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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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hatten sogar Dachboden und Keller besucht, und Johanssons erster Eindruck hatte sich dabei nur bestätigt. Am beeindruckendsten fand er den gigantischen Berg aus leeren Flaschen, die sie im Keller gefunden hatten. Ein gläserner Berg aus getrunkenem Bourbon, schottischem Whisky und irischem Whiskey, dazu einige hundert Flaschen, die Wodka aus den USA enthalten hatten.
    Danach hatten sie das Haus abgeschlossen und waren weitergewandert. Zu einem vietnamesischen Restaurant, das nur einige hundert Meter entfernt in derselben Straße lag, es war von bunten Lampions erhellt, und vor dem Eingang stand ein hauseigener Weihnachtsbaum.
    Großartiges Essen, aber wohl kaum die Kost, die man Jarnebring antun könnte, dachte Johansson eine gute Stunde später. Sie hatten mit einer Suppe angefangen, die aus Seetang zu bestehen schien und die laut Sarah auch aus Seetang bestand, aus einem ganz besonderen und überaus wohlschmeckenden Seetang. Danach hatten sie eine Art vietnamesische Ravioli bestellt, die mit dünnen Streifen geräucherter Entenbrust gefüllt waren, Johansson hatte Bier getrunken, Sarah zog kalifornischen Weißwein vor und redete und lachte fast die ganze Zeit.
    Zuerst hatte er sie über das eben besuchte Haus befragt. Was war aus Bildern, Büchern, Kunstgegenständen und anderen persönlichen Habseligkeiten geworden, die es in einem Haus dieser Größe doch gegeben haben musste? Verkauft, sagte Sarah, im Laufe der Jahre und vermutlich aus denselben Gründen, die hinter dem Verfall des Besitzers steckten.
    »Ich weiß ja nicht, welche Pensionen die CIA bezahlt«, sagte Sarah. »Rufen Sie doch mal ihr Büro in Langley an und fragen sie.«
    Sarah war zuletzt vor zehn Jahren als Gast in dem Haus gewesen, und in ihrer Erinnerung war es auch damals, als der Oberst noch sein Professorengehalt bezogen hatte, nicht origineller möbliert gewesen.
    »Das meiste war Schrott. Es gab nicht sehr viele Bücher, und die Kunst entsprach so ungefähr dem Pferdebild, das du in Johns Zimmer gesehen hast. Ich erinnere mich vor allem an eine Menge Müll von militärischer Herkunft, denn so was sammelte er, jede Menge Helme und Schwerter und Medaillen, er war ungeheuer stolz auf seine Sammlungen. Millionen hat er dafür sicher nicht bekommen, das ist klar. Aber ganz wertlos war das alles sicher auch nicht. In diesem Land hier wimmelt es doch nur so von Irren, die solchen Kram suchen.«
    Danach hatte Johansson das Gespräch auf John und dessen Zimmer gebracht. Was ihn gestört hatte, »as a cop«, war nicht, dass der Bewohner ein richtiges Dreckschwein gewesen zu sein schien, denn Johansson hatte schon viel Schlimmeres gesehen, sondern, dass es diesem Dreckschwein offenbar an persönlichen Eigenschaften und Interessen gefehlt hatte. Denn das konnte ein Polizist wie Johansson nun wirklich nicht billigen.
    Sarah hatte zustimmend genickt. John war ein Schussel gewesen, dem allgemein akzeptierte menschliche Genussmittel auffällig gleichgültig gewesen waren; ein Bett war etwas, in dem man schlief, Kleider etwas, das man überstreifte, weil es warm oder kalt war, regnete oder schneite, und man aß, wenn man Hunger hatte.
    »Bier trinken konnte er dagegen die ganze Zeit.«
    »Er muss doch irgendwelche Interessen gehabt haben«, beharrte Johansson.
    Wenige, wenn Sarah Recht hatte. Er las fast nur Krimis, Agentenromane und solchen Schund, und wenn er den Fernseher einschaltete, dann zappte er eigentlich nur durch die Gegend.
    »Er hat sich nicht mal für Sport interessiert. Die Golftasche in seinem Kleiderschrank hat er sicher von seinem Onkel bekommen. Ich weiß, dass der kurze Zeit Mitglied in einem Golfclub war, aber er ist ausgetreten, als sie die ersten Farbigen aufgenommen haben.«
    Reizender Mann, dachte Johansson.
    »John ging auch nicht gern spazieren, das hielt er für Zeitverschwendung. Wenn wir früher zusammen ausgingen, stellte er sich in die dunkelste Ecke der Kneipe und trank Bier, belauerte die Mädchen und schaute geheimnisvoll. Und ich bin darauf abgefahren.«
    »Aber er muss doch irgendwas gemacht haben«, beharrte Johansson, dessen Interesse jetzt endgültig geweckt war.
    »John hat sich nur für John interessiert. Ich glaube nicht mal, dass er sich für Frauen interessierte, trotz aller Eroberungen, mit denen er immer protzte. Ich glaube, das lag in der Familie. Sein Onkel hat sich auch nicht für Frauen interessiert. Bei allem, was er sagte oder unternahm, ging es um andere Männer. Frauen waren auf seiner Landkarte nicht

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