Zwillingsbrut
Thanksgiving.« Sie warf ihm einen Hundekeks mit Schinkenspeckgeschmack zu. »Aber das wird
nicht
zur Gewohnheit.«
Sie musste tatsächlich ins Büro, das war nicht gelogen. Alvarez schien Himmel und Hölle in Bewegung setzen zu wollen, um zu beweisen, dass Jocelyn Wallis ermordet worden war. Sie wollten den Autopsiebericht gemeinsam durchgehen, der gestern am späten Abend hereingekommen war.
Anschließend wollte Regan zu Santana fahren. Bei dem Gedanken stahl sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen. Wenn es eines an dem Mann gab, was sie faszinierte, dann, dass er stets interessant war.
Und das war nicht das Schlechteste. Absolut nicht.
Trace war schon halb die Treppe hinunter, als er seinem Sohn über die Schulter zurief: »He, Eli, lass uns einen Zahn zulegen!«
Keine Antwort.
Er blieb am Treppenabsatz stehen. »Eli?«
Trace holte Luft und ging die Treppe hinauf in den oberen Stock des Ranchhauses. Eli war ungewöhnlich still gewesen, als sein Vater ihm so vorsichtig wie möglich mitgeteilt hatte, dass Miss Wallis bei einem schrecklichen Unfall ums Leben gekommen und nun im Himmel sei. Als der Kleine nichts darauf erwiderte, fragte Trace, ob er denn wisse, was der Himmel sei. Elis Antwort kam prompt: »Dahin kommt man, wenn man tot ist. Vorausgesetzt, man war ein guter Mensch.«
»Ähm … ja«, erwiderte Trace, unsicher, was er als Nächstes sagen sollte. Schließlich bereitete Eli dem Gespräch ein Ende, indem er verkündete, er wolle nun fernsehen. Seitdem hatten sie nicht mehr darüber geredet.
Jetzt fragte er sich, ob er das Thema Tod noch mal anschneiden und mit seinem siebenjährigen Sohn näher besprechen sollte. Innerlich verfluchte er Leanna dafür, dass sie ihn mit dem Jungen sitzengelassen hatte. Sonst vermisste er sie nicht, aber in einer Situation wie dieser hätte er wirklich ihre Unterstützung gebraucht.
»He, Kumpel«, sagte Trace und betrat Elis Zimmer, das zur Vorderseite des Hauses hin lag. »Wir sollen zu den Zukovs zum Truthahnessen rüberkommen. Beeil dich!« Der Junge saß auf dem Fußboden, hatte seine Legos um sich herum verstreut, den blauen Gips in der Schlinge. »Hast du Schmerzen?«
»Müssen wir hingehen?«, fragte Eli und sah zu ihm auf. Trace sah Tränen in seinen Augen schimmern.
»Was ist denn los?« Trace ging in die Hocke, um ihn zu trösten, doch der Junge schüttelte den Kopf. Sein Kinn zitterte, und er wischte sich mit dem Ärmel die Tränen ab. »Ist es wegen deiner Lehrerin? Miss Wallis ist in guten Händen, mein Sohn.«
Eli schluckte schwer und starrte seinen Vater ernst und besorgt an. »Wo ist Mommy?«
Trace gab sich alle Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. Er hatte das Gefühl, ihm würde das Herz aus dem Brustkorb gerissen. Wie dumm war er gewesen, zu denken, dass er Leannas Verschwinden vergessen hätte. Der Verlust seiner Lehrerin ließ all die alten Gefühle wieder an die Oberfläche kommen, das wusste Trace, dennoch brachte es ihn völlig aus dem Konzept. »Ich, ähm, ich weiß wirklich nicht, wo sie im Augenblick ist«, gab er zu.
»Sie sollte hier sein. Ich möchte mit ihr reden.«
Natürlich wollte er das. »Ich habe keine Ahnung, wie wir das hinkriegen sollen.« Er griff nach der Daunenjacke, die er ans Fußende von Elis ungemachtem Bett geworfen hatte, und versuchte, seinem Jungen Mut zu machen. »Zumindest nicht heute. Aber wenn du möchtest, werde ich versuchen, sie ausfindig zu machen.«
»Willst du denn gar nicht wissen, wo sie ist?«
»Momentan nicht.« Sein Magen verknotete sich. In Wahrheit hoffte er, dass Leanna sich hier nie mehr blicken ließ. Er betete, dass sie ihn ihren Sohn unbehelligt großziehen ließ, da er sich sicher war, dass sie den Jungen nur verkorksen würde.
Oder sprach daraus seine eigene Selbstsüchtigkeit? Vielleicht wäre es besser, wenn der Junge seine Mutter kannte, trotz der Tatsache, dass sie eine Lügnerin war und ihn ohne ein Wort verlassen hatte.
»Manchmal würde ich auch gerne mit ihr reden«, sagte Trace zu Eli, noch immer in der Hocke, obwohl das eine faustdicke Lüge war.
»Ich will jetzt mit ihr sprechen.«
»Dann werde ich mir eben Mühe geben, sie zu finden. Und nun komm, Tilly und Ed warten auf uns.«
»Versprochen?«, fragte Eli. Er würde Trace nicht von der Angel lassen.
»Versprochen.« Auch wenn er wusste, dass nichts Gutes dabei herauskommen würde, nickte er zustimmend und half dem Jungen in die Jacke. Eli steckte seinen gesunden Arm in einen der dicken Steppärmel, der
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