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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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andere baumelte lose an seiner Seite. Mit seinem Thermounterhemd, einem langärmeligen Sweatshirt und einer Daunenweste, die er noch unter der Jacke trug, wäre er warm genug angezogen für die kurze Zeit, die er an der frischen Luft war. Trace kämpfte mit dem Reißverschluss, dann gab er auf. Die Zukovs wohnten gleich nebenan, keine Viertelmeile entfernt.
    Normalerweise verbrachte Trace Thanksgiving allein mit Eli. Sie spielten Spiele, sahen sich Sportsendungen oder Zeichentrickfilme im Fernsehen an und aßen Truthahn, den Trace zum Mitnehmen bei ihrem Lieblingsrestaurant Wild Will bestellte. Doch dieses Jahr hatte er beschlossen, die Einladung der Zukovs anzunehmen, da er davon ausging, dass Eli ein Tapetenwechsel guttat, zumal noch der Schock und die Trauer über den Verlust von Miss Wallis zu dem Eingesperrtsein in den eigenen vier Wänden hinzukamen.
    Als er jetzt mit seinem Sohn die Treppe hinunterstieg, fragte er sich, ob er einen Fehler gemacht hatte. Er schüttelte den Kopf. Heute hatte sich Eli zum ersten Mal nach seiner Mutter erkundigt, und das wäre bestimmt nicht das letzte Mal, doch es würde immer schwerer werden, seine Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten.
    Gewöhn dich daran. Es wird nicht leichter werden mit der Zeit.
    Sie durchquerten die Küche, wo Sarge auf seinem Lieblingsfleckchen unter dem Esstisch lag. Er wedelte mit dem Schwanz, als sie ihre Handschuhe und Mützen vom Haken neben der Hintertür nahmen.
    »Sie soll anrufen.« Eli hatte nachdenklich das Gesicht verzogen. Mit gerunzelter Stirn wiederholte er: »Sie soll mich anrufen.«
    »Ja, das soll sie.« Trace hatte von Anfang an versucht, ehrlich zu dem Jungen zu sein, aber das war nicht immer leicht, vor allem nicht bei kniffligeren Fragen.
    »Kannst du sie anrufen? Gleich jetzt?«
    Diese Bitte erwischte ihn völlig kalt. Er schlüpfte in seine Jackenärmel. »Ich weiß nicht«, erwiderte er, ohne Elis Blick auszuweichen. »Ich denke, es wäre das Beste, wenn sie sich von sich aus meldet. Sie weiß, wo wir sind.«
    »Du musst sie anrufen! Vielleicht ist sie verletzt! Vielleicht ist sie tot wie Miss Wallis!«
    »Sie ist nicht tot«, versicherte Trace ihm.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Wenn deiner Mom etwas zugestoßen wäre, hätte man uns benachrichtigt.« Energisch setzte er seinen Stetson auf.
    »Nicht, wenn keiner unsere Nummer kennt!«
    Trace legte seine Hände auf die Schultern seines Sohnes. Trotz Steppweste und Daunenjacke fühlte sich Elis Körper klein und zart an. »Nach Thanksgiving werde ich sie anrufen.«
    »Sag ihr, sie soll nach Hause kommen.«
    »Ich werde mit ihr reden.«
    »Sag ihr, sie soll nach Hause kommen!«
    »Eli, so einfach ist das nicht.«
    »Warum nicht?«
    Trace seufzte. »Weil … Erwachsene die Dinge immer kompliziert machen.«
    Eli schob das Kinn vor. »Dann sollen sie eben damit aufhören.«
    »Vermutlich hast du recht.« Er öffnete die Tür zur Veranda. Ein Schwall eisiger Kälte schlug ihm entgegen.
    »Sie sollte hier sein.«
    »Ja, das sollte sie, aber sie ist es nicht.« Er brachte ein schmales Lächeln zustande. »Aber du und ich, uns bringt nichts auseinander.« Er legte einen behandschuhten Finger unter Elis Kinn und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen. »Verstanden?«
    »Ja«, erwiderte sein Sohn ohne große Überzeugung, und wieder einmal ertappte sich Trace dabei, dass er seine Ex-Frau innerlich dafür verfluchte, wie herzlos sie ihren Sohn im Stich gelassen hatte.
    »Geht’s wieder?«, fragte er, obwohl er genau wusste, wie es dem Jungen ging.
    Eli zuckte mit den Schultern.
    Trace nahm seine Hand und führte ihn die hintere Verandatreppe hinunter. »Okay, dann lass uns jetzt zu Tilly und Ed rüberfahren.« Sie stapften über den Trampelpfad, den Trace beim Versorgen des Viehs in den Schnee gestampft hatte, zu dem alten Pick-up. »Hat Tilly nicht etwas von einer Revanche beim Damespielen erwähnt?«
    »Sie wird verlieren«, prophezeite Eli.
    »Du spuckst ja große Töne.«
    »Ich werd’s dir beweisen.« Zum ersten Mal an diesem Tag gelang dem Jungen so etwas wie ein Lächeln.
    »Beweis es nicht mir, zeig’s ihr!« Er spürte, dass sich der emotionale Sturm legte, und schob das Kind in den Pick-up. Der Junge brauchte wirklich eine Mutter, doch er wollte verdammt sein, wenn er sich auf die Suche nach einer Frau machte mit dem einzigen Zweck, dass sie ihm helfen sollte, seinen Sohn großzuziehen.
    Einen Moment dachte er an Elis Ärztin, Acacia Lambert. Genau wie Leanna hatte sie

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