Zwischen den Zeilen
glücklich waren. Das unanständige Mädchen und Ben Ten... der wünschte, er hätte den Mut gehabt, es ihm einfach zu sagen.
Es wäre so leicht gewesen, ihn darum zu bitten, dass er mir mit diesem bescheuerten Formular hilft. Aber ich bin zu stolz… Nein, eigentlich bin ich nur zu feige… und ich wollte ihn nicht enttäuschen. Ich bin nicht naiv genug, daran zu glauben, dass er einfach mit einem Lächeln sagt, es ist okay, so was passiert nicht. Nicht mir, schon gar nicht mit einem Mann wie Josh... nicht in dieser Liga, die nicht meine ist, und ich werd niemals dorthin aufsteigen, ganz gleich, wie lange ich versuche, dafür zu trainieren.
»Wie war es?«, frage ich schüchtern.
»Wie war was?« Daniels Ton hat etwas Anklagendes.
»Er?«
»Er?« Ich weiß, dass er weiß, was ich meine.
»Na ja, wie… geht's ihm so?« Ich klinge schüchtern.
»Er raucht ein bisschen viel«, stellt Daniel trocken fest. Dass ich's gesehen habe, behalte ich lieber für mich. »Und wenn du mich fragst, geht's ihm genauso beschissen wie dir.«
»Mir geht's nicht beschissen«, widerspreche ich und hake den Karabiner der Hundeleine in den Ring an Marlenes Halsband, was sie mit freudigem Kläffen quittiert.
»Natürlich nicht.« Daniel verdreht die Augen. »Wirkt nur so…«
»Selbst wenn…«, entgegne ich trotzig. »Ich will nicht drüber reden.«
»Ja, im Nicht drüber reden bist du der Beste, Ben.« Jetzt klingt er zynisch.
»Es ist meine Entscheidung«, sage ich gleichgültig und lege mir das Ende der Leine um den Hals. »Und so schlecht kann's ihm nicht gehen, immerhin fährt er nach Dänemark übers Wochenende.« Irgendwie verletzt mich das. Keine Ahnung wieso. Albern eigentlich. Vielleicht weil ich selbst gerne mal mit ihm hingefahren wäre.
»Schon mal was von Ablenkung gehört?«, fragt Daniel.
»Ist mir auch egal. Wir sind nicht mehr zusammen«, behaupte ich und komme mir selbst lächerlich vor, während ich mich in Bewegung setze und Marlene mir folgt.
»Du willst also wirklich lieber, dass er denkt, dass es andere Männer gibt, als dass er die Wahrheit erfährt?«
»Du warst nicht dabei, als er sich lustig gemacht hat«, sage ich knapp. »Und auf noch so eine Nummer wie damals mit Felix kann ich verzichten.«
»Ihr liebt euch doch, Ben«, versucht er.
»Liebe geht irgendwann vorbei«, behaupte ich. Fragt sich nur wann.
»Ich finde, du solltest noch mal mit ihm reden.« Daniel räumt die Zettel zurück in die Mappe.
»Was sollte das bringen?«
»Dass er die Wahrheit weiß.«
»Toller Vorschlag«, entgegne ich zynisch.
»Ich finde, er hätte sie verdient.«
»Ach, findest du? Denkst du, er findet es toll, mit einem Analphabeten zu vögeln?« Herausfordernd sehe ich ihn an. Kurz erwidert er meinen Blick, bevor er ihm ausweicht.
Und mit einem Mal weiß ich, dass er's ihm gesagt hat.
»Ich fand, er hat verdient zu wissen, was wirklich mit dir los ist. Weißt du, zu denken, dass der Mann, den man liebt, einen anderen hat, das tut einfach weh.«
»Sag mir, dass das nicht wahr ist«, zische ich wütend. »Sag mir, dass du's ihm nicht gesagt hast…«
»Sorry, es… hat sich so ergeben«, gibt er zerknirscht zu. »Er war so niedergeschlagen und ich wollte einfach…«
»Dich in mein Leben einmischen? In Dinge, die dich nichts angehen? Ben, der Idiot, der es mal wieder nicht auf die Reihe kriegt?« Mein Ton ist ungehalten, ich schreie fast. Schreie ihn an, schiebe mit einer abrupten Bewegung die Leine von meiner Schulter und komme auf ihn zu. Fasse ihn an den Schultern und stoße ihn rückwärts. Er taumelt und fängt sich am Tisch. Drohend baue ich mich vor ihm auf.
»Schön… Wie hast du dir das gedacht? Dass er mir um den Hals fällt und mir aus Mitleid weiterhin den Arsch hinhält? Weißt du, darauf kann ich verzichten. Ganz genau wie auf dich... und diesen ganzen Scheiß hier…«
»Ben…«, versucht Daniel und greift nach meinem Arm.
»Nimm deine Finger weg!«, fahre ich ihn an. »Und misch dich nie mehr in meine Angelegenheiten ein!« Dieser Arsch! Ich… er kann doch nicht… nicht Josh… ich meine… ich… will doch nicht, dass er es weiß… nicht er… wieso verdammt noch mal er…
»Ich erinnere dich daran, bei Gelegenheit«, sagt Daniel ruhig. So ruhig, dass es mich zur Weißglut bringt. Seine scheiß Provokation kann er sich sparen. Und seinen Zynismus, der mir deutlich macht, dass ich überhaupt nicht in der Lage bin, ein Leben zu führen, in das er sich nicht einmischt. Ich weiß,
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