trübsinnig in ihre Daunenjacke und zog ihre Mütze über die Locken. »Aber vier Tage …«, jammerte sie. »Ich werde sterben.«
    »Drei Nächte. Ihr könnt Sonntag früh zurückkommen. Betrachtet es als Auszeit von eurer Mutter.«
    Bianca verdrehte die Augen, ungefähr zum zwanzigsten Mal, seit sie aufgestanden war. Dann stieß sie angewidert die Luft aus, was ihre frisch geschnittenen Ponyfransen auf und ab hüpfen ließ.
    »Fahr vorsichtig«, ermahnte sie ihren Sohn.
    »Das tue ich doch immer«, erwiderte Jeremy.
    »Das höre ich gern.« Pescoli glaubte ihm nicht eine Sekunde. Ihr Blick fiel auf Cisco, der vor der Eingangstür herumtänzelte, bereit, überall hinzugehen, wohin Jeremy ihn mitnahm, und hob den quirligen kleinen Kerl hoch. Sie wurde mit einem feuchten Hundekuss belohnt, Ciscos Zunge schleckte über ihre Wange, während sein Schwänzchen gegen ihre Seite trommelte. »Wünscht eurem Vater und Michelle ein frohes Thanksgiving von mir.«
    »Na klar, von ganzem Herzen«, knurrte Jeremy.
    »Selbstverständlich. Ich hoffe, ihr habt viel Spaß miteinander.« Den aufgeregten Hund auf dem Arm, beobachtete sie die beiden, wie sie den verschneiten Pfad entlang zum Pick-up ihres Sohnes gingen. Vor ihrem inneren Auge sah sie sie, wie sie einst gewesen waren: Jeremy, der ältere, schlaksige Bruder mit der Zahnlücke und den ständig rutschenden Socken; Bianca mit ihren widerspenstigen roten Locken, den knuffigen Beinchen und rosigen Wangen, die dem angebeteten Großen hinterhertappte.
    Wo war bloß die Zeit geblieben? Sie verspürte einen Stich ins Herz, als sie sah, wie Jeremy Bianca in die Kabine half, die Tür zuknallte und dann um die Kühlerhaube herum zur Fahrertür trottete.
    Er kletterte hinters Lenkrad, und der Pick-up erwachte laut dröhnend zum Leben. Wummernde Bässe drangen aus der Kabine, als Jeremy losrumpelte. Eine Weile blieb sie stehen und schaute dem Wagen nach, der über die von Bäumen gesäumte Auffahrt davonfuhr, dann schlug sie die Haustür zu.
    »Was hältst du davon?«, fragte sie und setzte Cisco auf dem Fußboden ab. »Endlich allein, nur du und ich. Überleg mal, was wir alles anstellen könnten.«
    Als hätte er sie verstanden, sprang der kleine Kerl wie verrückt um ihre Füße herum und tänzelte auf den Schrank zu, wo sie seine Leine und ein paar Hundeleckerli verwahrte. »Na schön, schließlich ist

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