Zwischen den Welten: Eine neue Welt (German Edition)
bietet einen ähnlichen Eindruck wie Candeleria, bloß bei weitem anheimelnder, gemütlicher, trotz der, unter all den Verzierungen und dem Schmuck, kalten Steinmauern. Die Gassen sind auch nicht so dunkel, ganz abgesehen davon, dass diese Stadt über mehr Wohlstand zu verfügen scheint. Schnell hat man das Rathaus gefunden und wird willkommen geheißen. Namis und Dago besorgen den Proviant, die anderen gehen hinein.
"Was ihr da berichtet ist entsetzlich.", beginnt Wogar, der Bürgermeister, nach kurzer Bedenkzeit am Ende der Geschichte. "Ich werde alles veranlassen, was nötig ist, um nach Sameria zu ziehen. Dennoch werde ich, bis die Bielir an der Stadt vorbeigezogen sind, einen gewissen Resttrupp Soldaten hier lassen, falls es eine Finte sein sollte. Ich hoffe ihr verzeiht mir diese Sicherheitsmaßnahme."
"Es gibt nichts zu verzeihen.", beruhigt Davinor ihn. "Im Gegenteil, wir sind erfreut, dass ihr uns Gehör geleistet habt und uns lange Diskussionen erspart. Es lief bisher nicht immer so glatt auf unserer Reise."
"Gut. Allerdings möchte ich euch um einen Gefallen bitten, falls dies möglich ist."
"Solange er uns nicht auf allzu große Umwege führt, sollte dies kein Problem darstellen.", willigt Angar ein.
"Nicht wirklich. Ich möchte euch nur bitten meinen Sohn, Jugo Cha, aus der nördlich gelegenen Jagdhütte abzuholen. Er ist sehr an den Zusammenhängen in unserer Welt interessiert und zieht sich oft für Tage dahin zurück, um seine Bücher zu lesen. Man kann ihn leider nicht davon abhalten und Leibwächter nach ihm zu schicken hat noch nie wirklich funktioniert."
"Ohne euch diesen Gefallen abschlagen zu wollen, aber könnte das nicht ein Bote tun?", fragt Davinor höflich nach.
"Es geht mir auch darum, dass ihr ihn, wenn dies ginge, im Kampfe unterrichten könntet. Seine Besessenheit im Bereich der Geschichte und der Natur sind das genaue Gegenteil von seiner Weigerung, die Kunst des Kampfes zu erlernen. Und gerade in diesem Kampf können wir jeden Krieger gebrauchen. Auf euch wird er wahrscheinlich eher hören, da ihr und eure Ansichten als Fremde für ihn interessanter seid, als die der Leute, die ihn in Underia unterrichten könnten. Solltet ihr ihn nicht antreffen, zieht einfach weiter, dann ist er schon auf dem Weg hierher und kann notfalls mit den Soldaten nachziehen."
"In dem Falle geht das in Ordnung."
Damit war das Gespräch beendet. Wogar übergibt Davinor noch eine Schriftrolle, um die Echtheit der Anordnung zu bezeugen. Draußen vor der Stadt warten Jilia, Malesch und Adon schon ungeduldig.
"Und?"
"Sie ziehen sobald sie können los, Jilia. Kein Grund unruhig zu werden.", beantwortet Angar kurz die rüde Nachfrage.
Jilia nickt nur skeptisch.
"Allerdings…", fährt Angar fort, "müssen wir noch den Sohn des Bürgermeisters aus einer Jagdhütte abholen."
"Warum das denn? Ich dachte euer Anliegen sei so wichtig?", spottet Jilia. "Wir brauchen nicht noch einen Städter in unserer Gruppe."
"Wir tun Wogar einen Gefallen. Da die Hütte nicht allzu weit weg ist und er uns herzlich willkommen geheißen hat, ist das das Mindeste, was wir für ihn tun können."
"Als ob wir etwas für ihn tun müssten."
"Jetzt beruhige dich Jilia.", versucht Malesch zu schlichten, "So schlimm ist es nicht. Allein, dass er uns so vertraut, ist ein gutes Zeichen. Das abzuschlagen hätte er als Respektlosigkeit empfinden können."
"Vielleicht eine Falle?"
"Jetzt übertreibe nicht, was hätte er denn davon?", mischt sich jetzt auch Adon ein. "Zumal er so schnell keine Falle aufbauen könnte. Statt zu diskutieren sollten wir lieber los."
"Ihr solltet lieber zu den Bielir zurück, Adon. Wogar lässt einen Restposten Soldaten hier, falls die Bielir etwas planen. Ihr solltet ihnen Bescheid geben, nicht dass es nachher zu Streitereien kommt, weil Draven und die anderen nicht wissen, weshalb da noch Soldaten warten."
"So viel also zum Vertrauen uns gegenüber. Das klingt nach einer perfekten Falle. Er könnte die reisenden Bielir ohne weiteres einkesseln, wenn eine Truppe vor und eine hinter ihnen marschiert.", sieht Jilia ihre Zweifel jetzt endgültig bestätigt.
"Aber wir wissen um die Situation und könnten uns mental darauf vorbereiten und dem Ganzen aus dem Weg gehen.", entgegnet Malesch. "Ich halte es daher für richtig, dass Adon zurückgeht. Egal, wie es letztendlich aussieht, um die Absichten der Underianer, der Rat und die Bielir wären davon in Kenntnis gesetzt."
"Also auf dann, bis in Sameria.",
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