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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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liebt mich nicht mehr, und es klang nicht so, als würde er mich anlügen. Im Gegenteil, es war ziemlich überzeugend.«
    »Ja, er kann sehr überzeugend sein… jahrelanges Training.« Daniel lächelt ein Lächeln, das ich nicht so recht einordnen kann. Nachsichtig und traurig… irgendwo dazwischen.
    »Training?«
    »So zu tun, als wären die Dinge anders, als sie sind…«
    »Geht's vielleicht weniger kryptisch?«
    »Er macht einen Kurs«, sagt Daniel ernst. »An der Volkshochschule. Und er hat sich nicht getraut, es dir zu sagen, weil er Angst hatte, dass du dann nicht mehr mit ihm zusammen sein willst.«
    »Weil er einen Kurs macht?« Ich muss an gehäkelte Topflappen denken. Yoga, Seidenmalerei und viele weitere, total unbrauchbare, schreckliche Dinge mehr. Ich glaube, meine Mutter hat sie alle durch.
    »Was für einen Kurs?«, frage ich. »Stricken? Ich glaube, wir sollten uns keine Illusionen darüber machen, dass es wohl eher etwas ist, das sich darauf reimt.«
    »So etwas lernt er da auch«, sagt Daniel schmunzelnd. »Also S und F und was sich reimt.«
    » S und F ?« Ich glaube, ich kann ihm nicht so recht folgen.
    »Es ist ein Alphabetisierungskurs für Erwachsene, Josh. Ben hat Probleme mit dem Lesen… und mit dem Schreiben...«
     

Nur für dich
     
    Ben
     
     
    »Hey!« Es ist kurz nach zwölf, als ich in den Laden komme. Marlene, die ihre Leine in meiner Hand sieht, steht vom Kissen auf und springt begeistert an mir hoch.
    »Na, Lust auf einen Spaziergang, altes Mädchen?«, frage ich liebevoll und tätschle ihr dabei die Seite, während sie mir übermütig den Hals leckt. Aber es tröstet mich nicht.
    Vor gut einer Stunde hat er seine Sachen abgeholt. Ich hab ihn gesehen, weil ich hinter der Gardine am Fenster gestanden und auf ihn gewartet hab. Er hat eine Zigarette geraucht, drüben auf der anderen Straßenseite. Und ich konnte nicht stehen bleiben und ihm dabei zusehen. Zu viele Erinnerungen. Also bin ich auf und ab gegangen in meiner Wohnung und ich glaube, ich hab mich noch nie so elend gefühlt. Dieses klamme, viel zu enge Gefühl in meiner Brust, das mein Herz lähmt… der Kloß in meinem Hals, die Steine in meinem Magen… Nur ein paar Stufen… so wenige Schritte… ein bisschen Mut… und doch so weit von mir entfernt… weil ich zu feige bin… und es ihm nicht sagen kann…
    Ich hab seine Tasche heute Früh in den Laden gestellt, mich davongeschlichen aus dieser so perfekten Sache mit ihm und mir und Daniel gebeten, sie ihm zu geben. Ich konnte es nicht. Ich hätte ihm niemals in die Augen sehen können, ohne dass er gewusst hätte, wie sehr ich ihn vermisse...
    Ich liebe ihn. Immer noch. Alles an ihm...
    »Ich geh eine Runde mit ihr«, sage ich Daniel, der irgendwas auf einen Zettel schreibt. Kurz versuche ich, es zu entziffern, aber es gelingt mir nicht. Mittlerweile kann ich meine eigene Schrift lesen und mit den Sachen im Kurs kam ich ganz gut klar. Aber für ein echtes Leben ist es zu wenig und vermutlich wird es niemals reichen, ganz gleich, wie sehr ich mich auch bemühe.
    Ich bedeute Marlene, ihre Vorderpfoten von meiner Schulter zu nehmen. Artig lässt sie von mir ab und umkreist mich, während ihr Schwanz wedelnd ein paar Mal hart gegen meinen Oberschenkel schlägt.
    »Hm.« Er nickt ein wenig abwesend.
    »Hat er…?« Ich beiße mir auf die Zunge. Ich weiß, ich sollte nicht fragen. Weil es mich nichts mehr angeht. Weil es nichts verändert und weil ich schuld daran bin, dass es ist, wie es ist. Und doch tue ich es, während ich mit zwei Fingern unter das breite Hundehalsband greife.
    »Hat er.«
    Ich sehe nicht hin, aber ich weiß, dass Daniel nickt.
    »Er hat gesagt, er meldet sich bei dir, falls er was vermisst.«
    Falls er was vermisst... Ich tu's…
    »Sein Schal ist noch oben«, gebe ich zu. Ich hab vergessen ihn zurückzulegen. Oder vielleicht auch nicht. Ich hab's erst bemerkt, als er schon im Laden war und ich auf dem Bett lag und an die Decke gestarrt hab. Und ihn dann noch nach unten zu bringen, war keine Option. Also lag das blöde Teil neben mir auf seinem Kissen. Auf dem er nie wieder schläft und das mich leer und beinahe ein wenig anklagend angestarrt hat. Jedenfalls kam's mir so vor.
    Er riecht noch nach ihm. Ein kleines bisschen nach seinem Haar und einem winzigen Hauch seines Aftershaves. Ich werd etwas verdammt vermissen: ihn. Aber alles, was mir von ihm bleibt, ist ein winziges Stückchen Erinnerung in Polyacryl an ein paar Momente, in denen wir

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