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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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noch mal zu sprechen.
    Unser letztes Telefonat vor zwei Stunden lief nämlich wenig erfreulich. Dabei wollte ich ihm nur kurz Bescheid geben, dass ich die Öffnungszeiten des Casa Blanca gecheckt hab und dass sie nicht toll sind. »Mittwoch haben sie bis halb sechs auf, wenn wir uns beeilen und du vielleicht schon um halb fünf Schluss machen kannst, schaffen wir das«, hab ich vorgeschlagen. »Oder wir gehen morgen Früh. Dienstags machen sie schon um acht auf und wenn wir gleich um acht hingehen, bist du locker zurück, bis der Laden öffnet.«
    »Weiß nicht«, hat er abwehrend gesagt und dabei wenig begeistert geklungen.
    »Hast du was vor?«, hab ich mich, zugegebenermaßen ein bisschen schnippisch, erkundigt. Irgendwie finde ich sein Verhalten, seitdem es Samstagnacht beinahe ohne Kondom zwischen uns passiert ist, ziemlich komisch. Und natürlich mache ich mir so meine Gedanken dazu. Mehrheitlich welche, die ich eigentlich nicht haben will. Denn realistisch betrachtet, sollte ich bei diesem Eiertanz, den er veranstaltet, vielleicht in Erwägung ziehen, dass er gar nicht vorhat, es mit der Treue in unserer Beziehung allzu genau zu nehmen, oder dass er eventuell positiv ist.
    Und Letzteres würde, obwohl es mir nicht gefällt, so einige Sachen in ein anderes Licht rücken. Daniels Andeutungen beim Essen, dass es schön ist, dass ich ihn akzeptiere, wie er ist und dass es ihm sicher nicht leicht gefallen ist, mir das zu sagen. Felix komischer Spruch, dass er eine Weile gebraucht hat, bis er dahintergekommen ist. Bens eigene Andeutung, dass die Trennung der beiden nicht gut gelaufen ist, seine ganzen Termine, zu denen er Dienstag und Donnerstag immer ach so dringend muss...
    Zu allem Überfluss ist mir, als ich kostenlose Alternativen für einen HIV-Test hier in Hamburg zu praktikableren Öffnungszeiten gegoogelt hab, natürlich dank Suchmaschine wieder eingefallen, dass in diesem Ärztehaus, in dem die Zahnarztpraxis ist, in die ich ihn mit Daniel damals hab gehen sehen, auch eine Schwerpunktpraxis für HIV ist. Und damit es auch richtig blöd läuft, haben sie Dienstag auch noch Sprechstunde bis einundzwanzig Uhr.
    Schöne Scheiße, herzlich willkommen in Janosch Köhlers paranoidem Gedankenkarussell. Wobei man, realistisch betrachtet, so paranoid gar nicht sein muss, um am Ende draufzukommen. Und ich weiß nicht so recht, was ich mit dieser Information für mich anfangen soll. Ich meine, wir sind drei Monate zusammen… Er ist mein fester Freund. Ich liebe ihn… Wir schlafen miteinander und er hält es nicht für nötig, es mir zu sagen...
    Ich hab mir nie Gedanken darüber gemacht, wie es wäre, wenn ich jemanden treffe, der HIV-positiv ist und ich mich in ihn verliebe. Ob ich mit ihm zusammen sein und mit ihm schlafen könnte, so unbeschwert, wie ich das mit Ben tue. Ich weiß nur, dass ich es vermutlich nicht unbedingt meinen Eltern erzählen würde. Und dass ich es wissen wollte, bevor ich mich auf denjenigen einlasse.
    Natürlich verstehe ich, dass es, wenn er wirklich positiv ist, nicht einfach ist. Und dass es den perfekten Zeitpunkt, es jemandem zu sagen, mit dem man zusammen sein will, nicht gibt. Aber ich hatte nie in Erwägung gezogen, dass er es mir vielleicht einfach überhaupt nicht sagt, sondern ich es durch einen dämlichen Zufall herausfinde, wenn wir schon so lange zusammen sind.
    »Weiß nicht, ich muss ein paar Sachen vorbereiten und ich wollte mit zum Großmarkt«, ist er ausgewichen. Dabei geht er dienstags nie mit zum Großmarkt. Meistens gehen sie da überhaupt nicht, weil sie montags frische Ware kaufen. Aber so wirklich verwundert hat mich seine Ausrede ehrlich gesagt nicht.
    »Willst du's eigentlich nicht?«, hab ich nachgehakt, bin dabei von meinem Stuhl aufgestanden und hab nach meinen Zigaretten gegriffen. Ob ich jetzt mit oder ohne Gummi mit ihm schlafe und warum mein Herr Freund keinen HIV-Test mit mir machen will, weil er vermutlich das Ergebnis kennt, braucht definitiv kein Großraum-Büro-Publikum.
    »Doch, natürlich. Ich kann nur nicht, Dienstag…«
    »Okay, was ist mit Mittwoch?«
    »Mal sehen«, hat er gemurmelt, während ich die Tür hinter mir zugezogen hab und in Richtung der Fahrstühle gegangen bin.
    » Ich muss das wissen, weil ich ja zusehen muss, dass ich früher Schluss machen kann«, hab ich gesagt und dabei eine Kippe aus der Schachtel gefummelt. Gar nicht so leicht, mit dem Handy am Ohr.
    »Ich weiß noch nicht, wie es ist, im Laden…«
    »Okay.«
    »Bist du

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