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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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blöden Formular. Nachdem ich selbst es nicht finden konnte, hab ich Daniel gebeten, die Seite von diesem beschissenen Casa Blanca aufzurufen. Ich wollte sehen, ob ich es vielleicht finde, dort im Internet. Dieses blöde Formular, das mich entlarven wird, weil ich es keinesfalls ausfüllen kann, ohne es vorher mal gesehen zu haben und zu wissen, was man wo eintragen muss.
    Vielleicht hätte ich es geschafft. Hätte die ganze Nacht geübt, es mir eingeprägt und es so oft ausgefüllt, bis ich es auswendig kann und er es nicht bemerkt. Es gibt viele, deren Schrift nicht besonders leserlich ist. Und viele, die mal einen Buchstaben vergessen. Er hätte es nicht kontrolliert, wenn ich einfach Ben hingeschrieben hätte, statt eines Fantasienamens.
    Es gibt dieses Formular nicht zum Runterladen auf der Homepage. Jedenfalls haben wir es nicht gefunden und um hinzufahren und mir eines zu organisieren, war es schon zu spät.
    Also bleibt mir nichts anders übrig, als zu tun, was mir am meisten Angst macht. Ihm die Wahrheit zu sagen. Und ihn vielleicht damit zu verlieren...
    Ich hab mich vor ihm niemals jemandem anvertraut. Nicht so, wie ich es jetzt tun werde. Alle Karten auf den Tisch… in der albernen Hoffnung, dass er mich trotzdem noch liebt. Mich nicht auslacht, wegstößt und einfach aus meinem Leben verschwindet. Auch wenn ich das wohl verdient hätte. Weil ich weiß, dass ich ihn viel zu lange angelogen hab. Weil ich einfach nicht wollte, dass er geht...
    Ich will, dass er bleibt. Immer noch. Will, dass ihm diese Sache vielleicht nicht so wichtig ist. Ihm, dessen Leben aus Lesen, Schreiben und Buchstaben besteht... Aber es ist wohl nur eine schöne Illusion, in der ich mich verliere.
    Die Türklingel schellt erneut. Ich sollte ihm öffnen. Der Moment, von dem ich gehofft hatte, ihn irgendwie zu vermeiden, ist hier. Ich wusste, er würde kommen. Nun ist er da.
    Schwerfällig stehe ich vom Sofa auf und gehe in den Flur. Und die Last auf meinen Schultern wiegt dabei so schwer, dass ich sie kaum tragen kann und meine Beine mir nicht mehr gehorchen. Ich drücke auf den Summer und öffne die Wohnungstür. Kann hören, wie die Haustür unten hinter ihm schwer ins Schloss fällt und dann seine Schritte auf der Treppe. Ich mache ihm Licht. Er nimmt die Stufen schnell und ist schon fast im ersten Stock. Marlene schlägt kurz an, als er Daniels Wohnung erreicht. Noch vierundzwanzig Stufen bis vor meine Wohnungstür, nach den nächsten zwölf kann ich ihn sehen.
    »Hey«, sagt er und wirkt unsicher, als er den Treppenabsatz erreicht und die letzte der Stufen hinter sich lässt. Er ist wunderschön und ein wenig außer Atem.
    Ich muss an damals an der Alster denken. Uns beide da auf dieser Bank. Unsere erste Berührung. Dieses Gefühl, als ich wusste, dass ich ihm nicht länger widerstehen kann.
    Vielleicht sollte ich mir die Details einprägen. Damit ich ihn noch ein bisschen sehen kann, wenn ich die Augen schließe und er nicht mehr bei mir ist. Mich an seinen Atem neben mir, seinen Kopf auf dem Kissen, seinen Geruch, sein Lachen und das kitzelnde Gefühl seines Haares an meiner Wange erinnern kann.
    Wie er die Nase krauszieht, wenn er redet. Seine Augen, deren Blau zu diesem schrecklichen HSV-Schal passen und dann noch ein bisschen mehr strahlen als sonst. Wie er seine Schneidezähne in seiner Unterlippe vergräbt und dabei die Augenbrauen hebt. Den Ring in seiner Lippe, die beiden in seinen Nippeln. Seine vorstehenden Hüftknochen. Seinen Schwanz, sein Geschmack auf meiner Zunge, wie er aussieht, wenn er kommt…
    Mein Herz ist schwer. So schwer, dass ich es nicht tragen kann… und nicht weiß, wie ich das hier überleben soll. Ich liebe ihn. Mehr als er es sich vorstellen kann. Und ich würd mir so sehr wünschen, er könnte mich einfach zurücklieben, so wie ich bin. Dieser Junge aus Bremen, mit dem hübschen Gesicht und dem Photoshop-Bauch... der so gerne mehr wäre, als er letztendlich ist.
    »Hey!«, erwidere ich. Die Stimmung ist komisch. Wir haben gestritten und es stehen so viele Dinge zwischen uns. Unausgesprochen und doch so deutlich, dass auch sein kleines Lächeln, um das er sich bemüht, sie nicht verschwinden lässt.
    »Du bist früh«, sage ich mechanisch und trete, als er auf mich zukommt und mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange haucht, einen Schritt zur Seite, um ihn hereinzulassen. Sanft breitet sich der Schauer von der Stelle, an der seine Lippen mich kaum berühren, über meine Haut aus. Schneiden in

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