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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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irgendwie sauer?«
    »Kann man nicht unbedingt sagen«, hab ich ironisch erwidert.
    »Klingt aber so«, hat er festgestellt und für eine Sekunde war ich nicht sicher, ob er mich verarschen will oder ob er's wirklich nicht rafft.
    »Na, wenn ich so klinge, wird wohl was dran sein«, konnte ich mir nicht verkneifen. »Weißt du, so wie du dich anstellst, könnte man meinen, du willst es gar nicht.« Zum Glück war niemand zum Rauchen draußen auf dem Balkon.
    »Natürlich will ich«, hat er behauptet. Aber irgendwie hab ich den Enthusiasmus vermisst.
    »Kennst du dein Ergebnis?«, hab ich ihn gefragt, nachdem ich mir eine angezündet und einen tiefen Zug genommen hatte. »Und gibt es da vielleicht was, was du mir nach drei Monaten Beziehung mal sagen willst?«
    »Was? Nein«, hat er behauptet. »Ich finde einfach nur, wir können noch ein bisschen warten.«
    »Nach drei Monaten?« Ich finde, das ist eine lange Zeit. Und einen echten Grund, wieso er noch weiter warten will, konnte er mir dann irgendwie auch nicht nennen. Oder er wollte es nicht…
    »Und warum?«, hab ich nicht lockergelassen.
    »Weil… ich…«
    »Bisschen dünne Argumentation, findest du nicht?«
    »Josh, ich… das…«
    »Sag mir doch einfach, was dein Scheiß-Problem ist. Wenn du nicht willst, dass wir die Dinger weglassen, weil du nebenher noch mit jemand anderem nicht nur laufen gehst, sondern auch was laufen hast, dann sag's mir. Dann bin ich nämlich weg und nerv dich nicht mit irgendwelchen Banalitäten wie HIV-Tests, Vertrauen und 'ner festen Beziehung.«
    »Josh, mit Tom… da läuft nichts.«
    »Neulich war's noch ein Manu, der dich angerufen hat«, hab ich fauchend erwidert und meine angerauchte Kippe dabei fallen lassen. »Und ich würd mich nicht wundern, wenn es der aus dem Einkaufszentrum wäre und du dich hinter meinem Rücken einmal quer durch Hamburg vögelst. Ich meine, schließlich hast du mich ihm als einen Freund vorgestellt. Was bin ich für dich, Ben? Ein Fick? Ich mein, Scheiße, du…« Ich hab fast geheult und war furchtbar sauer auf ihn. Und wegen der Heulerei natürlich auch auf mich...
    »Steht doch sogar auf dem Wandkalender«, klärt Julie mich grade mit einem Blick in die entsprechende Richtung auf.
    »Ich weiß. Ich dachte nur, das sei… Nächste Woche…«, murmle ich. Schließlich bin ich nicht blind. Ich hab's einfach nur vollkommen vergessen. Ist ja nicht so, dass ich gedanklich nicht anderweitig beschäftigt bin. Ich kann echt von Glück sagen, dass ich es die letzte halbe Stunde tatsächlich geschafft habe, mich doch noch auf diesen albernen Text zu konzentrieren, der dringend fertig werden muss.
    »Nein, ist heute«, setzt Julie mich überflüssigerweise erneut in Kenntnis.
    »Ich weiß.« Mein Tonfall ist genervt. Eigentlich wollte ich gleich nach Büroschluss bei ihm vorbeischauen und mit ihm reden. Denn auch, wenn ich alles andere als scharf auf dieses Gespräch bin, will ich wissen, wie er zu uns steht und wieso er sich so anstellt. Und am liebsten will ich natürlich, dass es eine andere Erklärung als meine dafür gibt.
    »Bringst du deinen Freund mit?«, erkundigt Julie sich gerade. Ganz schlechter Zeitpunkt...
    »Eher nicht.« Eigentlich ist es nicht so gerne gesehen, aber kaum einer hält sich dran und natürlich hab ich die letzten Wochen beinahe ununterbrochen von ihm geschwärmt und allen erzählt, dass er in echt noch viel hübscher als auf den Fotos auf meinem Handy ist.
    »Wär doch 'ne gute Gelegenheit.«
    »Ich hatte mit nächster Woche gerechnet, wahrscheinlich hat er gar keine Zeit«, sage ich versöhnlich. Bringt ja jetzt nichts, sie blöd anzupampen. Und ich hatte den Mädels tatsächlich versprochen, dass ich ihn ihnen mal vorstelle. Claude übrigens auch. Aber da lasse ich mir noch ein bisschen Zeit. Claude ist sehr einnehmend… außerdem nennt er ihn seit dieser Sache da am Boberger See Big Ben .
    Es dauert eine Weile, bis er an sein Handy geht. Es ist erst kurz nach fünf, vermutlich ist er noch im Laden.
    »Hey«, sage ich, als ich sein Ja? am anderen Ende der Leitung höre. Ich kann nicht einschätzen, wie es klingt. Und ich weiß auch nicht so recht, ob es eine gute Idee ist, ihn jetzt anzurufen. Schließlich weiß ich nicht mal so richtig, ob wir jetzt Streit hatten.
    »Alles wieder okay?«, erkundige ich mich vorsichtshalber.
    »Alles gut«, bestätigt er, aber er klingt irgendwie nicht sehr überzeugend.
    »Sag mal, was machst du heute Abend?«, falle ich mit der Tür ins

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