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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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wie ein Lächeln bedeutete. »Ich fürchte, genau das ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt fraglich. Aber etwas verwirrt mich. Ich hatte den Eindruck, dass Sie die Tochter von John Perry sind, dem Verwalter der Kolonie Roanoke.«
    »Die bin ich. Er und seine Frau Jane Sagan haben mich nach dem Tod meines Vaters adoptiert. Meine leibliche Mutter war schon einige Jahre früher verstorben. Wir haben es meinen Adoptiveltern zu verdanken, dass ich jetzt hier bin. Obwohl
ich mich entschuldigen muss …« - ich zeigte auf mich und meinen Zustand, der dem Anlass nicht ganz angemessen war - »… weil ich nicht damit gerechnet habe, Ihnen schon hier zu begegnen. Eigentlich dachte ich, wir würden zu Ihnen kommen und ich hätte mehr Zeit, mich vorzubereiten.«
    »Als ich hörte, dass die Obin mit einem Menschen gekommen waren, der mich sprechen wollte und obendrein von Roanoke stammt, war ich so neugierig, dass ich nicht länger warten wollte«, sagte Gau. »Außerdem gefällt es mir, meine Widersacher rätseln zu lassen, was ich gerade tue. Indem ich mich persönlich an Bord eines Obin-Schiffs begebe, statt auf das Eintreffen ihrer diplomatischen Gesandtschaft zu warten, werden sich manche Leute fragen, wer Sie sein könnten und was ich weiß, das diese Leute nicht wissen.«
    »Dann hoffe ich, dass Sie jetzt nicht enttäuscht sind.«
    »Selbst wenn, hätte ich meine Widersacher mit dieser Aktion nervös gemacht. Aber wenn ich bedenke, wie weit Ihre Reise war, hoffe ich doch, dass sie sich für uns beide gelohnt hat. Sind Sie vollständig bekleidet?«
    »Wie bitte?« Ich hatte mit vielen Fragen gerechnet, aber nicht mit dieser.
    Der General zeigte auf meine Hand. »Sie haben dort ein weiteres Kleidungsstück.«
    »Ach das«, sagte ich und legte das Hemd genau zwischen uns beiden auf den Tisch. »Das ist ein Geschenk. Nicht das Hemd. Darin ist etwas eingewickelt. Das ist das Geschenk. Ich hatte gehofft, es in etwas anderes einpacken zu können, bevor ich es Ihnen überreiche, aber jetzt bin ich etwas unvorbereitet. Doch nun werde ich die Klappe halten, damit Sie das Geschenk in Augenschein nehmen können.«

    Der General bedachte mich mit einem verwunderten Blick, wenn ich seine Mimik richtig deutete, und griff dann nach dem Hemd, um auszupacken, was sich darin befand. Es war das Steinmesser, das der Werwolf mir gegeben hatte. Der General hielt es hoch und betrachtete es im Licht. »Das ist ein sehr interessantes Geschenk«, sagte er und bewegte es, vermutlich um zu prüfen, wie es in der Hand lag. »Und es ist ein gut gearbeitetes Messer.«
    »Das freut mich.«
    »Wenn auch kein Beispiel für modernste Waffentechnik.«
    »Richtig.«
    »Haben Sie sich gedacht, ein General würde sich bestimmt für archaische Waffen interessieren?«
    »Das Geschenk ist mit einer Geschichte verbunden«, sagte ich. »Auf Roanoke lebt ein einheimisches Volk von Intelligenzwesen. Vor unserer Landung wussten wir gar nicht, dass sie existieren. Vor nicht allzu langer Zeit sind wir ihnen zum ersten Mal begegnet, was für beide Seiten nicht sehr erfreulich war. Einige von ihnen starben, und auch einige von uns kamen ums Leben. Aber dann trafen sich einer von ihnen und einer von uns und die beiden entschieden, dass wir nicht mehr versuchen sollten, uns gegenseitig zu töten. Stattdessen wurden Geschenke ausgetauscht. Dieses Messer war eines dieser Geschenke. Jetzt gehört es Ihnen.«
    »Das ist eine bemerkenswerte Geschichte«, sagte Gau. »Und ich gehe zweifellos recht in der Annahme, dass diese Geschichte etwas mit Ihrem Hiersein zu tun hat.«
    »Das liegt letztlich an Ihnen. Sie könnten auch entscheiden, dass es einfach nur ein hübsches Steinmesser ist.«
    »Das glaube ich kaum«, sagte Gau. »Verwalter Perry ist ein
Mann, der mit Untertönen arbeitet. Mir ist keineswegs entgangen, was es zu bedeuten hat, wenn er seine Tochter zu mir schickt, um mir eine Nachricht zu überbringen. Aber dann lässt er mir dieses besondere Geschenk überbringen, hinter dem eine besondere Geschichte steht. Seine Taten zeugen von Subtilität.«
    »Das sehe ich genauso. Aber das Messer ist kein Geschenk meines Vaters. Es ist von mir.«
    »Tatsächlich?«, sagte Gau überrascht. »Das macht es noch bemerkenswerter. Verwalter Perry hat es nicht einmal vorgeschlagen?«
    »Er weiß nicht einmal, dass ich dieses Messer hatte. Und er weiß auch nicht, wie ich dazu gekommen bin.«
    »Aber Sie hatten die Absicht, mir damit eine Botschaft zu übermitteln. Eine Botschaft, die jene

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