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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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nicht erkannt. Es ist so mühsam, aber ich wollte es so sehr… wollte ihn , weil ich einfach dachte, er wäre es wert.
    Aber jetzt ist er weg. Ich hab ihn vertrieben… weil ich zu feige bin und zu dumm und… Wieder steigen Tränen in mir hoch. Ich schlucke. Das Gefühl ist zu stark, ich kann spüren, wie die erste von ihnen aus meinem Augenwinkel über meine Wange läuft, und bin froh, dass er mich so nicht sehen kann. Ich sollte versuchen, ihn zu vergessen, denn auf Dauer hätte diese Sache mit uns niemals funktioniert. Selbst wenn ich besser gewesen wäre und es geschafft hätte, das Formular auszufüllen. Irgendwann hätte er es trotzdem bemerkt und wäre gegangen. Ich bin keine Zehn... nicht, was er will. Und nicht, was er verdient...
     
    ***
     
    »Ben? Bist du da?« Ich höre Daniels zaghaftes Klopfen an der Wohnungstür. Aber ich werde nicht aufmachen. Ich will niemanden sehen und einfach nur allein sein.
    Keine Ahnung, wie spät es mittlerweile ist und wie lange ich schon zusammengekauert auf meinem Sofa sitze. Mit angezogenen Beinen und den Armen fest um meine Knie. Draußen ist es längst dunkel und der Fernseher ist die einzige Lichtquelle.
    Er läuft schon den ganzen Abend. Irgendwie konnte ich die Stille nicht ertragen. Die Stimmen, die wie durch Watte an mein Ohr dringen, wiegen mich in der trügerischen Vertrautheit, dass ich nicht alleine bin. Beinahe so wie früher.
    Ich weiß nicht, was ich mir alles angesehen hab, aber es ist auch nicht wichtig. Ich sitze einfach da, starre auf den Bildschirm, der vor meinen Augen verschwimmt, und fühle mich leer. Ich bin leer. Mein Kopf ist es… und mein Herz. Weil er nicht mehr hier ist.
    Ich weiß, dass es nachlässt, irgendwann. Jeder Verlust schmerzt, aber am Ende ist es nur ein weiterer auf meinem Weg. Und vermutlich werd ich auch diesen überleben. Selbst wenn ich keinen blassen Schimmer habe wie. Es ist besser so. Ich weiß es... und auch, dass es sich für den Moment einfach nur so anfühlt, als ob man stirbt. Aber man stirbt nicht. Sonst wäre ich wohl längst nicht mehr hier.
    Meine Hand streicht über den Schal, der vor mir auf meinen Knien liegt. Raues Polyacryl, billige Qualität. Aber er riecht ein bisschen nach ihm und ich fand ihn so schön, als er damit hinter dem Rücken aus seiner Wohnungstür kam, an diesem Tag als wir zusammen im Stadion gewesen sind. Wenn du aus Bremen ,kommst, gibt's für dich hier nichts zu holen.. . Ich hätte es mir wohl zu Herzen nehmen sollen. Er ist nicht mein Verein und er ist nicht meine Liga. Typen wie Josh sind nichts für jemanden wie mich. Nicht auf Dauer, wenn es nicht mehr nur um trainierte Bauchmuskeln geht, sondern den Punkt erreicht, an dem man darüber hinaus ist. Wir haben das nie geschafft, es war nur ein kurzer Moment, in dem es sich so angefühlt hat. Und im Grunde wusste ich es. Schon damals in dieser beschissenen Kirche. Und ich wünschte, ich hätte mich nicht auf ihn eingelassen. Aber das hab ich… und jetzt vermisse ich ihn. Streiche über den Schal, den ich vorhin aus der Tasche mit seinen Sachen genommen hab, heule, wenn ich an ihn denke, und denk die ganze beschissene Zeit an ihn.
    Eigentlich wollte er gestern Nacht bleiben. Und ich hätte mir gewünscht, er bleibt länger in meinem Leben. Nur noch ein bisschen das Gefühl von trügerischer Normalität und davon, wie es ist, mit jemandem glücklich zu sein.
    Ich schließe die Augen und blende die Stimmen des Fernsehers aus. Immer wieder sehe ich ihn vor mir: sein Gesicht, wie er lacht und wie er mich ansieht, völlig erledigt, bevor er sich an mich schmiegt. Ein bisschen verlegen mit einem kleinen War ich zu laut? und es tut mir beinahe körperlich weh zu wissen, dass er das nie wieder tun wird.
    Daniels Klopfen ist verstummt. Vermutlich ist er längst wieder unten bei Martin in der Wohnung. Ich will niemanden sehen. Und ich will mit niemandem reden. Weil es das sowieso nicht besser macht.
    Mein Handy bewegt sich vibrierend über den Tisch. Kurz flammt Hoffnung auf, die ich zurückdränge. Es ist idiotisch, darauf zu hoffen, dass er sich meldet. Ich hab ihn verlassen und als er gegangen ist, hat er geheult. Ich schätze, ich hab ihn wohl ziemlich verletzt.
    Trotzdem greife ich danach und höre die Nachricht ab. Aber es ist nur Manu, die wissen will, wieso ich wieder nicht im Kurs war. Ich werd nicht mehr hingehen… ich wüsste nicht, wozu…
    Ich lege den Schal über die Armlehne des Sofas und löse mich aus meiner Starre. Es ist spät,

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