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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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wollte irgendwas über Ausgehen und Restaurants im Grindel und hier in Pöseldorf schreiben. Und vermutlich dachte er, er könnte seiner Mutter mal wieder Blumen schenken.«
    »Verstehe.« Irgendwie kann ich Daniels Tonfall entnehmen, dass er mir wohl immer noch nicht glaubt.
    »Beim Stylish «, setze ich also nach.
    »Beim Stylish , schon klar…«
    »Ja. Aber ich fürchte, ich bin nicht das, was er sucht. Er will wohl kaum übers SixtyNine schreiben.«
    Das SixtyNine ist auf dem Kiez und nicht hier in Pöseldorf. Und das Publikum dort ist überwiegend schwul, ich fürchte also, dass es nicht unbedingt die Zielgruppe seines Magazins ist.
    »Wenn du mich fragst, ist er einer Recherche übers SixtyNine ganz sicher nicht abgeneigt«, stellt Daniel gerade fest.
    »Was meinst du?«, frage ich unschuldig. Jetzt muss auch ich ein Grinsen unterdrücken.
    »Na ja, für Frauen dürfte er sich privat wohl eher weniger interessieren.«
    »Kann schon sein«, sage ich. Eigentlich war ich mir ja schon in der Kirche recht sicher, dass er schwul ist. Wobei ich irgendwie nicht glaube, dass er deswegen hier aufgetaucht ist. Er wird wohl kaum nachgefragt haben, von wem die Blumen waren.
    »Und?«, frage ich trotzdem.
    »Vielleicht solltest du mal rausfinden, was er eigentlich so sucht…«
    »Was meinst du?« Irritiert sehe ich ihn an.
    »Flirtbehindert?«
    »Quatsch!«, streite ich ab.
    »Na sicher…« Daniel verdreht die Augen. »Und erzähl mir jetzt nicht, dass er nicht dein Typ ist.«
    »Doch«, gebe ich ehrlich zu, »… schon.« Ich fand ihn ja wirklich ganz süß.
    »Hätte mich auch sehr gewundert. Und auf den Gedanken, dass er vermutlich ganz was anderes recherchieren wollte als die Gastro-Szene in Pöseldorf, bist du natürlich nicht gekommen?«
    »Wieso? Also ich meine, wieso sollte er…?« Fragend sehe ich ihn an.
    »Weil er dich ein bisschen zu offensichtlich angeschmachtet hat und das Stylish ein Modemagazin ist.«
    »Und?«
    »Na ja, die schreiben über Frauenklamotten. Und zwar ausschließlich. Die haben da keinen Lokalteil.«
    »Nicht?« Woher soll ich denn bitte schön wissen, was in diesem dämlichen Magazin steht?
    »Nein.« Daniel lacht. »Ganz sicher nicht. Und selbst wenn sie einen hätten, würden sie ganz sicher nicht über Pöseldorf schreiben. Ist ja nun nicht grade der Nabel der Welt hier.«
    »Aber es kann doch sein… ich meine… es ist Hamburg und… ein ziemlich schicker Stadtteil. Vielleicht machen sie ja wirklich einen Bericht darüber, wo man hier gut ausgehen kann.«
    »Ja, klar, Ben, und dazu fragen sie in einem Blumenladen nach. Tolle Location.« Er klopft mir auf die Schulter und lacht dann, bevor er sich an mir vorbei in den Verkaufsraum schiebt. »Das da ist eine Handynummer und irgendwas sagt mir, dass du, wenn du sie wählst, nicht in seiner Redaktion landen wirst.«
    Ein wenig perplex sehe ich ihm zu, wie er sich nach dem Kübel mit den weißen Freesien bückt und einige davon herausnimmt, während ich darüber nachdenke, ob mir der Kerl da grade eben wirklich seine Handynummer aufgeschrieben hat. Irgendwie fand ich seine Story mit dem Artikel relativ überzeugend.
    »Woher willst du das wissen?«, frage ich also. »Ich meine, seit wann liest du die Stylish ? Ich dachte immer, du trägst keinen Fummel.«
    »Tu ich auch nicht«, antwortet Daniel. »Aber Mark hat mal eine Zeit lang für die geschrieben.«
    »Ach so.« Mark ist einer von Daniels Freunden. Er macht auch irgendwas bei einer Zeitung. Keine Ahnung was genau, aber er scheint ein recht hohes Tier dort zu sein. Eigentlich war er eher ein Freund von Gerd. Seit er nicht mehr lebt, sehen sie sich nur noch selten.
    »Du bist niedlich, wenn du so naiv bist«, teilt Daniel mir mit einem milden Lächeln mit.
    »Ich bin nicht naiv«, brumme ich. Mein Blick wandert zurück zum Verkaufstresen und dem schwarzen Seidenpapier, auf das er, mit einem blauen Kuli, seine Nummer geschrieben hat. Man erkennt sie kaum, man muss es gegen das Licht halten, um sie zu entziffern.
    Kurz streiche ich über das Papier, nehme es dann vom Stapel und halte es ein wenig unschlüssig in der Hand.
    »Ruf ihn an«, kommentiert Daniel, ohne sich dabei nach mir umzudrehen.
    »Kannst du hellsehen?«, frage ich amüsiert. Keine Ahnung, woher er weiß, dass ich dämlich mit dem Bogen dastehe.
    »Nein, aber ich bin nicht taub. Außerdem war er süß.«
    »War er«, gebe ich zu. Daniel kennt mich sowieso zu gut, um es nicht zu checken. Leugnen dürfte also einigermaßen

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