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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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entreißen. Sie haben bestimmt noch nichts von Nerbros Eser gehört …«
    »Aber sicher habe ich von ihm gehört«, erwiderte ich. »Im Moment ist er Ihr Hauptgegner. Er versucht die anderen davon zu überzeugen, auf ihn zu hören. Er will die Koloniale Union vernichten.«
    »Verzeihung«, sagte Gau. »Ich vergaß, dass ich es nicht mit einer unwissenden Botin zu tun habe.«
    »Schon gut.«
    »Nerbros Eser beabsichtigt, Roanoke anzugreifen«, fuhr Gau fort. »Ich habe die Konklave wieder unter meine Kontrolle bekommen - allerdings viel zu langsam -, doch es gibt viele Völker, die Eser unterstützen, so dass er sich einen Vorstoß gegen Roanoke erlauben könnte. Er weiß, dass die Koloniale Union zu schwach ist, um die Kolonie wirksam verteidigen zu können, und er weiß, dass ich im Moment nicht in der Lage wäre, ihn daran zu hindern. Wenn er Roanoke vernichtet, nachdem ich es nicht geschafft habe, könnten noch mehr Völker der Konklave auf seine Seite wechseln. Genug, um einen direkten Angriff auf die Koloniale Union zu riskieren.«
    »Also können Sie uns nicht helfen«, sagte ich.
    »Abgesehen von dem, was ich Ihnen soeben erklärt habe, nicht. Eser wird Roanoke angreifen. Aber gerade weil Verwalter Perry mitgeholfen hat, meine Flotte zu vernichten, kann ich jetzt nicht mehr viel tun, um Eser an seinem Vorhaben
zu hindern. Und ich bezweifle, dass die Koloniale Union sich große Mühe geben würde, ihm Einhalt zu gebieten.«
    »Warum sagen Sie das?«, fragte ich.
    »Weil Sie hier sind«, sagte General Gau. »Glauben Sie mir, Zoë, ich bin sehr dankbar für die Warnung, die Ihre Familie mir hat zukommen lassen. Aber Verwalter Perry hätte mich niemals gewarnt, weil er es einfach nur gut mit mir meint. Wie Sie selbst festgestellt haben, ist der Preis dafür viel zu hoch. Sie sind hier, weil Sie sich im Moment an niemand anderen wenden können.«
    »Aber Sie glauben meinem Vater.«
    »Ja«, sagte Gau. »Bedauerlicherweise. Jemand in meiner Stellung schwebt ständig in Gefahr. Aber ausgerechnet jetzt erkenne ich, dass einige der Leute, denen ich mit meinem Leben und meiner Freundschaft vertraue, die Kosten berechnet und entschieden haben, dass ich ihnen tot mehr wert bin als lebend. Und es ergibt Sinn, dass jemand mich aus dem Weg räumen will, bevor Eser den Angriff auf Roanoke startet. Wenn ich tot bin und Eser sich an Ihrer Kolonie rächt, wird niemand mehr seinen Führungsanspruch innerhalb der Konklave in Frage stellen. Verwalter Perry hat mir nichts gesagt, was ich nicht bereits wusste. Er bestätigt nur, was mir längst klar ist.«
    »Dann konnte ich Ihnen nicht von Nutzen sein«, sagte ich. Und Sie konnten mir nicht von Nutzen sein , dachte ich, ohne es auszusprechen.
    »Das würde ich nicht sagen«, erwiderte Gau. »Einer der Gründe, warum ich jetzt hier bin, ist der, dass ich mir anhören kann, was Sie mir zu sagen haben, ohne dass irgendjemand anderer mitmischt. Ich wollte wissen, was ich mit den Informationen
anfangen kann, die Sie vielleicht für mich haben. Ob sie für mich von Nutzen sind. Ob Sie für mich von Nutzen sind.«
    »Sie wussten bereits, was ich Ihnen gesagt habe.«
    »Das stimmt. Allerdings weiß sonst niemand, wie viel Sie wissen. Jedenfalls nicht hier.« Er griff noch einmal nach dem Steinmesser und sah es sich an. »Und um ehrlich zu sein, habe ich es allmählich satt, etwas nicht zu wissen, nicht von jenen zu wissen, denen ich vertraue, die den Plan gefasst haben, mir ein Messer ins Herz zu stoßen. Wer auch immer das Attentat auf mich verüben will, macht gemeinsame Sache mit Nerbros Eser. Wahrscheinlich wissen diese Leute auch, wann er Roanoke angreifen will und wie groß seine Streitmacht ist. Und wenn wir zusammenarbeiten, können wir vielleicht beides in Erfahrung bringen.«
    »Wie?«
    General Gau sah mich an und machte wieder das mit dem Kopf, von dem ich hoffte, dass es ein Lächeln war. »Indem wir ein bisschen politisches Theater inszenieren. Indem wir den Eindruck erwecken, als wüssten wir, was die Verschwörer beabsichtigen. Indem wir sie dadurch zwingen, aktiv zu werden.«
    Ich lächelte zurück. »›Das Schauspiel sei die Schlinge, in die den König sein Gewissen bringe.‹«
    »Exakt«, sagte Gau. »Obwohl wir einem Verräter und keinem König das Handwerk legen werden.«
    »In diesem Zitat war der Gemeinte beides.«
    »Interessant«, bemerkte Gau. »Aber ich fürchte, dass mir die Anspielung nichts sagt.«
    »Sie stammt aus einem Drama namens Hamlet «,

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