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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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Ich jedenfalls kann mich kaum halten.
    »Josh rückt sicher für mich«, stellt Simon fest und grinst mich selbstsicher an.
    »Natürlich«, brumme ich und rücke tatsächlich ein Stückchen näher an Claude heran. Simon setzt sich neben mich auf die Ecke der Bank und stützt sich dabei mit den Unterarmen auf der Tischplatte ab. Er hockt mehr, als dass er sitzt. Sieht nicht wirklich bequem aus, ist mir aber herzlich egal.
    »Hab gehört, du bist aufgestiegen«, sagt Anne quer über den Tisch in seine Richtung.
    »Oh, ja, ich bin jetzt offiziell Volontär«, erwidert er, bleckt seine nicht wirklich weißen Zähne und deutet, so gut es geht, eine Verbeugung an.
    »Jetzt schon?«, fragt jemand. Zu recht, wie ich finde, denn der Typ ist in meinem Semester. Seinen Abschluss hat er also frühestens nach dem nächsten.
    »Sie haben es mir angeboten«, erklärt Simon nicht ohne Stolz. »Gleich nach dem Abschluss geht's los.«
    »Wenn du ihn schaffst«, kann ich mir nicht verkneifen.
    »Davon gehe ich aus«, entgegnet er selbstbewusst und nicht ohne Genugtuung. Ich könnte kotzen. Auf diese Stelle hatte ich eigentlich auch spekuliert. Ich dachte, es gäbe wenigstens ein Bewerbungsverfahren. Wer konnte denn ahnen, dass sie diesen Vollpfosten anheuern? Immer wieder schön, wenn man gegen einen Dilettanten den Kürzeren zieht.
    »Sorry, dass es nicht geklappt hat«, sagt er, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, und klopft mir dabei kameradschaftlich auf die Schulter. »Nächstes Mal vielleicht.«
    Schön, wie das bei uns im Haus offenbar mit den internen Bewerbungen gehandhabt wird.
    »Muss wohl daran gelegen haben, dass ich weiß, wie man revanchieren richtig schreibt«, gebe ich giftig zurück. Neulich hat er es nämlich tatsächlich mit G geschrieben. Dieser Depp. Und das Schlimme daran ist, dass das kein Tippfehler war. Simon denkt einfach, dass man das wirklich so schreibt, weil er nicht besonders intelligent ist. »Aber mach dir nichts draus… ist sowieso nicht das Vokabular eurer Zielgruppe. Versuch's stattdessen vielleicht mit Beim nächsten Mal hauen wir euch wieder aufs Maul. «
    »Zigarette?«, mischt Claude sich nun ein. Besser ist das. Sonst gibt es gleich Tote. Ich brodle innerlich. Nicht mein Tag heute. Wirklich nicht.
    »Ist schlecht für die Haut«, entgegne ich.
    Er verdreht die Augen, greift nach seinem Strohhalm und nimmt einen letzten Schluck. Ich kann sehen, wie die gelbe Flüssigkeit weniger wird und die ersten Eiswürfel sichtbar werden. Wo bleibt eigentlich meiner?
    »Na komm, lass uns eine rauchen gehen«, fordert Claude mich auf, als er sein Glas geleert hat.
    »Hm.« Nickend stehe ich von der Bank auf und dränge mich umständlich an Simon vorbei, der natürlich keine Anstalten macht, aufzustehen. Ich hab echt keinen Bock mehr.
    »Hast du welche?«, fragt Claude mich, während er ein wenig umständlich seine Beine sortiert, sie unter der Tischplatte hervorzieht und mir folgt.
    » Luckies «, sage ich im Gehen. Hab mir vorhin welche aus dem Automaten gezogen. Scheiß doch aufs Aufhören. Echt jetzt!
     
     
     

Stumme Worte
     
    Ben
     
     
    Ich erstarre beinahe, als es an der Tür klingelt. Versteinert sitze ich auf meinem Sofa. Keine Ahnung, wie lange schon.
    Ich weiß, dass es Josh ist. Und ich wünschte mir, er käme, wie so oft, auch jetzt wieder zu spät. Wir hatten keine Zeit ausgemacht, er wollte noch auf diese Party. Ich hab ihn angerufen. Irgendwann nach unserem Streit und ihm gesagt, dass ich mit ihm reden muss. Jetzt ist es kurz nach neun und er ist zu früh. Viel zu früh.
    Ich muss es ihm sagen. Jetzt. Muss ihm sagen, was mit mir los ist, und ich hab keine Ahnung, wie ich anfangen soll. Hab die letzten Stunden damit verbracht, mir Worte zurechtzulegen. Bin mir tausend Mal albern vorgekommen und so wahnsinnig lächerlich.
    »Hör mal, ich hab ein Problem mit dem… Lesen. Also ich… kann es nicht«, hab ich meinem Spiegelbild, das mich höhnisch ausgelacht hat, gesagt und meine Stimme kam mir fremd vor dabei. Hab mich mit den Händen an der kalten Keramik des Waschbeckens festgeklammert und versucht, mich anzusehen. Aber ich konnte es nicht. Konnte nur mein Herz schlagen hören in der Leere meines Kopfes und die Übelkeit spüren, die in mir hochgekrochen ist.
    Ich kann es nicht. Ich kann überhaupt nichts mehr. Bin wie gelähmt und zugleich möchte ich weglaufen so weit es irgendwie geht. Vor ihm… und mir selbst… so weit, dass da nur noch ich bin…
    Ich hab's versucht, mit diesem

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