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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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nicht sicher, was ich darauf antworten soll.
    »Nicht so«, entscheide ich mich für die Wahrheit. »Ich… na ja…« Ich zwinge mich zu einem tapferen Lächeln.
    »Ben auch nicht«, sagt er ruhig.
    Einen Moment lang stehe ich unschlüssig vor dem Tresen und mustere den üppigen Strauß, der in einer schlanken, silbernen Vase darauf steht. Ich hatte nie viel übrig für Blumen, aber diese hier sind wunderschön. Rosen und irgendwelche Blumen, die ich nicht kenne. Mit dunklen Blättern und diesem komischen Farn. Zwei der eingerollten Wedel berühren sich beinahe und bilden ein Herz in der Mitte des Straußes. Ich weiß nicht, ob es Absicht ist, aber es tut verdammt weh.
    »Wir… waren verabredet«, konzentriere ich mich wieder auf den Grund, weswegen ich hier bin. »Wegen meiner Sachen, ich wollte sie abholen. Aber ich bin ein bisschen zu spät...«
    »Ja, ich weiß«, erwidert Daniel. »Ben hat mich gebeten, sie dir zu geben. Sie sind hinten im Büro.«
    »Okay«, entgegne ich ein wenig perplex.
    »Ich hol sie dir eben«, sagt er und schickt sich an, durch die Tür nach hinten zu verschwinden.
    »Ist er nicht hier?«, hake ich mit leiser Stimme nach. Sein Wagen parkt hinten im Hof und Marlene liegt auf ihrem Kissen hinter dem Tresen. Ich könnte also schwören, dass er oben ist.
    »Nein«, lügt Daniel mich vermutlich an und irgendwie macht es mich wütend.
    »Sein Auto steht hinten, gib dir keine Mühe«, sage ich also, versuche, gleichgültig zu klingen, und bin einigermaßen überrascht, dass es mir gar nicht mal so schlecht gelingt. »Aber war ja klar, dass du ihn deckst. Du wusstest doch die ganze Zeit, was Sache ist, oder?«
    »Ja, das wusste ich«, antwortet Daniel ruhig und dreht sich wieder zu mir. »Aber die Dinge sind ein bisschen anders, als du denkst, Josh.«
    »Wäre nett, wenn er versucht hätte, sie mir einfach zu erklären, bevor er mich abserviert... Ist ja nicht so, als hätte ich ihn nicht gefragt.«
    Eigentlich habe ich keine Lust, mich weiter mit Daniel über unsere Trennung zu unterhalten, denn natürlich ist mir klar, auf wessen Seite er steht. Trotzdem kann ich mir diesen Kommentar nicht verkneifen. Denn dass er mich hier so auflaufen lässt und nicht mal die Eier hat, mir meinen Kram selbst zu geben, ist wirklich erbärmlich. So erbärmlich, dass es mich wütend macht.
    »Ich… hätte jetzt gern meine Sachen«, sage ich. »Nachdem er nicht mal mehr die Zeit hat, sie mir selbst zu geben.«
    »Ich geh sie dir holen«, sagt Daniel ruhig und sieht ein bisschen traurig aus dabei. Dann dreht er sich um und geht endgültig durch die Tür nach hinten, um kurz darauf mit meiner Tasche wiederzukommen.
    »Bitte«, sagt er und reicht sie mir über den Tresen.
    »Danke«, erwidere ich, schließe den halboffenen Reißverschluss und schultere sie ein bisschen umständlich. Der Tragegurt schneidet in meine Schulter. Es sind nicht viele Sachen darin. Eigentlich nur für eine Nacht. Ein paar Shirts, Unterwäsche, mein Waschzeug. Und doch fühlt sie sich schwer an. Weil es so endgültig ist.
    »Ciao dann«, murmle ich leise. Und eigentlich sollte ich gehen. »Ich melde mich, falls noch irgendwas fehlt.«
    »Mach das.« Daniel seufzt.
    Ich schlucke und deute ein Nicken an. Dann stelle ich die Tasche noch mal auf dem Tresen ab und ziehe geräuschvoll den Reißverschluss auf.
    »Zigaretten«, murmle ich mit einem entschuldigenden Lächeln. »Helfen kurzzeitig gegen Liebeskummer.«
    »Vielleicht solltest du ihm welche dalassen.«
    »Es zu beenden, war seine Entscheidung«, sage ich. »Er wollte nicht auf andere Kerle verzichten und er wollte den Test nicht.« Eigentlich wollte ich keine Details ausplaudern, aber ich schätze, ich erzähle ihm nichts, was er nicht sowieso schon weiß. Trotzdem sollte ich gehen.
    »Dass Ben in den letzten Wochen nicht mehr so viel Zeit für euch hatte, hat nichts mit anderen Männern zu tun. Und dass er den Test nicht machen wollte, nichts damit, dass du ihm nichts bedeutest.«
    »Ich sehe, du bist bestens informiert«, sage ich scharf. Und die Frage, ob er jetzt vielleicht wieder der Mittwochs-Fick ist, liegt mir auf der Zunge. Dennoch schlucke ich meinen Zynismus hinunter. Ich sollte nicht ungerecht werden.
    »Er war wirklich glücklich mit dir, Josh. Und er hat dich sehr geliebt. Vermutlich tut er es noch.«
    »Das hörte sich ein bisschen anders an aus seinem Mund«, erwidere ich und muss mich zusammenreißen, damit es nicht wieder aus mir herausbricht. »Er hat gesagt, er

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