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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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hältst du von Kino?«
    »Klingt gut.«
    Und jetzt stehe ich hier und warte. Darauf, dass er ein bisschen gehetzt über den Vorplatz auf mich zukommt und seine Unterlippe für eine Sekunde unter die Schneidezähne klemmt, bevor er lächelt. Mit allem was er hat. Seinen Augen, die mich anstrahlen, und seinem wunderschönen Mund, mit dem er so verdammt gut küsst, dass ich süchtig danach werden könnte, wenn er mich lässt. Ein Lächeln macht sich breit in meinem Gesicht, wenn ich an ihn denke. Ich kann's spüren. Und es ist ein schönes Gefühl.
    Langsam gehe ich die paar Schritte zum Kino. Suchend wandert mein Blick durch die Menge, aber ich kann ihn nirgendwo entdecken. Vielleicht hätte ich ihn doch abholen sollen, aber ich war nicht sicher, ob ich die Straße, in der er wohnt, wiedergefunden hätte. Er wohnt in St. Pauli. In einer Seitenstraße, ziemlich ruhig, aber nicht weit entfernt vom Kiez. Altbau. Ich glaube, es ist eine WG.
    Unschlüssig gehe ich zwei der breiten Stufen nach oben in Richtung der gläsernen Eingangstür und beobachte die Menschen. Ich mag das. Manchmal sitze ich an meinem freien Nachmittag stundenlang bei einer Tasse Milchkaffee oder einem Bier in einem Café und beobachte Passanten. Sehe mir die Welt an, die dann an mir vorbeigeht, und fühle mich klein.
    Ein Gänseblümchen wächst zwischen den Steinen des Kopfsteinpflasters neben einer achtlos hingeworfenen Kippe. Ich muss an die Gerbera denken, die ich vorhin aus dem Laden mitgenommen hab. Sie steckt in der Vase an der Mittelkonsole meines Wagens. Falls ich ihn nach Hause bringe. Eine Rose hätte ich irgendwie albern gefunden.
    »Hey! Da bist du ja.« Er tritt neben mich. Ich hab ihn gar nicht kommen sehen. Ich war wohl in Gedanken. An ihn… und Gänseblümchen.
    »Hi.« Ein wenig verlegen komme ich einen Schritt auf ihn zu.
    »Alles klar?« Er lächelt. Und wieder ist da dieses warme Gefühl.
    Einen Moment lang überlege ich, ob ich ihn küssen darf. Aber er kommt mir zuvor und tut es einfach. Stellt sich auf Zehenspitzen, weil er eine Stufe tiefer steht, legt seine Hände auf meine Schultern und dann seine Lippen auf meine. Einfach so, als müsse er nicht weiter darüber nachdenken. Auf dem Vorplatz des Kinos, während die Leute vorbeigehen. Er schließt seine Augen und seine Zunge sucht spielerisch nach meiner, während er seinen schmalen Körper an mich schmiegt. Er küsst gut. Ich mag seine Zunge, die an meine Lippen stippt und sie dann einfach teilt. Die meine findet, sie sanft, aber verheißungsvoll umspielt und dabei Lust auf mehr macht. Und ich mag immer noch diesen Ring da an seiner Unterlippe.
    Eine Gruppe Jugendlicher geht dicht an uns vorbei. »Igitt, zwei Schwuchteln, krass Mann!«, höre ich sie laut genug sagen, dass wir es hören. Es ist mir egal. Ich hab kein Problem damit, schwul zu sein. Es hat nie jemanden interessiert. Und als ich es Andi dann gesagt hab, war das schon in Ordnung für ihn. Er liebt mich. Ich bin sein kleiner Bruder. Er würde mir wohl alles nachsehen, denn ich glaube, ein bisschen gibt er sich die Schuld daran, dass ich bin, wie ich eben bin. Aber es ist meine. Mehr als seine jedenfalls. Trotzdem ist er wohl froh, dass ich klarkomme.
    »Wartest du schon lange?«, fragt Josh, sieht mich an und fummelt dabei spielerisch am Revers meiner offenen Jacke, als ich ihm schließlich meine Lippen entziehe. Es ist besser, das hier draußen nicht weiter zu vertiefen. Sonst wird es schwierig, es nicht allzu offensichtlich werden zu lassen, dass ich auf ihn stehe.
    »Nicht sehr«, behaupte ich.
    »Schon überlegt, was du dir ansehen willst?« Er weist mit dem Kopf in Richtung der Plakate.
    Ich hab gar nicht bemerkt, dass ich beim Küssen meine Hände auf seinen Hintern gelegt hab. Ich nehme sie weg, aber ich kann nicht aufhören, ihn anzusehen. Seine Augen haben eine tolle Farbe. Irgendwo zwischen grün und blau. Und um die Pupille sind sie dunkler. Ist mir bisher gar nicht so aufgefallen. Ich war wohl abgelenkt vom Rest und dem, was er so redet.
    »Nein«, murmle ich ein wenig abwesend, während er nach meiner Hand greift und mich, so als seien wir längst ein Paar, hinter sich her in Richtung des Eingangs zieht. Ich folge ihm. Mit weichen Knien und einem flauen Gefühl im Magen. Vielleicht sollte ich heute Abend mit nach oben gehen.
    »Und? Was möchtest du sehen?«
    Unschlüssig bleiben wir vor dem Eingang stehen und sehen die Plakate an.
    » Oblivion läuft leider erst übernächste Woche«, sagt er und

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