Zwischen den Zeilen
kommt gar nicht mehr wirklich hinterher…
»Eigentlich warte ich schon, seit ich dich das erste Mal gesehen hab, darauf, dass du mich küsst.« Es ist mehr ein tonloses Krächzen. Und ich weiß nicht, wo zur Hölle es hergekommen ist. Und wenn ich das jetzt irgendwie retten will, dann sollte ich ihn wohl küssen.
»Nicht«, sagt er, als ich mein Gesicht seinem nähere.
»Nicht?« Oh Scheiße! Ich zucke zurück.
»Hattest du nicht gesagt, dass du darauf wartest, dass ich dich küsse?«, fragt er rau, legt seine Hand in meinen Nacken und streicht mit dem Daumen an meinem Unterkiefer entlang.
»Doch«, gebe ich zu. »Aber…«
»Dann hör endlich auf zu quatschen, Josh.«
Seine Lippen treffen meine. Sie sind weich und rau und... er küsst verdammt gut und irgendwie zärtlich. Zärtlicher, als ich es erwartet hätte von ihm…
Miserable Vorstellung
Ben
Ich bin zu früh. Definitiv etwas, das wir nicht gemeinsam haben. Wobei wir, realistisch betrachtet, wohl auch sonst nichts gemeinsam haben. Trotzdem bin ich aufgeregt und freue mich darauf, ihn wiederzusehen. Jedenfalls ein bisschen.
Einige Leute tummeln sich auf dem Vorplatz des großen, gläsernen und beinahe futuristisch anmutenden Kinos, andere gehen ins Innere. Die ersten Filme der Abendvorstellung beginnen um acht. Er hat also noch zehn Minuten.
Mein Blick gleitet über die bunten Plakate. Er weiß nicht genau, was er sehen will. Hat ein paar aktuelle Filme vorgeschlagen und die meisten haben mir nicht viel gesagt. Ich gehe nicht oft ins Kino. Das ist so ein Paar-Ding. Wobei… ich bin ja sein Ex. Ich glaube, das letzte Mal einen Film im Kino angesehen, hab ich mir mit meinem.
Ich muss immer noch ein bisschen über diese Geschichte lachen, genauso wie über sein Geständnis und sein zerknirschtes Gesicht. Über gestern Abend und diesen Typen, der uns da in der Bar über den Weg gelaufen ist. Ich glaube, die ganze Sache war Josh ziemlich peinlich und zuerst wusste ich nicht so recht, was ich davon halten soll. Aber ich konnte ihm irgendwie nicht böse sein. Ich finde ihn süß. Vielleicht sogar ein bisschen mehr als das. Und mehr, als ich sollte.
Er hat so viel von sich erzählt. Und obwohl ich weiß, dass mich all das abschrecken sollte, tut es das nicht. Er ist Einzelkind. Sein Vater ist Arzt mit eigener Praxis. Seine Mutter hat Germanistik studiert, arbeitet als Bibliothekarin und hat irgendwelche Kinderbücher von irgendeinem Hund für ihn geschrieben, die ein Verlag jetzt druckt. Er findet es peinlich. Jedenfalls behauptet er das. Vermutlich, weil der kleine Junge in den Büchern, dem der Hund gehört, eigentlich er ist.
Er und ich, das sind verschiedene Welten. Und im Grunde weiß ich, dass es nicht zusammenpassen wird. Nicht langfristig, jedenfalls. Trotzdem bin ich nach gestern Abend wohl endgültig ein bisschen in ihn verliebt.
Ich verliebe mich immer in Männer wie Josh. Vielleicht, weil ich gerne wissen will, wie sich das anfühlt. Ich kann es nicht steuern und im Moment will ich es auch nicht. Ich will ihn genießen, den Moment und diesen Abend. Ohne darüber nachzudenken, wo es hinführt.
Als ich ihn gestern nach Hause gebracht hab, musste ich ihn einfach küssen. Es war ziemlich interessant, mit dem Stab in der Zunge und diesem Ring da in seiner Lippe. Und es war ziemlich, ziemlich gut.
Ich glaube, er war ein wenig enttäuscht, dass ich nicht mit nach oben gekommen bin. Stattdessen hab ich ewig wach gelegen in meinem Bett, weil ich an ihn denken musste. Mit Schmetterlingen im Bauch und diesem Gefühl, das mich untrüglich darauf hingewiesen hat, dass es passiert ist. Ich wollte es nicht, schon gar nicht bei Typen wie ihm. Aber ich bin verknallt. In Josh.
Das letzte Mal, dass ich's war, scheint so lange her, dass ich beinahe vergessen hatte, wie es sich anfühlt. Aber es fühlt sich gut an. Obwohl er schon ein echter Chaot ist. Und das Schlimmste ist, dass ich mich wieder dem Gedanken hingebe, dass es vielleicht irgendwie funktioniert.
Er hat mir eine SMS geschickt, als ich zu Hause war. Und ich musste ihn einfach anrufen.
»Hey«, hat er am anderen Ende der Leitung gesagt.
»Hey«, hab ich leise erwidert.
»Schläfst du schon?«
»Nein, bin grade erst nach Hause gekommen. Danke für die SMS.«
»Danke für den Gute-Nacht-Kuss«, hat er in den Hörer gehaucht.
»Gern geschehen.«
»Sehen wir uns morgen?«, hat er ein bisschen schüchtern gefragt.
»Dachte, du kommst mit an die Alster.«
»Bestimmt nicht. Was
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