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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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Haus.
    »Hast du jetzt Extra-Öffnungszeiten bei deinem dämlichen Casa Blanca entdeckt?«, fragt er und klingt genervt.
    »Nein«, sage ich und setze, noch bevor ich wirklich drüber nachdenken kann, mit einem: »Ich hab schon kapiert, dass du keinen Bock auf einen Test hast«, nach.
    »Na dann«, entgegnet er, ohne dem zu widersprechen. Sehr toll!
    »Und falls es dich interessiert, es verletzt mich«, gebe ich kleinlaut zu. »Dass du es nicht willst. Weißt du, ich dachte, wir wären zusammen und…«
     
    ***
     
    »Hey, Josh!« Gut gelaunt klopft Claude neben sich auf die Bank. Es ist kurz vor sieben, so viel zum Thema Überstundenförderung durch beschissene Partys. Mein Artikel ist fertig. Und auch beschissen. So wird das nie was mit meinem Job als Volontär. Den Rest der Zeit hab ich im Netz verbracht und über HIV recherchiert. Scheiße, echt!
    Mit Ben ist es wieder ziemlich unglücklich gelaufen. Und dieses Mal stellt sich die Frage, ob wir eigentlich Streit hatten, eher nicht. Ich hab ihm ein paar Dinge an den Kopf geworfen, die mir mittlerweile schon wieder leidtun, ihm gesagt, dass er sich überlegen soll, was er will. Dass ich keinen Bock darauf hab, dass er mir irgendwas verheimlicht, ich nicht bescheuert bin und er aufhören soll, mich zu verarschen. Weil ich wissen will, woran ich bei ihm bin. Weil ich ihn liebe. Irgendwann hab ich einfach aufgelegt. Das ist jetzt eine Stunde her und seitdem hat er sich nicht bei mir gemeldet. Nicht mal eine winzige SMS hat er geschickt. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, ob ich heute Abend überhaupt noch bei ihm vorbeischauen und bei ihm übernachten soll.
    »Hey.« Ich verziehe den Mund zu einem Lächeln und setze mich neben Claude an die Ecke des kleinen Tischs. Es ist nicht viel Platz, aber für den Moment geht's schon. Lang werd ich sowieso nicht bleiben, sonst betrinke ich mich. Und so was endet nicht gut. Nicht, wenn ich in dieser deprimierten Stimmung bin. Es ist nicht allzu weit bis ins SixtyNine von hier und Claude, der alles nimmt, was nicht bei drei auf dem Baum ist, würde sich ganz sicher spontan anbieten, mich dorthin zu begleiten.
    »Alles klar?«
    »Geht so«, antworte ich wahrheitsgemäß.
    »Stress mit deinem Typen?«, bohrt er nach. Und ich fürchte, es ist ziemlich offensichtlich, dass er damit richtigliegt.
    »Hm«, gebe ich mir also keine Mühe es abzustreiten. »Stress trifft es ziemlich exakt.«
    »Was trinken?« Claude nimmt seinen Cocktail vom Tisch und hält mir einen der beiden Strohhalme hin. Ich nehme ihn in den Mund und ziehe daran. Es schmeckt süß und ziemlich harmlos. Aber vermutlich ist es trotzdem so ein Ding, von dem man eigentlich nur einen halben braucht, um danach ziemlich enthemmt mit dem nächstbesten Typen in einer der Toilettenkabinen zu verschwinden.
    »Bestell mir auch so was«, sage ich, krame mein Handy aus der hinteren Hosentasche und lege es vor mir auf den Tisch. Natürlich hat er sich immer noch nicht gemeldet. War ja irgendwie klar.
    »Was ist denn los?« Claude legt den Arm um mich. Er riecht gut. Aber ganz anders als Ben. Und seine Berührung fühlt sich anders an. Wenn Ben mich berührt, hab ich das Gefühl, was Besonderes zu sein. Genau das ist es, was es grade so schmerzhaft macht. So, wie mit ihm hat es sich noch bei keinem angefühlt. Und irgendwie dachte ich, dass es sich nur so anfühlt bei einer Zehn... Dass es sich dann auch besonders beschissen anfühlt, wenn es schiefgeht, hätt mir ja mal einer sagen können...
    »Scheiße, das ist los«, brumme ich und bin bemüht, die Lippen dabei nicht allzu sehr zu bewegen. Muss ja nicht jeder hier mitbekommen, dass ich grade meinen Liebeskummer ausbreite. Vor allem nicht Simon Karcher, dieser dämliche Spast, der sich eben tatsächlich neben mich an den Tisch geschoben hat. Keine Ahnung, was der hier zu suchen hat. Nicht mein Tag heute...
    »Hey!«, liefert er mir die Auflösung und küsst Annika, die Assistentin aus der Beauty dann demonstrativ auf den Mund, bevor er ihr mit klebrig-süßlichem Lächeln über die Wange streicht. Fehlt nur noch, dass er sie Kleines nennt. Was Frauen aufreißen angeht, ist der Kerl offensichtlich mit mehr Talent gesegnet als in seinem Job. Denn Annika ist sichtlich verzückt. Die Sache mit dem Haargel sollte er trotzdem noch mal üben.
    »Hi«, flötet Annika, als sei sie fürchterlich überrascht, ihn hier zu sehen, und wird ein bisschen rot dabei. »Simon kennt ihr ja.«
    »Hi«, erwidern alle mehr oder weniger begeistert.

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