Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
Vom Netzwerk:
entsprechenden Anhang. Wir treffen uns in unregelmäßigen Abständen. Manchmal alle, manchmal nur einige, so wie ich mich heute mit Mo zum Fußball gucken. Es ist ein ziemlich gemischter Haufen. Die meisten sind hetero. Nur Moritz ist auch schwul. Im Moment ist er Single. Aber man muss ihn nicht bemitleiden, denn er ist niemand, der deswegen kein Sexualleben hat. Wenn ihm Mitleid gebührt, dann allerhöchstens dafür, dass er momentan ganz sicher nicht so ein gutes hat wie ich.
    »Eigentlich wollten wir uns eher einen ruhigen Abend machen…« Im Grunde stellt sich wohl eher die Frage, ob ich Bock auf Paul und die Jungs habe. Denn ich kann's schon den ganzen Tag nicht erwarten, Ben zu sehen. Ich hab zu Hause geschlafen heute Nacht, weil er mit Daniel zum Großmarkt ist und ich um zehn angefangen hab in der Videothek. Vorhin haben wir dann ausgemacht, dass ich nach dem Spiel bei ihm vorbeikomme. Denn samstags muss er meist länger arbeiten, weil die Heten Frühlingsgefühle bekommen, heiraten und dafür unbedingt seine Blumen brauchen. Dass er mich letzte Woche zum HSV-Spiel begleitet hat, war eher die Ausnahme, weil er nicht wollte, dass ich enttäuscht bin. Manchmal kann er sich wohl früher loseisen, aber eigentlich geht es am Samstag im Blattgold , jedenfalls im Frühling und Sommer, immer bis mindestens um fünf.
    Jetzt ist es zwanzig nach und ich sollte echt los. Mit dem Rad, das ich, damit ich mir neben ihm nicht wie der totale Sport-Loser vorkomme, mal aus dem Keller geholt und in Schuss gebracht hab, sind es vom Café Miller gut fünfzehn Minuten.
     
     
     
    ***
     
    »Hey! Komm rein«, begrüßt mich Ben.
    »Bin ich zu spät?«, frage ich ein wenig außer Atem. Offensichtlich ist er grade beschäftigt. Er trägt eine beige Arbeitshose und dazu ein ausgewaschenes, dunkelgraues Shirt, mit ziemlich tiefem Ausschnitt, der den Blick auf seine Schlüsselbeine und den Ansatz seiner Brustmuskulatur freigibt. Seine Hände sind schmutzig von Erde. Verlegen wischt er sie an den Hosenbeinen ab, wo sie dunkle Streifen hinterlassen.
    »Nein.« Er tritt zur Seite und lässt mich in die Wohnung, bevor er seine Arme vorsichtig um meinen Hals legt, um meine Klamotten nicht schmutzig zu machen.
    »Bist du beschäftigt?«
    »Bin gleich fertig«, erwidert er und küsst mich kurz auf den Mund, bevor er mich loslässt und mich mit dem Arm und einem abgewinkelten Handgelenk in seinen Wohnraum bugsiert. Die Balkontür ist offen und draußen neben der Liege stehen ein paar Eierkartons oder so was in der Art. Anscheinend ist er mit seinen Pflanzen beschäftigt.
    »Kein Problem«, sage ich, folge ihm nach draußen und lasse mich auf die Liege plumpsen. Er tritt neben mich, beugt sich zu mir, greift mit seiner immer noch erdigen Hand nach meinem Kinn und küsst mich. Seufzend sinke ich ins weiche Polster der Liege, schließe die Augen, rieche die frische Erde und fühle seine Lippen auf meinen.
    »Was machst du?«, frage ich und streiche ihm mit der Hand eine blonde Strähne aus der Stirn zurück hinters Ohr.
    »Farn«, antwortet er, lächelt, löst sich von mir, geht rüber zu den Kartons, schiebt sie ein wenig näher an die Liege, bückt sich nach einem weißen Papiertütchen und setzt sich dann an den Rand des Fußendes. Sein Shirt rutscht ein wenig nach oben, als er sich bückt und beginnt, mit dem Finger kleine Löcher in die Erde zu drücken. Ich kann den Ansatz seines Hinterns erahnen und muss mich zwingen, nicht hinzusehen und über ihn herzufallen.
    »Farn?«, frage ich, streife mir dabei die Sneakers von den Füßen und lasse sie auf den Holzboden fallen.
    »Uluhe-Farn«, präzisiert er, während ich meine Socken ausziehe und in meinen Schuhen verstaue. »Ich hab Samen aus Hawaii bestellt und sie sind endlich angekommen.«
    »Hawaii«, wiederhole ich, lehne mich wieder ins Polster und berühre dann mit dem großen Zeh die Haut zwischen seinem Shirt und dem Hosenbund. Er dreht den Kopf über die Schulter und lächelt, dass mir ganz warm wird im Bauch.
    »Hm… den gibt es hier nicht. Aber ich hab's in ein paar Zeitschriften gesehen und ich glaube, ich könnte ein paar schöne Dinge damit machen.«
    Irgendwie muss ich grade an ein paar schöne Dinge denken, die er mit seinem Schwanz in mir machen könnte, aber ich glaube, ich lass ihn mal eben zu Ende pflanzen. Also winkle ich die Beine an und sehe ihm zu. Ich mag's, wie konzentriert er dabei ist. Und ich mag seine Arme und seine Schultern. Schon allein der Gedanke daran, wie

Weitere Kostenlose Bücher