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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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daran? Es war durchaus möglich, dass sie die Tabletten auf ihrem Nachttisch aufbewahrt hatte anstatt im Medizinschrank, und nackt könnte sie gewesen sein, weil sie gerade geduscht hatte. Die Duschkabine und der Duschvorhang waren nass gewesen.
    Dagegen sprach, dass ihr Haar und ihre Haut knochentrocken waren; auch ihr Make-up war nur leicht verwischt, nicht so, als wäre es abgewaschen worden. Die Duschhaube an einem Haken neben der Kabine war dagegen feucht gewesen, vielleicht hatte sie ihr Haar so sorgfältig daruntergesteckt, dass nicht einmal die feinen Härchen am Stirnansatz Wasser abbekommen hatten … vielleicht.
    Ihre Katze war nicht in der Wohnung gewesen, sondern draußen. Hätte sie das verhätschelte Tier wirklich auf die Veranda gelassen, wenn sie vorhatte, sich umzubringen? Das konnte er sich kaum vorstellen, aber natürlich war alles möglich. Vielleicht wollte sie nicht, dass die Katze mit einem verwesenden Leichnam eingesperrt wäre.
    Nachdenklich tippte er mit einem Radiergummi auf seinen Schreibtisch, in die Tatortfotos vertieft. Shelly lag ausgestreckt auf dem Bett, das Handy, mit dem sie vor ihrem Drogendelirium die Neun-eins-eins angerufen hatte, rechts daneben auf dem Fußboden.
    Während er sich seinen verspannten Nacken rieb, ging Jonas in Gedanken die vergangenen zwölf Stunden durch. Der Anruf war gegen Mitternacht eingegangen. Unmittelbar danach hatte er sich auf den Weg zu Shelly Bonaventures Apartment gemacht, wo ein Beamter bereits damit beschäftigt war, den Tatort zu sichern. Hayes und Gail Harding, seine Juniorpartnerin, hatten noch auf die Jungs von der Spurensicherung und den Leichenbeschauer gewartet.
    Später brachte man Shellys Leichnam in die Pathologie, und die nächsten Angehörigen wurden benachrichtigt. Der Beamte für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Polizei gab eine Pressemitteilung, fertig für die Morgennachrichten, heraus. Die Boulevardzeitungen hatten bereits angerufen, denn tot war Ms. Bonaventure weit faszinierender als lebendig. Shellys Agentin verfasste einen kurzen Nachruf, worin sie Shellys Talent und ihre Karriere lobte und betonte, was für ein gutes Herz sie gehabt habe. Darin bat sie auch die Öffentlichkeit, die Privatsphäre der Angehörigen zu respektieren.
    Jeder, der sie kannte und den Hayes befragt hatte, hatte ausgesagt, sie sei voller Leben gewesen, eine Kämpferin, von echten Depressionen keine Spur. In einer Stadt, deren Bewohner Aufputsch- und Beruhigungsmittel schluckten wie Schokodrops und in der der Besuch einer Entzugsklinik beinahe schon zum guten Ton gehörte, schien Shelly relativ medikamenten- und drogenfrei gelebt zu haben; Skandale hatte es auch keine gegeben.
    Hayes blickte auf die Mitschriften der Zeugenaussagen, die sie aufgenommen hatten. Der Nachbar von oben hatte gegen dreiundzwanzig Uhr die Wohnungstür ins Schloss fallen und Shelly nach ihrer Katze rufen gehört, eine knappe halbe Stunde vor dem Notruf.
    Vierzig Minuten später hatte sie schon nicht mehr gelebt.
    Diese Selbstmordtheorie erschien Hayes einfach zu glatt. Zu oberflächlich.
    Außerdem war sie ein wenig zu schnell gestorben, wenn sie die Tabletten erst nach ihrer Rückkehr geschluckt hatte. Doch vielleicht irrte er sich auch; schließlich musste er noch einige Telefonlisten überprüfen und Freunde, Nachbarn und ehemalige Liebhaber anrufen. Der Detective des LAPD lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück und betrachtete das 13 -mal- 18 -Foto seiner Tochter Maren, die mittlerweile die Highschool besuchte. Gesegnet mit dem blendenden Aussehen ihrer Mutter und deren breitem Lächeln, hatte sie ihm anvertraut, dass sie Schauspielerin werden wolle. Sie sah sich schon als neue Angela Bassett, Halle Berry oder Jada Pinkett Smith.
    Und sie war gut, wirklich. Aber Hollywood? Sein kleines Mädchen wollte nach Hollywood?
    Er riss den Blick von Marens Bild los und wandte sich dem Bildschirm mit Shelly Bonaventures Foto zu: graue Haut, blaue Lippen, tot. Was, so fragte er sich, hatte Hollywood damit zu tun?
    Vielleicht nichts. Vielleicht alles.
    Hayes stand auf. Er hörte das leise Gluckern der kaum benutzten Heizungen, denn selbst mitten im Winter war es hier nur selten nötig, die Temperatur in dem Gebäude, in dem die Kommission für Mord und bewaffnete Raubüberfälle untergebracht war, zu erhöhen.
    Er hörte Hardings Absätze klappern, noch bevor er sie um die Ecke biegen sah. Sie hatte die Stirn gerunzelt, die gezupften Augenbrauen waren nachdenklich

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