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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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schlagartig alles in Frage gestellt, was man getan und erarbeitet hatte, wenn am Himmel ein Raumschiff auftauchte, das von Wesen gesteuert wurde, die entschieden hatten, dass sie genau diesen Planeten haben wollten, und
man selbst zu den Menschen gehörte, die ihnen im Weg waren. Vielleicht war das etwas, das man erst dann richtig verstand, wenn es geschah.
    Oder die Leute dachten vielleicht gar nicht darüber nach, weil man sowieso nichts machen konnte, wenn es geschah. Wir waren keine Soldaten, sondern Kolonisten. Ein Kolonist zu sein bedeutete, sich auf das Risiko einzulassen. Und wenn man sich darauf eingelassen hatte, war es vielleicht besser, nicht darüber nachzudenken, bis es so weit war.
    Während der Woche an Bord der Magellan gab es jedenfalls keinen Grund, darüber nachzudenken. Wir hatten Spaß - ehrlich gesagt fast schon zu viel Spaß. Ich hegte den Verdacht, dass wir einen nicht repräsentativen Vorgeschmack auf das Kolonistenleben bekamen. Das erwähnte ich auch Vater gegenüber, während wir uns das Endspiel des Völkerballturniers ansahen, in dem die Dragons mit dem roten Gummi-Todesstern Verderben über die bislang ungeschlagenen Slime Molds brachten, das Team, zu dem Magdy gehörte. Mir war es nur recht, denn Magdy war seit der Gewinnsträhne seiner Mannschaft noch unausstehlicher geworden. Also konnte es nicht schaden, wenn der Bursche wieder etwas Demut lernte.
    »Natürlich ist das hier nicht repräsentativ«, sagte Vater. »Glaubst du etwa, auf Roanoke würden wir Zeit finden, Völkerball zu spielen?«
    »Ich rede gar nicht von Völkerball«, sagte ich.
    »Ich weiß. Aber ich will nicht, dass du dir Sorgen machst. Ich möchte dir eine Geschichte erzählen.«
    »Oh, toll!«, rief ich. »Eine Geschichte!«
    »Ach, diese sarkastische Jugend!«, sagte Vater. »Als ich zum ersten Mal die Erde verließ und mich von der Kolonialen Verteidigungsarmee
rekrutieren ließ, haben wir eine ganz ähnliche Woche verbracht. Nachdem wir unsere neuen Körper erhalten hatten - die grünen, wie der, den General Rybicki immer noch hat -, erteilte man uns den Befehl, eine ganze Woche lang Spaß mit diesen Körpern zu haben.«
    »Klingt nach einer guten Methode, um Ärger zu provozieren.«
    »Vielleicht«, sagte Vater. »Aber hauptsächlich hatte es zwei Auswirkungen. Zum einen konnten wir uns mit den Fähigkeiten unserer neuen Körper vertraut machen. Zum anderen erhielten wir Zeit, uns zu vergnügen und miteinander anzufreunden, bevor wir in den Krieg zogen. Damit wir etwas Ruhe vor dem Sturm hatten.«
    »Also bekommen wir hier ein nettes Unterhaltungsprogramm geboten, bevor man uns in die Salzbergwerke schickt.«
    »Nicht in die Salzbergwerke, aber auf die versalzenen Felder«, sagte Vater und zeigte auf die Jungs, die immer noch auf dem Spielfeld herumrannten. »Vielen deiner neuen Freunde ist noch nicht richtig klar geworden, dass sie nach unserer Landung schwer arbeiten müssen. Wir sind die erste Kolonistenwelle. Wir brauchen jede Hand.«
    »Dann war es wohl eine gute Idee, dass ich eine anständige Ausbildung auf Huckleberry erhalten habe.«
    »Nicht dass wir uns falsch verstehen, Zoë - du wirst weiterhin zur Schule gehen. Und den Rest des Tages wirst auch du arbeiten. Genauso wie alle deine Freunde.«
    »Das ist extrem unfair«, sagte ich. »Arbeit und Schule.«
    »Erwarte nicht allzu viel Mitgefühl von uns«, entgegnete Vater. »Während ihr euch hinsetzt und lest, werden wir drau ßen schuften und schwitzen.«

    »Wen meinst du mit ›wir‹? Du bist der Leiter der Kolonie. Du hast einen Verwaltungsjob.«
    »Während ich Ombudsmann in Neu-Goa war, habe ich weiter als Farmer gearbeitet.«
    Ich schnaufte. »Du meinst, du hast Saatgut gekauft und Chaudhry Shujaat für einen Hungerlohn auf dem Feld arbeiten lassen.«
    »Du verstehst nicht, worauf ich hinauswill«, sagte Vater. »Wenn wir Roanoke erreicht haben, werden wir alle Hände voll zu tun haben. Das Einzige, was uns in dieser Zeit Mut machen wird, sind unsere Freunde. Ich weiß, dass es bei mir in der KVA genauso war. Du hast in dieser Woche viele neue Freunde gewonnen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Würdest du dein neues Leben auf Roanoke ohne sie beginnen wollen?«
    Ich dachte an Gretchen und Enzo - und sogar an Magdy. »Definitiv nicht.«
    »Dann hat diese Woche ihren Zweck erfüllt«, sagte Vater. »Wir sind dabei, aus Kolonisten von verschiedenen Welten eine Kolonie zu machen, aus Fremden Freunde. Wir werden uns gegenseitig brauchen. Jetzt sind die

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