Zwillingsbrut
er es bei seinem Einsatz in Afghanistan gelernt hatte – verteilte er Wanzen in ihrem Schlafzimmer, im Wohnzimmer, in der Küche und im Arbeitszimmer. Sie hatten eine große Reichweite, so dass er Gespräche auch über eine weite Entfernung mithören oder aufzeichnen konnte.
Perfekt.
Immer noch grinsend, brachte er das letzte winzige Mikrophon unter ihrem Bett an und fragte sich, was er da wohl zu hören bekäme.
Dann blickte er auf die Uhr und verließ das Haus auf demselben Weg, auf dem er es betreten hatte, zuversichtlich, dass der heftige Schneefall seine Spuren verwischen würde. Er schloss die Tür hinter sich ab, zog seine Stiefel an und achtete auch diesmal darauf, genau in ihre Fußstapfen zu treten. Käme sie nicht gleich in der nächsten halben Stunde nach Hause, würde ihr niemals auffallen, dass ihre Schritte zuvor kleiner gewesen waren.
O ja, sie war eine ganz Clevere, diese Acacia Lambert, aber sie hatte keine Ahnung, mit wem sie es zu tun hatte.
Doch das wusste keine von ihnen, und es gab noch so viele andere, auf die er sein Augenmerk richten musste.
Lächelnd stellte er sein Nachtsichtgerät ein und fand seine Schneeschuhe genau da, wo er sie abgestellt hatte.
Er malte sich aus, wie das Miststück am Morgen die erste Tasse Kaffee trinken würde. Acacia Lambert hätte absolut keine Chance gegen ihn. Nicht die geringste.
Das würde ihr nur allzu bald klarwerden.
Doch dann wäre es schon zu spät.
[home]
Kapitel 15
A uf der Heimfahrt fiel der Schnee in dicken Flocken, die Kacey, wäre sie besserer Stimmung gewesen, begeistert hätten. Stattdessen grübelte sie über das plötzliche Interesse ihrer Mutter an David Spencer nach. Nicht dass sie Maribelle ihr Glück nicht gönnte, doch die Frau hatte jahrelang die unglückliche, pflichtbewusste, wenngleich desinteressierte Ehefrau eines Mannes gespielt, an dessen Seite sie es kaum auszuhalten schien. Als Kaceys Vater einen Schlaganfall erlitten hatte, von dem er nie wieder ganz genesen war, hatten sie ihr Haus verkauft und waren gemeinsam nach Rolling Hills gezogen. Mit Unterstützung des dortigen Personals hatte Maribelle ihn widerwillig gepflegt, und während dieser Zeit hatte sich selten auch nur der Anflug eines Lächelns auf ihrem Gesicht gezeigt.
Zwei Jahre später war er gestorben, und erst dann hatte Maribelle ansatzweise Gefühle gezeigt, die darauf schließen ließen, dass sie ihren Mann tatsächlich geliebt hatte und seinen Tod als Verlust empfand.
Doch selbst da hatte Kacey den Eindruck gehabt, dass sie sich mehr in ihrer Rolle als leidgeprüfte Witwe gefiel, als aufrichtig um ihren verstorbenen Mann zu trauern.
»Hör auf damit«, schalt sie sich selbst und starrte auf die verschneite Straße vor sich. Nur noch ein paar Meilen, dann hätte sie es geschafft und wäre endlich zu Hause.
Ihre Mutter war glücklich, und das war alles, was zählte, redete sie sich ein. Sie sollte dankbar sein, dass Maribelle in Rolling Hills jemanden gefunden hatte.
Trotzdem verspürte sie eine nagende Unzufriedenheit, und sie fragte sich, warum ihre Mutter so dringend versucht hatte, das Thema »Familie« zu umschiffen.
Es war merkwürdig, wie Maribelle auf ihre Frage nach möglichen Halbgeschwistern, Cousins oder Cousinen reagiert hatte.
Sie lügt,
dachte Kacey. Hinter ihr blitzten Scheinwerfer auf. Sie schaute in den Rückspiegel, aus dem ihr ihr eigenes Spiegelbild mit gerunzelter Stirn entgegenblickte.
Deine Mutter belügt dich rundheraus.
»Aber warum?«, fragte sie sich laut.
Vielleicht war es ja gar nicht ihr Vater, der andere Kinder hatte; vielleicht war es Maribelle selbst. Aber war das möglich?
Die Scheinwerfer blendeten sie, der Typ hinter ihr schien Fernlicht anzuhaben.
Die Verschlossenheit ihrer Mutter würde sie nicht davon abhalten, weitere Nachforschungen anzustellen. Als Ärztin hatte Kacey Zugang zu Informationen und Patientenakten, die ihr dabei helfen würden, die Wahrheit herauszufinden; und wenn sie selbst nicht weiterkäme, bestünde immer noch die Möglichkeit, sich an einen ihrer Patienten zu wenden, der ihr gegenüber – während einer Teilnarkose unter Medikamenten stehend – behauptet hatte, sich in alle möglichen Regierungsdateien einhacken zu können. Sie sah keinen Grund, warum sie sich nicht an Tydeus Chilcoate, den vermeintlichen Computergott, wenden sollte; schlimmstenfalls hatte er einfach dummes Zeug geredet.
Wie hatte sich Maribelle ausgedrückt? Oh, richtig, sie hatte Kaceys Fragen als »Verhör«
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