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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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Bitterkeit in mir aufsteigen lässt, die mein Herz schwer macht. Ich bin ein pathetischer Idiot. Jedenfalls nach dem Sex.
    Pathetisch. Die meisten Leute kennen dieses Wort wahrscheinlich nicht. Ich kenne es, ich hab mit Daniel wohl ein bisschen zu oft Vom Winde verweht gesehen. Ich kenne es, aber ich kann es nicht schreiben.
    Und mit einem Mal finde ich mein Spiegelbild einfach nur lächerlich. Es macht keinen Sinn zu versuchen, so zu tun, als sei ich wie er. Wie seine Freunde, zu denen er mich bringt. Als würde man mit ihnen spielen, in der ersten Liga. Ich spiele nicht dort. Und ich spiele nicht in seiner. Sein Lächeln, seine Gefühle für mich und der kleine Kuss, den er mir hinhaucht, ändern das nicht. Und jetzt gehen wir zusammen auf diese Party. Ich hoffe nur, ich enttäusche ihn nicht.
    Die Feier ist nicht besonders weit von seiner Wohnung. Nicht mehr St. Pauli, ich schätze, das hier ist schon Altona.
    Es ist ein großer, weißer, typisch hanseatischer Altbau mit Flügeltüren, der auf den ersten Blick nicht so recht in diese Gegend passt. Pauls Wohnung befindet sich durch den breiten Flur, der mit hellem Marmor getäfelt ist, vorbei an den Briefkästen, im Hinterhaus.
    Ich folge Josh in einen beinahe kreisrunden, mit Kopfsteinpflaster ausgelegten Innenhof, der mit ordentlich angelegten Rabatten und einigen Sträuchern ein wenig Grün bietet. An der hohen Mauer zum Nachbargrundstück steht eine alte Kastanie. An der Wand zwischen Haustür und Terrasse, deren Tür offen steht, ranken sich Glyzinien. Chinesische, für japanische ist es noch ein bisschen früh, denn die ersten Blüten sind bereits offen. Auf der Terrasse steht ein Grill, auf dem Fleisch und Würstchen brutzeln. Ein Kerl, eher klein und mit roten Haaren, der eine Schürze umgebunden hat, hantiert geschäftig mit einer Grillzange, während ein anderer, größerer, mit schwarzer Brille ihm mit einem Föhn, der an einem Verlängerungskabel aus der Wohnung hängt, Hilfestellung leistet. Ein paar andere Jungs stehen in einer Gruppe und unterhalten sich.
    Eine junge Frau kommt mit einer Schüssel aus der Küche und stellt sie auf einem kleinen Campingtisch ab, auf dem schon andere Schüsseln, ein Stapel Teller und einige Gläser stehen. Am Boden befinden sich zwei Kästen Bier und einer mit Cola. Ein anderes Mädchen, etwas dicklich, folgt ihr, zwei Stangen Weißbrot, ein Schneidebrett und ein Messer in der Hand. Alles in allem eine ganz normale Party.
    »Hi!«, sagt Josh laut, um sich bemerkbar zu machen, und geht einen Schritt auf die Jungs zu. Sie verstummen kurz und alle Köpfe drehen sich in unsere Richtung. Der Kerl am Grill schwenkt die Zange zum Gruß.
    »Hey!« Einer der Jungs löst sich aus der Gruppe und kommt zu uns rüber.
    »Hey, Paul.« Josh deutet einen Begrüßungskuss an. Dann dreht er sich zu mir, legt seine Hand auf meinen Arm, zieht mich ein bisschen zu sich und stellt uns vor. »Paul, das ist Ben. Wir sind zusammen. Ben, das ist Paul. Wir kennen uns von der Uni.«
    »Freut mich«, sagt Paul, ohne mich irgendwie abschätzend zu taxieren.
    »Hi«, murmle ich und strecke ihm statt meiner Hand das Sixpack hin, das wir eben zusammen mit etwas Grillfleisch und einer Soße noch schnell im Supermarkt gekauft haben. Josh meinte, Bier sei besser als Blumen, denn laut seiner Aussage ist die mittlere Überlebensdauer von Topfpflanzen in seinem Freundeskreis ziemlich gering.
    »Danke.« Paul greift nach dem Bier und wir folgen ihm die letzten Schritte zum Grill. »Wir haben schon angefangen«, sagt er, während er es neben den Kästen unter dem Tisch abstellt. »Max wirft euer Zeug mit auf den Grill, wenn ihr wollt, und beim Rest bedient ihr euch einfach.«
    »Hey, Joshs neue, scharfe Eroberung aus Bremen.« Einer der Jungs aus der Gruppe, die wir wohl aufgelöst haben, klopft mir auf die Schulter. Sein Blick ist glasig, ich schätze, er hat ein bisschen zu viel getrunken. Trotzdem fühle ich mich irgendwie unwohl, dabei bin ich erst ein paar Minuten hier.
    »Moritz, Ben, Ben, Moritz«, sagt Josh und klingt ein bisschen genervt.
    »Hey«, sagt Moritz noch einmal. Zum Glück sagt er nichts mehr über diese Sache mit Bremen. Ich hoffe, auch sonst hat Josh nicht allzu viel über mich erzählt. Reicht schon, dass er Paul von der Uni kennt. Wahrscheinlich haben alle hier studiert.
     
     
     
    ***
     
    »Und, was hast du studiert?«, fragt Magda, wie Josh sie mir vorgestellt hat, mich ein wenig später. Mittlerweile ist das Essen fertig und Josh

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