Zwischen den Sternen
»Na gut. Dann beweis es. Beeindrucke mich.«
»Hier schlagen wohl jemandem die morgendlichen Anstrengungen auf die Stimmung«, sagte Magdy spöttisch.
»Was soll das heißen?«, fuhr ich ihn an.
»Das soll heißen, dass mit euch beiden kaum noch etwas anzufangen ist, seit ihr das tut, was auch immer ihr am frühen
Morgen tut. Auch wenn das grantige Gretchen anderer Meinung zu sein scheint, so sind es doch wir beide, die euch in letzter Zeit mitgeschleppt haben, und das wisst ihr ganz genau.«
»Ihr wollt uns in Mathe mitschleppen?«, sagte Gretchen. »Wohl kaum.«
»Im Gegenteil, mein Schätzchen«, sagte Magdy. »Offenbar ist es für dich ohne Bedeutung, dass wir beide letzte Woche das Referat über die Frühzeit der Kolonialen Union zusammengestellt haben.«
»Es heißt nicht ›wir haben‹, sondern ›Enzo hat‹«, sagte Gretchen. »Dafür danke ich dir, Enzo. Zufrieden, Magdy? Gut. Dann lasst mich jetzt damit in Ruhe.« Sie legte den Kopf wieder auf den Tisch.
Enzo und Magdy tauschten erstaunte Blicke aus.
»Gebt mir mal das Buch«, sagte ich und griff danach. »Ich werde die Aufgabe lösen.«
Enzo schob das Buch herüber, aber dabei wich er meinem Blick aus.
Am Nachmittag: Ausbildung.
»Und wie läuft es mit deiner Ausbildung?«, fragte Enzo mich eines Abends, als er mich dabei erwischte, wie ich humpelnd vom Training zurückkehrte.
»Du meinst, ob ich dich schon umbringen kann?«, fragte ich.
»Eigentlich nicht«, sagte Enzo. »Aber wo du es erwähnst, muss ich zugeben, dass ich neugierig werde. Könntest du es?«
»Das hängt davon ab, womit du gerne umgebracht werden möchtest«, sagte ich. Darauf folgte ein Moment unbehaglichen Schweigens. »Das sollte ein Witz sein«, fügte ich hinzu.
»Bist du dir sicher?«
»Heute ging es nicht einmal ansatzweise darum, wie man irgendetwas töten könnte«, wechselte ich das Thema. »Wir haben den ganzen Tag damit zugebracht, uns leise zu bewegen. Du weißt schon. Um sich vor einem Feind in Sicherheit zu bringen.«
»Oder um sich an einen Feind anzuschleichen.«
Ich seufzte. »Ja, schon gut, Enzo. Um sich an etwas anzuschleichen. Um es dann zu töten. Weil mir das Töten so großen Spaß macht. Ich könnte den ganzen Tag lang nur töten, wenn man mich lassen würde. Alle kennen mich als Killer-Zoë.« Ich ging etwas schneller weiter.
Enzo holte mich wieder ein. »Tut mir leid. Das war nicht fair von mir.«
»Ach!«, sagte ich.
»Es geht doch nur um das, worüber die Leute reden«, sagte Enzo. »Über das, was Gretchen und du macht.«
Ich blieb stehen. »Worüber reden die Leute?«
»Denk doch mal nach«, sagte Enzo. »Ihr verbringt die Nachmittage damit, euch auf die Apokalypse vorzubereiten. Was glaubst du wohl, was die Leute dazu sagen?«
»Das ist es nicht«, sagte ich.
»Ich weiß.« Enzo berührte mich am Arm, was mich daran erinnerte, dass wir so etwas in letzter Zeit immer seltener gemacht hatten. »Das habe ich auch zu den Leuten gesagt. Aber das hindert sie nicht daran, trotzdem zu reden. Und darüber, dass es um dich und Gretchen geht.«
»Und?«
»Du bist die Tochter des Leiters dieser Kolonie, und sie ist die Tochter des Mannes, von dem jeder weiß, dass er die
Nummer zwei im Roanoke-Rat ist«, sagte Enzo. »Es sieht so aus, als würdet ihr eine Sonderbehandlung bekommen. Wenn es nur um dich ginge, würden die Leute es verstehen. Sie wissen, dass du diese verrückte Sache mit den Obin laufen hast …«
»Das ist nicht verrückt«, sagte ich.
Enzo sah mich nur an.
»Na gut, es ist verrückt.«
»Die Leute wissen von deiner Sache mit den Obin, also würden sie sich keine Gedanken machen, wenn es nur um dich gehen würde«, sagte Enzo. »Aber sie werden nervös, weil Gretchen dabei ist. Sie fragen sich, ob ihr etwas wisst, das die anderen nicht wissen.«
»Das ist doch lächerlich«, sagte ich. »Gretchen ist meine beste Freundin. Deshalb habe ich sie gefragt, ob sie mitmachen möchte. Hätte ich vielleicht jemand anderen fragen sollen?«
»Das hättest du tun können«, sagte Enzo.
»Zum Beispiel wen?«
»Zum Beispiel mich«, sagte Enzo. »Du weißt schon, weil ich dein Freund bin.«
»Ach so, weil die Leute dann nicht ins Grübeln kommen würden«, gab ich zurück.
»Vielleicht, vielleicht auch nicht«, sagte Enzo. »Aber wenigstens würde ich dich dann gelegentlich sehen.«
Darauf fiel mir keine gute Antwort ein. Also gab ich Enzo einfach einen Kuss.
»Hör mal, ich möchte dich nicht unter Druck setzen oder dir
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