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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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Fertig?«, fragt Julie, als sie vom Klo zurückkommt. Die Gegenfrage verkneife ich mir wohl besser.
    »Gleich!« Schnell schließe ich das Internetfenster. Ich hab gar nicht gemerkt, dass sie hinter mich getreten ist. Dummerweise hab ich mich grade bei Gayzone Hamburg eingeloggt.
    Claude hat sich dort den verheißungsvollen Namen Blonde25Takesitall gegeben und sich BigBen als Date am Boberger See angeboten. Anscheinend haben sie drüben in der Fashion extrem wenig zu tun.
    »Wo treibst du dich denn rum?« Offensichtlich war ich nicht schnell genug. Und die Pop-up-Fenster sind ziemlich eindeutig.
    »Oh, das ist... so ein Forum... für Schwule«, murmle ich also. »Ich musste da eben was schauen.«
    »Okay?«, sagt Julie lang gezogen, spart sich zum Glück aber jeden weiteren Kommentar, während ich schnell ein sich verspätet öffnendes Pop-up-Fenster mit eindeutig nicht jugendfreiem Inhalt wegklicke.
    »Hör mal, ich glaube, ich mach doch erst später Mittag.«
    »In Ordnung«, sagt sie und klingt verwundert. Aber da kann ich mich jetzt echt nicht drum kümmern.
    Ich warte einen kurzen Moment, um sicher zu sein, dass sie das Büro verlassen hat, bevor ich das Fenster von Gayzone wieder öffne. Ich bin immer noch eingeloggt. Als TwinkyStar69 , was Besseres ist mir auf die Schnelle nicht eingefallen. Und ich habe tatsächlich Post. Von BigBen ...
     

Rote Rosen von Twinkystar
     
    Ben
     
     
    »Sekunde!«, rufe ich durch die offene Tür des Binderaums in den Laden und sehe rüber zur Uhr an der Wand. Es ist kurz vor sechs, wir schließen gleich. Ich hoffe, es ist wenigstens ein unkomplizierter Kunde, der mich jetzt nicht noch irgendwas binden lässt, das länger als fünf Minuten dauert.
    Kurz mustere ich den Strauß, mit dem ich grade beschäftigt bin, und lege ihn auf dem Tisch ab. Die altrosa Rosen und die weißen Ranunkeln fallen in alle Richtungen auseinander. Aber was soll's? War sowieso nicht toll. Ich hab ein paar Zweige zurechtgeschnitten, statt des Farns, der auf dem Großmarkt nicht zu bekommen war. Sah scheiße aus. Vermutlich muss ich also wirklich warten, bis ich wenigstens ein paar Samen für Uluhe-Farn bekomme. Daniel hat gemeint, er habe einen hawaiianischen Samenhändler aufgetrieben, der vielleicht nach Hamburg verschickt. Vermutlich hab ich meinen Farn also irgendwann im Winter und binde ihn mit Christrosen und Tannengrün auf. Geduld ist nicht grade meine Stärke, was meine Arbeit angeht.
    Mit einem Seufzen lasse ich mich vom Tisch gleiten, wische mir die feuchten Hände an den Oberschenkeln ab und gehe in den Verkaufsraum.
    »Hey!« Es ist Josh, der am Kassentresen lehnt. Mit einem verlegenen Lächeln lässt er die kleine Kugel, gegen die er den Ring getauscht hat, unter der Oberlippe verschwinden und ich höre leise das metallische Geräusch, das es an seinen Schneidezähnen macht.
    Mir wird warm. Und flau im Magen, als ich seinem Blick ausweiche. Nur für einen Moment, den ich brauche, um meine Professionalität zurückzuholen. Und die Sache zwischen uns, die mich beinahe die ganze Nacht wach gehalten hat, wegzuschieben.
    »Hi!«, sage ich dann kühl, suche seinen Blick, halte ihm stand und mustere ihn. Er steht kaum einen Meter entfernt und für einen Augenblick verirrt sich wieder der Duft seines Aftershaves vom See in meine Nase. Gemischt mit dem seiner warmen, weichen Haut. Er riecht gut. Und er ist, wie er da am Tresen lehnt, so verdammt sexy, dass der Gedanke daran, wie es sich angefühlt hat, ihn zu küssen und neben ihm einzuschlafen, schmerzhaft ein Loch in mein Herz bohrt.
    »Hey, ich... bräuchte ein paar Blumen«, sagt er mit gespielter Lässigkeit und sieht mich an. Aber seine Unterlippe verrät ihn.
    »Blumen?« Verwundert ziehe ich die Augenbrauen hoch.
    »Ist doch ein Blumenladen hier, oder?«, fragt er ein bisschen provokant und reckt das Kinn nach oben.
    »Klar.« Ich nicke. »Bestimmter Anlass? An was hattest du denn gedacht?«
    »Rosen wären wohl gut«, scheint er zu überlegen. »Rote. Ich…soll sie für jemanden besorgen, der was verbockt hat… und der es gern wieder geradebiegen würde. Ich meinte, ich kenne da einen guten Floristen.« Er lächelt. Und das Loch in meinem Herz wird ein bisschen größer. Aber vielleicht spüre ich es auch nur deutlicher, weil es ein bisschen schneller schlägt.
    »Such dir einfach was aus.« Ich schlucke und weise vage mit dem Kinn in Richtung der fertig gebundenen Sträuße am Boden vor dem Tisch mit den Schnittblumen. »Sind ein paar

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