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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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wohl nötig sind, damit sich ein eigenes Regal lohnt, noch dazu in Albany, drei Stunden nördlich von New York.
    »Can I help you, detective?«, sagte Sarah und lächelte fragend. Sie hatte die Kapuze ihres Wintermantels abgestreift, und ihre rote Mähne umgab ihren Kopf wie ein Heiligenschein.
    »Nein«, sagte Johansson und nickte zum Regal vor den Kassen. »Mir war nur ein Gedanke gekommen.«
    »Planning the unplanned«, sagte Sarah und lächelte.
    Das hier muss das gescheiteste Frauenzimmer sein, das mir je über den Weg gelaufen ist, dachte Johansson, denn sie hat ja wirklich Recht.
    Danach waren sie zu dem Haus gefahren, in dem John gewohnt hatte – bis zu seiner Abreise nach Schweden, wo er gestorben war.
    Was für ein ungeheuer lugubrer Ort, dachte Johansson, der seine Ehre darin setzte, immer wieder seinen Wortschatz zu erweitern. Das Haus lag fünfzig Meter von der Straße entfernt auf einer Anhöhe. Es war aus altersschwarzen Klinkern gebaut und groß genug für eine ganze Sommerkolonie aus jungen Junkies. Jahrhundertwende, amerikanische Neogotik, ein Mausoleum der Düsternis, das seine Geheimnisse hinter hohen, bleigefassten Fenstern verbarg.
    »Na?«, fragte Sarah und lächelte hingerissen. »Das ist doch wirklich gemütlich.«
    »Ich finde, Sie sollten es verkaufen«, sagte Johansson. »Sonst setzen sich die armen Würstchen garantiert eine Überdosis.«
    Im Erdgeschoss befand sich eine große Diele, die in ein noch größeres Wohnzimmer überging. Dunkle Herrenzimmermöbel aus der Vorkriegszeit, auf dem verrußten Kaminsims drängten sich Reihen von gerahmten Fotos, und an den braungefleckten Tapeten zeigten hellere rechteckige und quadratische Felder, dass dort früher einmal Bilder gehangen hatten. An der hinteren Querwand war durch zwei halb offene Doppeltüren das angrenzende Esszimmer zu sehen, in das Johansson nur einmal hineinzuschauen brauchte, um gleich den Appetit zu verlieren. Außerdem herrschte dort ein gewaltiges Durcheinander. Aschenbecher waren voll gestopft mit Kippen, zerknüllten Zigarettenpaketen und vertrockneten Apfelresten, auf dem Boden lagen Zeitungen herum, Stapel von aus den Regalen gerissenen Büchern schienen bedrohlich zu wanken. Mitten im Zimmer war ein Turm von Gartenmöbeln aus Bambus notdürftig mit einem Perserteppich bedeckt.
    »Na, ist doch vornehm hier«, sagte Sarah und kicherte munter.
    Das Einzige, was Johansson sich genauer ansah, waren die Fotos auf dem Kaminsims. Insgesamt zwanzig Fotos, die eine oder mehrere Personen zeigten, jedes gerahmt in Silber, Zinn oder Holz, die Motive ließen annehmen, dass die Bilder in einem Zeitraum von etwa fünfzig Jahren entstanden waren. Einer der Abgebildeten war auf allen Fotos vertreten, mit einer Ausnahme, dem Porträt einer nicht mehr ganz jungen Frau. Sie war hochbusig, hatte die Haare zu einem Knoten hochgesteckt, trug ein Kleid mit einem Kragen und schaute mit strenger Miene in die Kamera.
    »Johns Mutter«, sagte Sarah. »Sie glotzt so, weil sie wie immer sturzbesoffen war. Die anderen Bilder zeigen ihren Bruder, den Oberst, der irgendwelche Promis begrüßt.«
    Der Oberst, dachte Johansson. War der nicht Professor gewesen?
    »Sie reden vom Obersten«, sagte Johansson. »Haben Sie nicht gesagt, dass er Professor war?«
    »Darüber reden wir später«, sagte Sarah. »Wenn Sie sich alle Fotos angesehen haben, auf denen er irgendwelche Promis begrüßt.«
    Keine schlechte Zusammenfassung, dachte Johansson. Auf dem Foto, auf dem der Oberst besonders jung war, trug er akademisches Ornat mit plattem Hut, schwarzem Mantel und Kette, und er verbeugte sich höflich vor einem weißhaarigen Skelett im gleichen Kostüm. Ansonsten trug er fast immer Uniform oder einen zweireihigen Anzug mit breitem Revers, und je nach Kleidung salutierte er entweder, oder er reichte anderen Männern die Hand, die allesamt älter waren als er und ihrer Körpersprache nach wohl auch vornehmer. Zwei von ihnen erkannte Johansson sogar. Den Ersten von einem Bild aus dem Geschichtsunterricht her, denn es war Präsident Harry S. Truman, der höflich die Hand von Onkel Oberst-Professor schüttelte, der trotz seines Anzugs mit den breiten Revers mit vorgeschobenem Kinn und starrem Blick Habacht stand.
    Auf dem anderen Foto trug er Paradeuniform und salutierte vor einem kleinen bulldoggenähnlichen Mann, der etwas anderes anzusehen schien, was, wurde nicht klar, jedenfalls befand es sich außerhalb des Bildrandes, und dieser Mann hatte eben erst in

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