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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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lachen, weil es so absurd ist.
    »Geh hin, Ben«, sagt Daniel und kommt dabei auf mich zu. Er greift nach meinem Kinn und zwingt mich ihn anzusehen.
    »Ich wüsste nicht wozu.«
    »Bitte…«, sagt Daniel leise. »Nicht für ihn und auch nicht für mich, Ben. Bitte, tu es einfach nur für dich... «
     

Recherche
     
    Josh
     
     
    »Hey, Josh, schon zurück?« Neugierig streckt Milla den Kopf aus ihrer Zimmertür.
    »Hm«, bestätige ich das Offensichtliche und unterdrücke ein Gähnen, während ich erschöpft die Reisetasche zu Boden fallen lasse. Ich sollte mich wohl noch mal hinlegen. Ich bin hundemüde und ich hab die letzten Stunden ziemlich unbequem gefaltet auf der Rückbank von Lukas' Golf gesessen. An Schlaf war nicht zu denken. An ihn schon eher…
    Das Wochenende in Dänemark war nett. Und nett ist in diesem Zusammenhang durchaus der kleine, sehr nervige Bruder von scheiße . Allerdings bin ich froh, dass ich trotzdem gefahren bin. Auch wenn es wehgetan hat, allein in diesem Doppelbett zu liegen. Es war ein schönes Zimmer, mit Blick auf die Dünen und das Meer. Total romantisch. Ich denke, er hätte es gemocht.
    Eigentlich hatten alle erwartet, dass Ben mich begleitet. Zuerst hab ich noch behauptet, er habe bloß keine Zeit, weil er arbeiten muss. Aber irgendwann war's mir zu anstrengend, so zu tun, als sei alles okay und hab doch gesagt, dass es vorbei ist. Sie hatten es mir sowieso angesehen. Und es war ganz schön, jemanden um mich zu haben.
    »Du Ärmster«, hat Magda ehrlich bedauernd gesagt und mich in ihre Arme gezogen. »Ihr habt so gut zusammengepasst.«
    »Na ja, ein bisschen komisch war er ja schon«, hat Moritz festgestellt. »Sein Abgang damals bei Paul war jedenfalls eigenartig.«
    »Er stand eben nicht so sehr auf Gesellschaftsspiele«, hab ich ihn verteidigt und mich wieder einmal dabei erwischt, darüber nachzudenken, ob an Daniels Behauptung und der Sache mit dem Kurs nicht doch vielleicht mehr dran ist, als in meinen Kopf will.
    Selbst wenn ich das Ganze, rein rational betrachtet, eigentlich immer noch für einen Scherz der Kategorie schlechter als schlecht halte. Alphabetisierungskurs für Erwachsene. Weil er ein Problem mit dem Lesen und Schreiben hat. Ausgerechnet Ben, mein Freund… oder besser ich gewöhne mich, auch wenn's hart ist, mal an das Ex-Freund. Als ob mir das in den letzten drei Monaten nicht irgendwann mal aufgefallen wäre.
    Für wie bescheuert hält Daniel mich eigentlich? Ich meine, wir waren zusammen, waren total glücklich, jedenfalls ich war's, und er war völlig normal. Ich hätte es doch merken müssen, wenn er nicht hätte lesen können… Ich meine… er und nicht lesen… das ist… völlig unmöglich. Ben ist Florist, er hat einen Job, in dem er verdammt gut ist, und er hat einen Führerschein. Wie soll das alles denn bitte schön gehen, ohne dass man lesen kann? Oder Probleme damit hat , wie Daniel es ausgedrückt hat?
    Wie kann er mir mit diesen Problemen bitte eine E-Mail schreiben, was er essen will beim Chinesen, in der er mich unanständiges Mädchen nennt? Oder eine SMS? Wobei er mir, wenn ich es genauer betrachte, eigentlich nicht wirklich viele geschrieben hat, in der ganzen Zeit, in der wir zusammen waren… Ein paar am Anfang… und diese eine, damals in der Nacht, dass es ihm leidtut… Meist hat er zurückgerufen, aber hey, er ist ein Kerl, wir tun das und es muss nichts bedeuten. Und das tut es ganz sicher nicht, schon gar nicht, dass er's nicht kann... Ich meine, das ist so… Absurd… Ich bin sicher, ich hätte es bemerkt...
    »Ist ein Päckchen für dich gekommen«, teilt Milla mir mit.
    »Von wem?«
    »Keine Ahnung, steht nichts drauf.« Sie verschwindet in ihrem Zimmer, kommt kurz darauf mit dem Paket zurück und streckt es mir hin. An J. Köhler steht da. In ziemlich krakeliger Schrift. Darunter meine Straße. Ohne Nummer. Hamburg und die Postleitzahl. Straße ist ausgeschrieben und statt mit ß mit S . Aber bei genauerer Betrachtung könnte es auch ein schnell hingeschmiertes ß sein.
    Ich schlucke und starre das Paket an. Die krakelige, ein wenig ungelenke Schrift. Einen Absender gibt es nicht. Es ist weich und in schwarzes Packpapier gewickelt. Und ich weiß, was darin ist und auch, woher es kommt. Es ist mein Schal. Er war nicht in der Tasche. Dabei bin ich mir sicher, dass ich ihn an diesem Abend eingepackt hab, bevor ich zu ihm gefahren bin. Ich hab ihn nicht rausgenommen. Und auch wenn es ein bisschen kaputt klingt, mochte ich

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