Zwillingsbrut
kastanienbraunes Haar und volle Lippen, aber damit hörte die Ähnlichkeit auch schon auf. Während Leanna blaue Augen hatte, waren die der Ärztin grün und sprühten vor Intelligenz.
Während er die Viertelmeile zu den Zukovs fuhr, fragte er sich, wie sie wohl Thanksgiving feiern würde. Plötzlich verspürte er den Wunsch, mehr Zeit mit ihr zu verbringen.
»Das ist doch lächerlich«, murmelte er, als er von der geräumten Straße auf die ausgefahrene Zufahrt zur Ranch der Zukovs bog, wo bereits mehrere Autos rund um die Garage und das Pumpenhaus der Nachbarn standen. Im Wagen war es warm geworden, die alte Heizung lief auf Hochtouren.
»Was meinst du?«, fragte Eli und nahm seine Mütze ab.
»Ach, ich habe nur laut nachgedacht«, erklärte Trace und parkte den Pick-up an einer freien Stelle unter dem Winterapfelbaum. Noch immer baumelten einige rote Äpfelchen an den kahlen, schneebedeckten Zweigen.
»Worüber?«
»Darüber, was du dir dieses Jahr zu Weihnachten wünschst.«
»Du hast ›lächerlich‹ gesagt«, erinnerte ihn sein Sohn anklagend.
Trace stellte den Motor ab. »Das habe ich, weil ich daran dachte, dass du dir ein Mountainbike wünschst.«
»Das ist doch klasse!«, rief Eli und musterte seinen Vater durchdringend. »Warum soll das lächerlich sein?«
»Weil du einen Gips trägst, du Spaßvogel!« Er zauste seinem Sohn das ohnehin zerwuschelte Haar und drückte ihm dann die Mütze in die Hand, damit er sie draußen wieder aufsetzte. »Wie willst du dich denn damit auf ein Mountainbike setzen, ohne dir noch den anderen Arm zu brechen?«
»Bis dahin ist das längst verheilt!«, winkte Eli ab, löste den Sicherheitsgurt und öffnete die Beifahrertür. Dann sprang er aus der Kabine in den Schnee und stürmte in Richtung Eingangstür, noch bevor Trace ausgestiegen war.
Die Ausgelassenheit des Jungen war ansteckend, und Trace verspürte nur einen kleinen Anflug von schlechtem Gewissen, weil er ihn belogen hatte. Er wollte Eli einfach nicht mit der nackten Wahrheit konfrontieren, genauso wenig wie sich selbst.
Tatsache war jedoch, dass es ihm schwerfiel, Dr. Acacia Lambert aus seinen Gedanken zu verdrängen. Das bedeutete Ärger, schlicht und einfach, genau die Art Ärger, auf die er schon immer gut und gerne verzichten konnte.
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Kapitel 11
K acey gefiel es hier gar nicht.
Egal, wie viele »Sterne« oder »Diamanten« oder was auch immer die Klassifizierung für Seniorenresidenzen ausmachte – Rolling Hills entsprach einfach nicht ihrer Vorstellung von einem unabhängigen Leben. Doch im Grunde spielte das keine Rolle. Ihre Mutter liebte dieses noble, hundert Jahre alte ehemalige Hotel, das man zu individuellen Wohneinheiten umgestaltet hatte.
Maribelle Collins bewohnte ein Drei-Zimmer-Apartment im obersten Stock, von dem aus man einen unglaublichen Blick über die Dächer von Helena bis zu den Bergen am Horizont genoss.
Es gab einen Pool und einen Wellnessbereich, einen Fitnessraum, einen Autoverleih und Fahrservice für diejenigen, die nicht den eigenen Wagen benutzen oder lieber chauffiert werden wollten, obwohl für jedes Apartment ein Stellplatz in der Tiefgarage bereitstand.
Das Gebäude war großzügig angelegt, die Ausstattung erstklassig, und trotzdem, wenn Kacey durch die breite Doppeltür schritt und sich an der Rezeption eintrug, verspürte sie einen Anflug von Traurigkeit, da sie unweigerlich an das Zuhause denken musste, das sie einst bei ihren Eltern hatte: ein kleiner Bungalow mit einem riesigen Garten.
Genau das ist es,
wurde ihr klar. Es hatte nichts mit Rolling Hills an sich zu tun, sondern damit, dass es nicht der Ort war, an dem sie ihre Kindheit verbracht hatte, und dass ihr Vater hier nach einem Schlaganfall gestorben war.
»Sie wird gleich unten sein«, teilte die Rezeptionistin, eine zierliche Frau mit einer schmalen Lesebrille und Lippen in der Farbe von Preiselbeeren, Kacey mit. »Wenn Sie Platz nehmen möchten …« Sie wies mit einer einladenden Handbewegung auf eine überdimensionierte Sesselgruppe mit einem Zweisitzer neben einem hohen, gemauerten Kamin, der eine angenehme Wärme verströmte. Kacey durchquerte das geräumige Foyer, blieb vor dem mit einer Glasscheibe versehenen Kamingitter stehen und wärmte sich dort auf.
In den vergangenen drei Jahren – seit ihrer Scheidung – hatte sie Thanksgiving immer hier verbracht, und sie konnte einen Anflug nostalgischer Sehnsucht nicht unterdrücken.
Du musst deine Kindheit nicht verklären, zumal
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