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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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nicht allzu viel los um diese Zeit hier in Pöseldorf. Kurz erinnere ich mich an den Tag, als ich das erste Mal hier war und ihm diese Story aufgetischt hab, um ihn kennenzulernen. Eine Reportage. Jetzt ist es wohl eine über Liebeskummer.
    Ich ziehe an meiner Zigarette, inhaliere den Rauch und spüre, wie er sich in meiner Lunge verteilt. Ein bisschen rau und kratzig, aber irgendwie auch beruhigend, füllt der Geschmack warm meine Mundhöhle aus. Ich muss mir neue besorgen auf dem Rückweg. Ein paar Ecken weiter gibt es einen Automaten. Und ich glaube, bei meinen Sachen in der Tasche müsste auch noch eine halbe Schachtel sein.
    Zwei Züge noch, vielleicht drei schnelle. Ich sollte es hinter mich bringen. Schwerfällig löse ich mich vom Poller, an den ich mich zum Rauchen gelehnt hab, warte eine ausreichend große Lücke zwischen zwei vorbeifahrenden Autos ab und überquere die Straße. Ich schnippe die Kippe achtlos in den Rinnstein. Die letzte hebe ich mir auf für danach. Bekommt plötzlich eine völlig neue Bedeutung.
    Ein letztes Mal atme ich tief durch. Schmecke den Rauch noch in meinem Mund, während ich an der üppigen Auslage vorbeigehe, versuche noch einmal, durch die Scheibe einen Blick ins Innere zu erhaschen, und öffne dann die Tür. Die Glocke über mir bimmelt und ich nehme den Duft des Ladens wahr.
    Es riecht wie damals. Leicht nach Blumen, nach frischer Erde, nach Grünzeug und ein bisschen nach Sommer. Ich mag diesen Geruch. Schwer zu beschreiben, wie ein Blumenladen eben. Ich schätze, ich sollte nie mehr in meinem Leben einen betreten. Weil ich sofort sein Gesicht sehen würde… seine Hände, die ein bisschen rau sind und schmutzig. Seinen kleinen Arsch in diesen olivgrünen Cargo-Hosen, die er meist bei der Arbeit trägt, und das enge Shirt, das sich über seiner definierten Brust spannt. Hör verdammt noch mal sofort auf, an seinen Bauch zu denken, Josh! Es ist vorbei!
    Im Hintergrund höre ich das Wasser, das von der Wand plätschert und dieses beinahe meditative Geräusch dabei macht. Suchend sehe ich mich um, aber der Laden ist leer. Die Tür hinter dem Kassentresen steht zur Hälfte offen.
    »Guten Mor… Oh, hallo, Josh.« Es ist Daniel, der sich in den Verkaufsraum schiebt. Er lächelt freundlich. Und ein wenig mitleidig. Vermutlich, weil es ihm leidtut, dass Ben mich abserviert hat. Apropos Ben… von dem gibt es weit und breit keine Spur.
    Ich sehe auf meine Uhr. Ich bin zu spät. Drei Zigaretten und zehn Minuten. Weil ich mich noch mal umgezogen und die Bahn verpasst hab. Mein Superdry -Shirt ist in der Tasche mit meinen Sachen. Also musste ich was anderes anziehen und konnte mich nicht entscheiden. Idiotisch eigentlich, es spielt sowieso keine Rolle mehr, was ich trage und ob es sexy ist. Trotzdem hab ich mich für ein enges Shirt entschieden, richtig eng, auch wenn ich weiß, dass es ihn wahrscheinlich nicht interessiert. Ich dachte trotzdem, er kann ruhig sehen, was ihm entgeht…
    Wenn er meint, dass er nicht mehr will, dann soll er. Ich bettle nicht darum, dass er mich liebt. Mein Handy hab ich die letzte Nacht vorsichtshalber trotzdem Milla gegeben. Nur, damit ich nicht auf dumme Gedanken komme, falls die Sehnsucht mich dann doch überkommt.
    »Schließ die Tür ab, wenn du schlafen gehst«, hab ich sie gebeten, als ich an ihrer Zimmertür vorbei zum Klo gegangen bin. Und auch gleich das Festnetztelefon, das wir eigentlich sowieso nie benutzen, aus der Buchse gezogen und zur Sicherheit auf ihren Schreibtisch gestellt.
    »So schlimm?«, hat sie gefragt und mich in den Arm genommen.
    »Schlimmer«, hab ich kleinlaut zugegeben. »Weißt du, ich war so verknallt in ihn und es lief echt perfekt…«
    »Armes Joschi!« Ihr Mitleid war ehrlich.
    »Lässt du das Telefon bei dir, heute Nacht?«
    »Kann ich machen.«
    »Und wenn ich an deine Tür klopfe und sage, ich brauche mein Handy, weil es brennt oder so, bitte, gib's mir nicht…«
    »Hi!«, erwidere ich Daniels Gruß mit bemühter Lässigkeit und weiß nicht so recht, was ich sagen soll. Ich hatte gehofft, dass Ben mir einfach meinen Kram gibt und ich danach verschwinde. Auch wenn der Gedanke, ihn nie mehr zu sehen, mir fast das Herz rausreißt. Aber diese beschissene Sache von wegen Lass uns Freunde bleiben sollten wir uns wohl ersparen. Ich will nicht, dass wir Freunde sind… ich will… ihn… und dass der HSV nicht absteigt… schön, dass beides niemanden interessiert…
    »Wie geht's dir?«, will Daniel wissen und ich bin

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